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In The Army Now

In The Army Now

Titel: In The Army Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Goosen
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betraf ja auch nur mich. Ich musste mir etwas einfallen lassen, um Jules einen Brief zu schreiben, der aber irgendwie verschlüsselt war.
      Ich schreib ihm, dass er mir keine Briefe schreiben sollte, da ich keine Zeit hätte sie zu bean tworten. Ich erklärte ihm, dass die Ausbildung hart, aber gerecht war. Mehr als alles andere in der Welt hoffte ich, dass Jules diese Sätze verstehen und er mir nichts Unanzügliches antworten würde.
      Meinen kurzen Brief gab ich im Büro ab, der sogleich durchgelesen wurde. Und da er nichts Sonderbares beinhaltete, wurde er zum Adressieren freigegeben.
      Dann schlenderte ich über den Kasernenhof, einige Soldaten hatten nervöse Blicke aufgesetzt, die Nacht rollte heran und man wusste nicht, ob diese Nacht ähnlich ablaufen würde wie die vorherige. Müde sahen wir aus, und wir wollten eigentlich nur schlafen und nicht geweckt werden.
     
    Die Zeit sich zur Ruhe zu legen rückte näher. Nach dem Abendessen war die Stimmung am tiefsten, man hatte irgendwie nicht den Eindruck beim Militär zu sein und fragte sich, ob der eine oder andere Vater, Onkel oder Bruder in einer ähnlichen Lage gewesen war, als er seine Dienst in dieser Kaserne antrat. Warum hatte man uns nicht aufgeklärt? Warum waren ausgerechnet wir hier? Niemand traute sich diese Frage zu stellen, sondern blieb stumm und ließ den Schmerz im Magen liegen.
      Als ich abermals auf die Toilette ging, hörte ich ein jämmerliches Weinen und ich erkannte die Stimme sofort.
      „Matt, jetzt komm schon. Du hast dich den ganzen Tag in der Toilette aufgehalten, jetzt reiß dich zusammen – sei ein Mann“, sagte ich ihm, obwohl ich mich am wenigsten als Mann fühlte. Matt öffnete die Tür, er hatte verquollene Augen und am liebsten hätte ich ihn in den Arm genommen.
      „Na, was ist?“, fragte ich wieder und er hielt mir ein Stück Papier vor die Nase, das ich ansche inend lesen sollte. Ich nahm das Schriftstück an mich und erkannte ziemlich bald, dass es von seiner Freundin stammte, die er anscheinend ziemlich geliebt haben musste, die aber nun mit einem anderen Typen zusammen war. Sie macht Schluss per Brief. Das konnte man mit einer SMS vergleichen. Aber Anfang der 90er hatte noch nicht jeder ein Handy, es war auch nicht notwendig.
      „Ach Matt, die Frauen, du kennst sie ja …“
      „Ich kenn sie nicht“, sagte er mit weinender Stimme, „ich, ich hab sie geliebt“, stammelte er. Dann sah ich den Namen der Frau: Fajonda, klingt nach einer Schlampe, dachte ich mir und sagte es ihm auch.
      Auf einmal kam er aus der Toilette gestürzt und packte mich bei meinem Hemd und zog mich zum Spülbecken.
      „Nimm das sofort zurück, du elendige Drecksau, du verdammtes Arschloch“, schrie er mich an. Ein anderer Junge kam in die Toilette und sah uns bei unserer Rangelei. Er ging zum Pissoir und erledige sein Geschäft und sagte kein Wort. Ich sah Matt in seine Augen und erkannte, dass er die Schlampe noch immer liebte und ich hatte die Frau, die er liebte, beleidigt. Das war nicht gut.
      „Ich entschuldige mich für das, was ich gesagt habe, kannst du das nochmals hinnehmen?“, fragte ich und schupfte ihn dann weg von mir, als er ein wenig lockerer ließ. Dabei konnte ich seinen Bizeps berühren, der stahlhart war.
      „Matt“, sagte ich kleinlaut, „ich wollte dir nur helfen, ich bin sowas wie dein Freund hier … okay?“
      Er sagte nichts, er schloss sich wieder in die Toilette ein und ich ging nach draußen. Es war Schlafenszeit und ich war mir nicht sicher, ob das, was wir in unserer ersten Nacht erlebt hatte n, sich wiederholen würde.
     
     
     
     
     

4.
    Spieleabend
 
     
    Es war eigenartig auf etwas zu warten, besonders des Nachts. Ich bin mir sicher, dass einige Soldaten im Raum nur mit offenen Augen schliefen und irgendwann – wahrscheinlich zur selben Zeit wie ich – sind sie dann eingeschlafen. Irgendwann kann man seine Augen nicht mehr offen halten und das Hirn braucht seine Ruhe.
      Manchmal allerdings wacht e man auf, weil jemand schlecht geträumt hatte oder weil jemand ein bisschen weinte, diese wurden dann von anderen Soldaten fertig gemacht. Entweder am Tag oder noch in derselben Minute noch.
      Einer hat ein bisschen geheult, vielleicht weil ihn die Situation so fertig machte: weit weg von zuhause zu sein, ohne Familie, ohne Freundin. Auf jeden Fall haben sie ihn dann aus dem Bett gezogen und mit ihren Polstern auf den Arsch ihres Soldatenkollegen geschlagen, ihn

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