In sueßer Ruh
krank.«
»Ja? Was fehlt ihm denn?«
Butts zögerte. Er wollte nicht lügen, besonders nicht einem Kollegen gegenüber, aber er sollte verdammt sein, wenn er Lee vor jemandem bloßstellte, den er kaum kannte. Campbell hatte schon genug mit seiner Krankheit zu kämpfen, aber soweit es Leonard Butts betraf, ging das keinen etwas an außer ihn selbst.
»Irgend ’ne Infektion – Magen-Darm-Grippe vielleicht.«
»Scheiße, das ist echt ätzend«, meinte Quinlan, nahm einen tiefen Zug und blies den Rauch von Butts weg. »Hatte meine Frau letzten Winter – Mann, die war wirklich übel dran.«
Officer Kalamaka sah auf seine Armbanduhr. »Es ist fast sechs. Wenn wir nicht bald losgehen, wird es dunkel.«
Der Garten schloss um achtzehn Uhr, und sie hatten ihre Suche auf kurz danach angesetzt, um keine Aufregung unter den Besuchern zu verursachen. Die Flut von Touristen und anderen Besuchern war in den Sommermonaten am größten, vor allem bei so schönem Wetter wie heute.
»Richtig, natürlich«, sagte Butts und nahm sein Handy heraus.
Er wählte Campbell über Kurzwahl an, und Lee meldete sich beim ersten Klingeln. »Was ist?«, fragte Butts. »Kommen Sie nun oder nicht?«
»Kriegen Sie das nicht ohne mich hin?«, entgegnete Lee. »Mir geht’s momentan nicht so gut.« Er klang ausdruckslos, unsicher. Er hörte sich an, als hätte er gerade seinen besten Freund verloren.
»Ja, sicher«, sagte Butts. »Wir sehen uns später.«
Er ließ das Handy in die Jacketttasche gleiten. Er war besorgt. Nicht zu erscheinen war nicht Campbells Art, und er hatte am Telefon wie ein Häufchen Elend geklungen. Irgendwas war da los.
»Also, kommt er?«, fragte Quinlan, drückte seine zweite Zigarette auf einem Baumstumpf aus und schleuderte sie ins Gebüsch.
»Nö, er fühlt sich noch mies«, antwortete Butts, was genau genommen stimmte.
Officer Kalamaka starrte streng in Richtung der weggeworfenen Zigarette. »Das ist Umweltverschmutzung.«
»Ach wirklich?«, gab Quinlan sarkastisch zurück.
»Glauben Sie, Sie stehen über dem Gesetz?«, sagte Kalamaka mit eiskalter Stimme. »Machen Sie sich je Gedanken über die Leute, die hinter Deppen wie Ihnen herräumen müssen?«
Quinlan sah aus, als wollte er erneut kontern, zuckte dann jedoch mit den Achseln und stieg ins Gebüsch, aus dem er mit der Zigarettenkippe wieder auftauchte.
Kalamaka schaute auf die, die er zuvor weggeworfen hatte. »Da drüben ist ein Abfallkübel«, sagte er und zeigte darauf.
Quinlan grunzte, las auch den anderen Stummel auf und warf beide in den Abfallkübel. Kalamaka beobachtete ihn teilnahmslos und verstärkte den Griff um Tobys Leine, der, begierig darauf, dass es endlich losging, daran zerrte. Butts wischte sich Schweißtropfen aus dem Nacken und dachte, dass er einfach alles tun würde, was Kalamaka von ihm verlangte, wenn er bloß die Leine dieser gottverlassenen Mordmaschine von Hund schön festhielt. Toby sah ihn an, und er war überrascht über die Intelligenz in den orangefarbenen Augen. Und betroffen, wie stark der Hund einem Wolf ähnelte, so wie in Rotkäppchen . Damit ich dich besser sehen kann …
Kalamaka zog ein Top aus seinem Rucksack und hielt es dem Hund unter die Schnauze. Butts wusste, dass es dem zweiten Opfer gehört hatte. Nachdem die Kriminaltechnik es auf Spuren untersucht hatte, hatte man es an die K -9-Einheit weitergegeben. So arbeiteten die Hunde, hatte Kalamaka erklärt. Einmal gründlich den Geruch des Opfers aufnehmen, und Toby wusste, wonach er suchen sollte. Obwohl er die verdammten Viecher nicht ausstehen konnte, war Butts beeindruckt. Und wäre womöglich noch beeindruckter, wenn der Hund tatsächlich etwas Brauchbares fände.
»Okay, auf geht’s«, sagte Kalamaka. Sie hielten sich an die Gartengrenze und folgten dem schmalen Grünstreifen zu beiden Seiten des Bronx River Parkway nach Norden. Sie liefen am Ufer des Bronx River entlang, der an dieser Stelle nur ein schmaler Bach war und eingekesselt in dichten Wäldern aus Eichen, Ahorn und anderen hohen, Laub abwerfenden Bäumen dahinfloss. Flüchtig nahm Butts den Duft von Geißblatt und das Rauschen des Verkehrs auf der Schnellstraße wahr, das sich unter das leise Gezirpe von Grillen mischte.
Der Hund zeigte auf ihrer Wanderung keinerlei ungewöhnliches Verhalten, die meiste Zeit lief er vor Officer Kalamaka her, die lange, feuchte Schnauze am Boden schnupperte emsig. Als sie sich nördlich der Gun Hill Road am südlichen Rand des Woodlawn-Friedhofs
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