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In sueßer Ruh

In sueßer Ruh

Titel: In sueßer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. E. Lawrence
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Netz gibt es Dutzende ganz ähnliche Bilder«, erwiderte Krieger. »Aber diese fand ich am besten. Beide Kostüme sind sehr ausgefeilt und geben den Steampunk-Stil ganz gut wieder.«
    »Sind Sie nicht Spezialistin für Sprache?«, fragte Butts.
    »Sprache und Kultur«, antwortete sie. »Ich habe auch einen Abschluss in Soziologie.«
    »Das ist ja wirklich interessant, verstehen Sie mich nicht falsch«, sagte Butts. »Aber wie soll uns das helfen, diesen Widerling hopszunehmen?«
    »Im Augenblick wissen wir nicht, was uns helfen könnte«, hielt Lee dagegen. »Aber mehr über diese Subkultur zu wissen kann nicht schaden. Ich habe mich gefragt, ob Ihnen das hier vielleicht etwas nützt«, sagte er und reichte Krieger einen Ausdruck seines Protokolls der Unterhaltung im Steampunk-Chatroom.
    Sie las es. »Interessant. Wie sind Sie auf diesen Chatroom gestoßen?«
    »Er war einer der ersten Treffer, als ich Steampunk gegoogelt habe.«
    Butts, gegen seinen Willen neugierig geworden, hatte sich auf die Zehenspitzen gestellt und reckte den Hals, um über ihre Schulter mitzulesen. Was gar nicht so einfach war, schließlich war er fünfzehn Zentimeter kleiner als sie.
    »Möchten Sie auch mal sehen, Detective?«, fragte sie lächelnd.
    »Sicher, wenn Sie fertig sind«, sagte er errötend.
    »Was halten Sie davon?«, fragte Lee.
    »Nun, es ist natürlich klassisches Gockelgehabe, herumstolzieren und Gefieder aufplustern – die Männchen spielen sich vor dem Weibchen auf.«
    »Genau«, sagte Lee. Insgeheim aber dachte er: Sind wir wirklich so offensichtlich? Wie erbärmlich.
    »Stimmen Sie dem nicht zu, Detective?«, fragte sie Butts.
    »Ja, sicher, meinetwegen«, gab er zurück und warf noch einmal einen Blick darauf. »Aber wir wissen nicht, wer diese Typen sind. Aller Wahrscheinlichkeit nach haben sie mit unserem Fall sowieso nichts zu tun.«
    »Aber sie könnten eine Verbindung zu unserem Mörder haben«, gab Krieger zu bedenken. »Oder ihn zumindest kennen. Wie groß wird diese Szene sein, was meinen Sie?«, fragte sie Lee.
    »Schwer zu sagen. Ich habe aber das Gefühl, sie wird größer.«
    »Wir sollten uns ein paar von diesen Freaks mal ein bisschen näher ansehen«, meinte Butts. »Zu schade, dass der Klub in Downtown dichtgemacht wurde.«
    Lee dachte an Kathys Versprechen, ihn in einen Klub in Philadelphia mitzunehmen, bezweifelte aber, dass das jetzt geschehen würde.
    »Gibt es etwas, das Sie uns auf der Grundlage dieser Unterhaltung über die drei sagen können?«, wollte er wissen.
    Krieger sah sich das Protokoll noch einmal an. »Also, zunächst einmal würde ich sagen, dass da ganz schön posiert wird – zum Teil, um dem Mädchen zu imponieren.«
    »Vorausgesetzt, es ist ein Mädchen«, sagte Butts. »Es könnte auch ein fünfzigjähriger Perverser sein, der in Unterwäsche herumhängt.«
    »Nein, ich bin mir ziemlich sicher, dass sie weiblich ist.«
    Butt legte die Stirn in Falten. »Ohne Scheiß? Das können Sie allein daran feststellen, was die geschrieben haben?«
    »Mit ziemlicher Sicherheit.«
    »Sicher genug, um darauf zu wetten?«
    »Oh ja, zweifellos.«
    Lee lächelte. Butts wurde allmählich warm mit der Walküre, ob er wollte oder nicht. Lee traute ihr noch immer nicht recht, auch wenn sie ihn beeindruckte – und dass man ihre sexuelle Orientierung nicht eindeutig einordnen konnte, fand er verdammt sexy. Er fragte sich, ob es Absicht oder ob sie von Natur aus so war. Sie war gefährlich, doch das war ein Teil ihrer Faszinationskraft. Sex und Tod, dachte er, waren auf ewig miteinander verknüpft – im Kopf des Täters, so viel stand fest. Und wenn sie diese Verknüpfung nicht ziemlich bald entschlüsselten, würde es am Ende noch mehr Tote geben.

KAPITEL 42
    Auf seiner Fahrt die 202 entlang öffnete Lee das Autofenster und atmete die milde, schon nach Verfall duftende Septemberluft ein. Die Landschaft lag in spätsommerlicher Verschlafenheit, und die Felder begannen bereits ein dunkles Gelb anzunehmen. Das Laub der Bäume wirkte, als sei es zu erschöpft, um sich noch länger an die Zweige zu klammern. Diese letzten Sommertage hatten etwas Unwiderstehliches, wenn sich die noch weiche Erde in Vorbereitung auf den bevorstehenden Herbst in sich zurückzog.
    Er atmete tief ein, genoss die schwere, feuchte Luft und spürte, wie sich die Verspannungen in seinen Schultern lösten.
    Lee hatte eine Art Beschützerinstinkt, was seinen Heimatstaat betraf. Gelegentlich sah er sich gezwungen, Leuten zu

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