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In sueßer Ruh

In sueßer Ruh

Titel: In sueßer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. E. Lawrence
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dünnen Lippen zusammen. Sie waren ihr einziger Makel, selbst unter drei Schichten von Giorgio Armanis bestem Lippenstift blieben sie dünn. »Und woher wissen Sie, dass ich nicht eine Polizistin bin, die verdeckt ermittelt?«
    Butts lachte, eine kurze, erschütternde Explosion von Luft. »Verehrte Dame, wenn Sie Polizistin sind, bin ich der Weihnachtsmann. Was nun wirklich ein Witz wäre, wo ich doch zur Hälfte Jude bin.«
    Um sich nicht ausstechen zu lassen, beugte sich Susan Morton über den Schreibtisch und vergaß dabei ganz, die Ärmel ihrer teuren Bluse vor eventuellen Tinten- und Kaffeeflecken zu schützen. »Tatsächlich?«, sagte sie eisig. »Welche Hälfte?«
    »Die clevere«, schoss Butts zurück, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Sie machte ein finsteres Gesicht, aber Butts Aufmerksamkeit war bereits von einer zerknitterten Tüte Walnüsse eingenommen, die er aus der Jackentasche gezogen hatte. Er warf sich ein paar in den Mund und kaute zufrieden, wobei er sich noch immer mit dem Hut Luft zufächelte.
    »Ich muss gehen«, sagte Susan steif, die offensichtlich dachte, ein Rückzug aus der Kampfzone sei unter den gegebenen Umständen die beste Taktik. Sie strich ihre Bluse glatt, nahm ihren Blazer von der Sessellehne und hängte ihn sich um, bevor sie auf ihren sieben Zentimeter hohen Stöckelschuhen durchs Zimmer zur noch immer offen stehenden Tür stolzierte.
    Aber bevor sie hinausging, drehte sie sich noch einmal zu Lee um und formte mit den Lippen: Wir sind noch nicht fertig miteinander. Das war so eindeutig ein Verführungsversprechen – oder die Androhung –, dass ihm tatsächlich der Unterkiefer herunterklappte. Er wandte den Kopf, um zu sehen, ob Butts es mitbekommen hatte, der jedoch mit seiner Walnusstüte beschäftigt war.
    »Wolltest du denn nicht Chuck sehen?«, konnte er sich nicht verkneifen zu fragen.
    »Ach, ich bin mir sicher, du wirst ihm erzählen, dass ich da war«, gab sie zurück und ging.
    Als sie fort war, stand Butts auf, wischte sich die Walnusskrümel von der Hose und sagte: »Mannomann, der ist ja gestraft.«
    »Sie meinen Morton?«, fragte Lee.
    »Wen denn sonst. Ich hatte ja keine Ahnung. Herrje, armer Kerl«, meinte er kopfschüttelnd. »Muss schon sagen, die bringt mich dazu, meine Muriel zu würdigen.«
    Lee hatte Mrs Butts nie kennengelernt, hatte sie sich aber immer als klein, unelegant und mit beängstigender Gesichtsbehaarung vorgestellt. Dessen war er sich nun nicht mehr so sicher. Er sah Butts mit neu gewonnenem Respekt an. Der stämmige Detective war gerade Madame Zurschaustellung höchstpersönlich auf dem Schlachtfeld begegnet – und hatte gewonnen. Wenn sie jetzt doch nur auch die viel wichtigere Schlacht gewinnen könnten, in der sie sich befanden, dachte Lee grimmig. Aber dieser Sieg blieb ihnen noch versagt.

KAPITEL 41
    »Ich finde diese Szene wirklich äußerst faszinierend«, sagte Elena Krieger und reichte die Aufnahme eines jungen Paars in aufwendiger Kostümierung herum. »Bis jetzt hatte ich nicht die geringste Ahnung, dass es sie gibt. Ich dachte, es wäre vielleicht nützlich, wenn ich ein Gespür für diese Subkultur bekomme.«
    »Wo haben Sie das her? Aus dem Internet?«, fragte Butts.
    »Ja. Da gibt es eine ganze Reihe von Webseiten, die sich mit Steampunk beschäftigen. Diese beiden hier sind als Vampirjäger kostümiert.«
    »Mann«, meinte Butts, »diese Freaks lassen Buffy aber alt aussehen.«
    »Buffy?«, fragte Krieger stirnrunzelnd.
    »Die Vampirjägerin«, erläuterte Butts. »Das ist eine Fernsehserie. Mein Kleiner guckt die.«
    Lee betrachtete das Foto. Das junge Pärchen trug wirklich extrem ungewöhnliche Kleidung. Er jedenfalls hatte so etwas noch nicht gesehen. Sie hatten beide schwarze Uniformjacken mit schweren Ledergürteln und Metallschließen an. Das Mädchen trug dazu einen glockig geschnittenen Satinrock, der junge Mann eine gestreifte Hose und kniehohe Reitstiefel aus Leder. Um ihre Schultern hatten sie breite Lederriemen geschlungen, ganz ähnlich den Munitionsgurten von Rambo, allerdings waren statt Patronen mehrere breite Holzstifte an jeden Riemen geschnallt. Sie hatten beide Hüte auf: das Mädchen einen Zylinder, der Junge einen Hut aus weichem Leder, und auf beiden thronte jeweils eine altmodische Schutzbrille. Der junge Mann trug außerdem ein weißes keltisches Holzkreuz, das Mädchen hatte sich einen gelben Rosenkranz um die schlanke Taille gebunden.
    »Das ist also volle Steampunk-Montur?«, fragte er.
    »Im

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