in tausend Noeten
Mitschülerinnen abblockte? Jenny war fest entschlossen, sich nicht mit ihr einzulassen.
Andrea war das genaue Gegenteil von Grit: ein hochgewachsenes, hübsches Mädchen mit langen blonden Haaren, die sie lachend zurückwarf, wenn sie ihr zu weit ins Gesicht fielen. Ihre blauen Augen blitzten. Die hatte bestimmt ihren eigenen Kopf!
„Du“, sagte Elli leise zu Hanni, die gerade mit ihr durch die Halle lief, als der Chauffeur die fünf Neuen hereinführte, „ich glaube doch, dass die Blonde da eine Prinzessin ist.“
„Blödsinn“, rief Hanni.
Aber Elli blieb mit ihrer Meinung nicht allein. „Andrea hat schon etwas Hoheitsvolles“, sagten manche. „Man braucht sie ja nur anzusehen. Die ist es gewöhnt, zu befehlen. Und wenn Frau Theobald von ihrem schweren Schicksal gesprochen hat ... Wer weiß, was dahinter steckt!“
„Vielleicht wurde ihr Vater umgebracht und die Familie musste fliehen?“ Das war eine Vermutung von Suse. Aber die hatte immer solche romantischen Einfälle und die meisten nahmen sie nicht ernst.
Es dauerte nicht lange, da sammelte sich ein kleiner Kreis von Bewunderinnen um Andrea. Katrin, Suse und Christel aus der Vierten gehörten dazu. Uschi aus der Dritten natürlich auch, ebenso ihre Freundin Heide und sogar ein paar aus der Fünften.
„Ihr Hofstaat“, sagten die Zwillinge grinsend.
Ihre Kusine Elli war Andreas eifrigste Anhängerin. „Ihr braucht doch bloß an ihren Namen zu denken“, sagte sie. „Harrach – klingt das nicht nach altem Fürstengeschlecht?“
„Ach, Elli, es hat keinen Zweck, mit dir über solche Dinge zu streiten. Du brauchst immer jemanden, den du vergöttern kannst!“
Besondere Leuchten im Unterricht waren die beiden Neuen keineswegs. Grit war zu schüchtern, um sich zu melden, obwohl sie die meisten Fragen richtig beantworten konnte, und Andrea war bodenlos faul.
Die anderen sahen erstaunt zu ihr hin, wenn sie in den Arbeitsstunden am Stift kaute, anstatt zu schreiben, oder die Nase in einen Schmöker steckte, anstatt ins Geschichtsbuch. Auch im Sport war sie eine Null.
Grit dagegen taute beim Sport auf. Mit dem Schwimmen war es jetzt allerdings vorbei. Die Herbsttage waren schon recht frisch und die Turnlehrerin wollte nicht, dass die Mädchen sich im Bad einen Schnupfen holten. Aber Grit spielte ausgezeichnet Tennis und besiegte fast alle anderen. Auch im Handball war sie gut, das gab sogar Marianne zu, die im Sport alle scharf kritisierte.
Vor allem merkte Lexa Kraus es bald. Sie war der neue Sportwart des Internats und immer auf der Suche nach guten Spielerinnen. Als sie zufällig hörte, wie gut Grit wieder einmal beim Handball abgeschnitten hatte, beobachtete sie die Neue beim Spiel. Wahrhaftig, sie schien ein Talent zu sein!
Lexa überlegte: In anderen Jahren hatten die Lindenhofer oft Freundschaftsspiele mit anderen Schulen ausgetragen. Durch die Umsiedlung nach Funkelstein waren diese Spiele im neuen Schuljahr ausgefallen. Warum sollten sie sie nicht nachholen? Die Eichenwaldschule hatte schon nachgefragt. Die hatten besonders gute Spielerinnen. Aber ohne tüchtige Sportlerinnen in der eigenen Mannschaft war das Risiko zu groß. Und Lexa selber war als Sportwart noch nicht routiniert genug. Freilich hatte sie mit ihrer Vorgängerin Linda schon lange zusammengearbeitet. Doch jetzt trug sie die Verantwortung.
„Ich muss sehen, dass ich ein Spiel einplanen kann“, hatte sie den Eichenwaldern zunächst gesagt. „Wir konnten bis jetzt noch gar nicht richtig trainieren.“
Nun aber sieht die Angelegenheit viel günstiger aus, dachte Lexa. Margret aus der Fünften ist beim Handball schon immer eine Wucht gewesen. In der Vierten spielen Katrin, Nanni und Marianne besser als der Durchschnitt. Und nun diese Grit ... mit solchen Spielerinnen können wir es wagen. Die reißen auch die anderen mit.
Sie sprach mit der Sportlehrerin und machte einen Plan für die Übungszeiten. Sie stellte ihre Mannschaftsliste auf und sagte dann der Eichenwaldschule zu. „Aber bitte noch vor Weihnachten!“ Das war ihre Bedingung.
„Das ist eine tolle Ehre für dich“, versicherten die Mädchen aus der Vierten. Mit einem Mal war Grit interessant für sie.
„Anfang Dezember müssen wir fit sein, vergesst das nicht!“, schärfte Lexa ihrer Mannschaft nach dem ersten Spiel ein. Sie übten eifrig Werfen und Fangen, gaben den Ball schnell von Hand zu Hand oder sausten damit über den Sportplatz.
„Grit ist ein Schatz“, urteilte Hilda, die oft
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