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In sueßer Ruh

In sueßer Ruh

Titel: In sueßer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. E. Lawrence
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eine abgelegte Leiche. Ohne auf die erschrockenen Blicke der übrigen Gäste zu achten, verließ er steifbeinig das Lokal. Er ging Richtung Downtown durch das übliche Wochenendgewusel aus East-Village-Typen und Touristen, das sich über den St. Mark’s Place schob. Er blickte weder nach rechts noch nach links und hielt nicht an, bis er seine Wohnung erreicht hatte.
    Dort warf er seine Schlüssel aufs Kaminsims, ließ sich auf die Couch fallen und ignorierte das nicht enden wollende Klingeln seines Telefons. Er wusste, dass sie es war, aber es kümmerte ihn nicht. Er starrte aus dem Fenster auf das Rosettenfenster der ukrainischen Kirche gegenüber und hatte Sorge, die Energie aufzubringen, sich um überhaupt noch etwas zu kümmern.

KAPITEL 57
    Detective Leonard Butts mochte keine Hunde. Vielmehr hasste er sie und hatte Angst vor ihnen. Nachdem er als Kind einmal einen Zusammenstoß mit einem Dobermann gehabt hatte, hatte er krankhafte Furcht vor diesen schrecklichen, Zähne fletschenden Kreaturen. Er war nicht stolz darauf, und obwohl er bei seiner Arbeit mitunter damit konfrontiert wurde, war es ihm bisher gelungen, seine Angst vor den Kollegen geheim zu halten.
    Der heutige Tag würde allerdings eindeutig eine Herausforderung. Schwitzend stand Butts am Eingang zum Botanischen Garten neben einem Beamten der NYPD -Einheit K -9. Er spürte, wie ihm Schweißtropfen das Kreuz hinunterrannen – dort schien er immer schlimmer zu schwitzen als anderswo. Er fuhr sich mit dem Ärmel über die Stirn und atmete tief durch, aber es war zwecklos.
    Der K -9-Beamte hielt eine Leine, und an deren anderem Ende befand sich eine Bestie mit Ohren wie ein Hase und langen weißen Zähnen, die zu einem schauderhaften Grinsen entblößt waren. Das Tier hechelte in der Mittagshitze, und Butts sah ihm den Sabber aus dem Maul tropfen. Er stellte sich vor, es wäre sein eigenes Blut, und spürte schon, wie sich diese Reißzähne um seine ungeschützten Arme schlossen. Trotz der Hitze zitternd, zog er sich instinktiv die Manschetten über die Handgelenke.
    Die Bestie hieß Toby, hatte man ihm gesagt. Anscheinend war Toby so etwas wie ein Star der Einheit. Der reinrassige Deutsche Schäferhund war absolute Spitze und konnte die Witterung von Blut oder den Geruch eines Menschen im Radius einer halben Meile aufnehmen. Butts hatte das Bild vor sich, wie ihn der Hund durch den Wald verfolgte, während er wie ein Flüchtiger verzweifelt durchs Unterholz kroch.
    Sergeant Quinlan hingegen schien keine Probleme mit Toby zu haben. Vollkommen entspannt lehnte er mit seinem massigen Körper träge an einem Laternenpfahl. Er zog an seiner filterlosen Zigarette und schnippte sie auf die Erde.
    »Die Dinger werden Sie umbringen«, meinte Butts.
    Der Sergeant trat die Kippe mit seinen schweren schwarzen Dienstschuhen aus. »Erzählen Sie mir immer wieder.«
    »Ich wette, die sind auch schlecht für Ihre Allergie.«
    Quinlan warf Butts einen kritischen Blick zu, die wässrig blauen Augen waren fast völlig unter seinen Brauen verschwunden. »Was ist eigentlich los?«
    »Äh, nichts. Ich mag bloß keine Hunde, das ist alles.«
    »Angst vor ihnen?«
    »Nein, mag sie eben nicht besonders. Keine große Sache.«
    »Na ja, jeder hat so was, stimmt’s?«, sagte Quinlan mit einem Achselzucken. »Mir zum Beispiel graut vor Spinnen. Unheimliche Viecher, all diese dürren Beine, und nachts machen sie sich an einen ran. Die beißen auch – erwischen einen im Schlaf, und man wacht mit ’ner üblen Quaddel auf.«
    Butts nahm sich vor, dem Sergeant den größten doppelten Whiskey auszugeben, den er auftreiben konnte, sobald sie hier wieder weg waren. »Bereit zum Aufbruch?«, fragte er den Hundeführer, Officer Kalamaka, einen groß gewachsenen, gut aussehenden Afroamerikaner mit einer Haut wie poliertes Ebenholz und einem schlanken, athletischen Körper.
    »Sobald Sie den Startschuss geben«, erwiderte Kalamaka und schaute in die üppig grüne Landschaft des Botanischen Gartens. Toby sah erwartungsvoll zu seinem Herrchen auf. Erneut tropfte ihm Geifer aus dem Maul, und Butts schauderte.
    Neben Kalamaka, dachte Butts, wirkten Quinlan und er unförmig, zwei weichliche, teigige weiße Kerle. Der Sergeant machte allerdings nicht den Eindruck, übermäßig besorgt wegen seiner plumpen Statur zu sein. »Wir warten noch auf Ihren Profiler-Freund, stimmt’s?«, fragte er und steckte sich eine neue Zigarette an.
    »Ich weiß nicht, ob er kommt«, sagte Butts. »Er war

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