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In The Army Now

In The Army Now

Titel: In The Army Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Goosen
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wert ist. Weißt du, im Laufe deines Lebens verteilt man sehr viele Ringe – manchmal zu viele – aber das macht nichts, es geht darum, sich auf etwas zu freuen und etwas anzunehmen. Obwohl jede der Weltreligionen gleich viel Wert ist, streiten sie heute noch um Ruhm oder wem mehr gehört oder wer mehr Recht hat. RECHT haben sie alle gleichviel oder gleichwenig. Es geht nur um das Annehmen, was jetzt gerade vorherrscht. Du bist hier und das musst du akzeptieren. Deine Eltern und deine Geschwister sind zuhause und machen ihr Ding. Also, gib L’omparde Dunè eine Chance und beweise dich – vielleicht gefällt es dir ja!“, sagte ich lächelnd.
      „Also in den Arsch gefickt zu werden wird mir nie gefallen. Ich habe eine Freundin.“
      „Na, das ist doch super. Und ich habe einen Freund, wenn man es so ausdrücken möchte. Und ich nehme diese Sache hier so hin wie sie ist. Ich muss hier durch, denn danach kann ich wieder machen was ich will – sozusagen! Ich habe vor, dass ich nicht mehr auf dem Hof meines Vater arbeiten werde und dort versauere, ich möchte in die Stadt, dort wo der Trubel ist und mich verausgaben, eine Lehre absolvieren. Ich kann das schaffen, ich muss es nur wollen.“ Wenn ich mich so reden hörte, glaubte ich das, was ich sagte, beinahe selbst. Es machte mich wirklich stolz, so zu reden … vielleicht lag ja gerade darin mein Talent.
      Dann mussten wir uns auf den Weg machen und Nathan sagte mir, dass er mir ewig für das Gespräch dankbar sein werde.
      Und es trug Früchte.
     
    Am Bauernhof war alles so, wie ich es ihm erzählt hatte. Ich fuhr mit dem Traktor in den Wald, holte Holz für den Winter und Nathan versorgte das Vieh auf dem Hof. Er kannte sich gut aus, da sein Onkel ebenfalls einen Bauernhof hatte und er im Sommer oft genug bei ihm gewesen ist, um bei ihm auszuhelfen.
      Während ich draußen war und das Holz sägte, kam der Bauer oft mit Bier und Saft und Essen zu uns. Er erzählte immer, dass er nicht mehr ar beiten könne und seinen Hof an seinem Sohn, der aber nicht hier leben würde, vererben werde. Sie waren aber im Streit auseinander gegangen und es wäre schrecklich nicht zu wissen, wie es ihm ginge. Ich riet dem alten Mann seinen Sohn, einfach so ohne große Ankündigung, zu besuchen und zu kitten, was zu kitten ginge.
      „Warum?“, fragte mich der alte Mann.
      „Dann lässt’s sich leichter sterben.“
      Der alte Mann lächelte und fragte mich, woher ich denn so weise wäre – und das in meinen jungen Jahren. Ich sagte ihm, dass ich sehr oft schon meinen Eltern etwas sagen wollte, was mich als Person ausmachte, ich aber nie die Kraft dazu aufgebracht hätte. Distrikt 3 hatte mir bisher die Augen geöffnet, dass ich zu versteckt und getarnt gelebt hätte. Denn wenn sich niemand mehr verstecken würde, Dinge hinter seinen vier Wänden zu machen, sondern offen und ehrlich durch die Welt gehen würde, das Verständnis für machen Dinge von selbst kommen würde.
      Wieder schüttelte der alte Mann seinen Kopf und fragte mich, woher ich so altklug wäre. Er nannte es altklug, ich nannte es: tolerant.
     
    Nachdem wir den alten Mann verlassen hatten und wieder zurück zum Stützpunkt fuhren, kam mir Nathan ein wenig verändert vor. Seine Gesichtsfarbe war nicht mehr so bleich und hier und da hätte ich schwören können, den Anflug eines Lächelns gesehen zu haben. Ich schätze das Reden hatte ihm geholfen.
      „Du siehst schon besser aus.“
      „Ich möchte von einem Homo keine Komplimente.“
      Ich grinste und wusste, dass er es nicht so meinte und außerdem, wen er mehr Erfahrungen mit uns Homosexuelle gemacht hätte (als Freunde) würde er wissen, dass wir ganz okay waren. Nicht viel später sagte er zu mir, dass er sich besser fühle und mir gerne zuhöre. Außerdem hatte er wegen mir gar nicht mehr so eine Abneigung gegen Homosexuelle, obwohl „das Komplimente machen“, sollte ich mir sparen, er habe ja eine Freundin. Ich lachte und sagte: „Und ich finde Heterosexuelle auch nicht so übel.“
      Auf dem Stützpunkt standen wieder Schießübungen am Programm und ich war ständig von den strammen Körpern meiner Soldatenkollegen abgelenkt. Vielleicht stimmte es wirklich, dass wenn man jung war, man dauergeil und mit einem Ständer durch die Gegend lief – aber wenn ich so die älteren Offiziere ansah, die uns auch zwischen die Beine und auf die Ärsche sahen, dann glaubte ich, änderte sich dieses Verhalten im Alter nicht sonderlich. Was

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