In The Army Now
schmollte und gab den Kühen ihr Heu zu fressen. Nathan stocherte mit seiner Mistgabel auch im Heu herum und legte das Heu in die Kolben.
„Ich hab das nicht so gemeint“, sagte er nachdenklich.
„Schon kapiert. Ich will darüber nicht mehr sprechen. Ich bin ja anders . Gefühle haben solche Leute wie ich nicht, nur du, nur du!“
„Geh! Komm!“
Ich ließ mich nicht beirren mit seinen kleinen Versuchen, mich umzustimmen, weil ich mich ärgerte. Ich und anders? Klar war ich anders, klar war ich nicht der tolle super Heterotyp, der jede Woche (oder jeden Tag) eine andere Frau flachlegte und sie dann hinter ihrem Rücken beschimpfte eine Schlampe zu sein. Gut, ‘ne Schlampe war ich auch, aber ich war ja anders . Also nicht beachtenswert.
„Bist du noch immer böse!“
„Nathan, hast es sehr gut im Leben.“
„Warum?“, sagte mir der junge Soldat, der vom Leben und vom Verstecken keine Ahnung ha tte.
„Wenn du ein Mädchen scharf findest, dann redest du sie an und ihr geht miteinander aus, s ofern sie dich auch scharf findet und sie mit dir ausgehen will. Wenn ich einen Jungen scharf finde und es passiert, das er mir näher kommt, dann kann ich nicht einfach wie du stolz meinen Fang zeigen. Ich muss es geheim halten, weil er vielleicht verheiratet ist, Kinder hat oder vor hat sich zu verheiraten und Kinder zu haben. Da kann ich nicht einfach in sein Leben pfuschen, ich muss auf Distanz gehen.
Wir, die anders sind, haben es schwerer und du, der überhaupt nichts mit mir zu tun hat, du machst es mir auch nicht leichter.“
„Ich verstehe“, sagte er, warf die Mistgabel weg und legte einen Arm um mich. „Hey, war nicht böse gemeint, du bist anders , das ist okay für mich, aber ich kenn das nicht. Ein bisschen hab ich von euch Schwulen schon gehört, aber eher so Matrosengeschichten und in großen Städten soll’s schon Discos geben, wo nur ihr euch treffen könnt.“
„Ja, hab ich auch schon davon gehört, aber ich bin nie in die Stadt gegangen.“
„Aber du hast es vor.“
„Ich hab zuhause einen Freund, den ich liebe …“
„Und was ist das Problem?“, fragte er und bei dem Wort „Liebe“ das ich in den Mund nahm, hatte er seine Hand, die um meine Schulter gelegt war, sofort weggenommen, als hätte ich verlautbart die Pest zu haben.
„Er will heiraten oder muss sich verheiraten.“
„Dann rate ich dir jetzt mal etwas.“
„Was?“, fragte ich schlecht gelaunt. Was konnte mir Nathan der Mutige , der die halbe Zeit in seinem Bett in der Schlafkoje geweint hatte und dem ich Mut zusprach, damit er sich gegen die Soldaten endlich zur Wehr setzte, schon sagen?
Wie sich herausstellte eine ganze Menge.
„Also, ich hatte da einen Schulkollegen, ich bin mir nicht ganz so sicher, ob er schwul ist, aber ich denke schon. Der hat wie du auf einem Bauernhof gearbeitet, bei seinem Vater und der hat nach der Schule sofort seine Sachen gepackt und ist in die große Stadt gezogen. Ich denke, dass er dort glücklich geworden ist, zumindest hab ich ihn einmal in der Zeitung gesehen.“
„In der Zeitung?“
„Er ist so ‘n Model geworden, glaub ich.“
„Model?“, fragte ich verständnislos, weil ich überhaupt nichts kapierte.
„Ich will dir nur sagen, Noah, dass du ihm ähnlich siehst.“
„Ich sehe einem Model ähnlich ?“
„Ja, siehst du. Deine schlanke und doch muskulöse Art. Du bist immer so lieb, nett und dein Blick ist meistens mysteriös, so wie bei den männlichen Models. Ich hab zwar noch nie eines kennengelernt, aber du bist so eines … denke ich … wie mein Schulkollege.“
Und ich lachte. Ich schmiss die Mistgabel weg und umarmte Nathan den Mutigen , der wirklich Mut bewiesen hatte, mir so eine Geschichte und so ein Kompliment zu machen.
„Schon gut, schon gut“, sagte er zu mir und ich konnte gar nicht aufhören, ihm danke zu sagen, für so ein nettes Kompliment.
Dann allerdings kam der Bauer und fragte, was wir täten. Ich sagte ihm, dass wir Freundschaft geschlossen hätten.
„Und da muss man den anderen umarmen ?“, fragte der alte Bauer.
„Ja “, sagte Nathan und ich nickte.
„Die Jugend macht heute alles anders“ , raunzte er.
*
Nach der Arbeit am Bauernhof fuhren wir zum Distrikt 3 zurück.
Distrikt 3 war für mich ein einziges Rätsel. Die, die sie fickten, hatten mehr Freiheit als die a nderen, die sich nicht ficken ließen. Mir schienen
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