in tausend Noeten
Freundinnen. Jetzt macht ihr drei einen Riesenbogen umeinander. Frage ich die Zwillinge, wissen sie keinen Grund, und du – ich brauche bloß dein Gesicht anzugucken –, du hast irgendetwas gegen die beiden.“
„Und ob ich etwas habe! Aber es lohnt nicht, darüber zu reden. Für mich sind sie erledigt. Und für die anderen aus der Fünften ebenfalls.“
„Also hör mal, so geht es nicht. Ihr könnt doch nicht einfach verrückt spielen und eine alte Freundschaft sausen lassen, bloß weil ihr euch aus irgendeinem Grund geärgert habt. Zumindest müsstet ihr mit Hanni und Nanni darüber sprechen. Jetzt rede endlich: Was ist geschehen?“
Tessie druckste ein Weilchen herum, dann meinte sie entschlossen: „Nun gut. Du sollst es wissen. Aber wundere dich nicht, wenn du ebenfalls eine Enttäuschung erlebst – genau wie ich. Stell dir vor: Die Zwillinge haben in unserem Plattenschrank herumgewühlt, ein paar Platten mitgenommen und ein paar sogar zerbrochen.“
„Das ist blühender Unsinn!“, rief Hilda sofort. „Sie haben doch selber genug, sogar eigene, die sie in unserem Zimmer aufheben.“
„Ja, davon haben wir kürzlich welche geholt – aus eurem Zimmer. Nur – es waren unsere, die wir vermissten.“
„Ausgeschlossen! Die Zwillinge klauen doch nicht. Das haben sie außerdem gar nicht nötig.“
„So – und wie erklärst du dir dann, dass wir Hannis Adressbuch zwischen den zerbrochenen Platten in unserem Raum fanden? Ist das vielleicht dorthin geflogen? Und warum?“
„Warum – das weiß ich nicht, ebenso nicht, wie es dorthin gekommen ist. Nur eins steht für mich fest: Weder Hanni noch Nanni haben es dorthin gelegt oder es dort liegen lassen. Ich begreife nicht, wie du so etwas überhaupt nur annehmen kannst.“
Da wurde Tessie doch unsicher. Und als Hilda verlangte: „Komm mit! Wir reden mit den Zwillingen“, da tat sie es.
Sie setzten sich alle vier in einer Ecke zusammen. Hilda schilderte den Zwillingen, was sie erfahren hatte.
Entrüstet fuhren beide Schwestern auf, als sie von dem bösen Verdacht hörten. „Traust du uns zu, dass wir stehlen?“, fuhren sie auf Tessie los.
„Ja ... aber die Platten ... die sind doch weg“, stotterte Tessie. „Und Hannis Adressbuch zwischen den zerbrochenen ...“ Sie wusste nicht weiter. Und sie brauchte auch nichts mehr zu sagen.
Die Schwestern standen auf, sagten zu Hilda: „Gib dir keine Mühe, Tessie von unserer Unschuld zu überzeugen. Wir verzichten. Wenn jemand uns so etwas zutraut, ist er Luft für uns.“
„Schlechte Luft“, ergänzte Nanni.
Ja, was war da zu machen? Von dieser Stunde an vermieden die Zwillinge jedes Zusammentreffen mit irgendeinem Mädchen aus der fünften Klasse. Nur einen Zettel schickten sie noch an Tessie: „Behaltet die geliehenen Platten. Wir schenken sie euch. Hoffentlich klingen sie böse in euren Ohren!“
Doch so rein ihr Gewissen in dieser Angelegenheit war, so sehr bedrückte es sie, dass man ihnen eine solche Schlechtigkeit überhaupt zutraute. Hilda mochte ihnen noch so sehr zureden, dass alles dummes Zeug wäre und dass aus der eigenen Klasse bestimmt keine etwas Böses von ihnen dächte – sie fühlten sich oft hundeelend. Dany bemerkte das mit Vergnügen und triumphierte. Aber dazu war es freilich zu früh ...
In der Fünften spielte sie jetzt eine große Rolle. Sie war klug, wusste viel, lernte leicht und konnte mit ihren Witzen und interessanten Geschichten die anderen gut unterhalten.
Da fing sie eines Tages wieder von dem Inselschloss der Tante Isabell zu schwärmen an. Eine fragte: „Schwindelst du uns eigentlich an oder gibt es dieses Schloss wirklich?“
„Überzeugt euch doch“, rief Dany. „Kommt mit in meinen Schlafraum!“ Tessie und Nicole folgten ihr prompt. „Hier – bitte!“ Dany zeigte auf zwei Fotos, die sie an die Wand gepickt hatte und die ein wunderschönes weißes Gebäude in einem Park mit Palmen und blühendem Oleander zeigten.
„Wartet, ich suche euch auch ein paar Zeitungsberichte heraus“, sagte Dany eifrig und kramte in ihrem Regal. Dabei legte sie einen Stoß Bücher auf den Tisch, zwischen denen ein paar Schallplatten lagen. Fast achtlos nahm Tessie sie in die Hand ... und erstarrte: Es waren die fehlenden Platten. Sogar ein Vermerk „Gemeinschaftsraum V“ stand darauf.
Das war ein Schreck! Zuerst für Tessie, die sofort an die Zwillinge dachte.
Schön blamiert habe ich mich!, war ihr erster Gedanke und sie schämte sich in Grund und Boden. Ein
Weitere Kostenlose Bücher