In tiefer Sehnsucht
Augenwinkel beobachtete.
Er knöpfte sein Jackett auf und lehnte sich mit einem befriedigten Seufzen zurück. Er wirkte entspannt. Wie ein König, der nach einem Feldzug in seinen Palast zurückkehrt.
Merkwürdigerweise hatte der Raum eine beruhigende Wirkung auf sie, obwohl er so riesig und prachtvoll ausgestattet war. Vielleicht lag das an der dramatischen Aussicht auf die geschäftige und sich vergnügende Stadt, die das Panoramafenster bot, als handele es sich um ein lebendes Gemälde; vielleicht hatte es auch etwas mit dem knisternden Feuer im Kamin zu tun, der groß genug war, um einen Ochsen darin zu braten; möglicherweise war das Sofa auch einfach nur ungewöhnlich bequem – auf jeden Fall stellte Isabelle fest, dass sie sich allmählich entspannte.
Dieses Haus – Nicholas’ Königreich – war der Ort, an dem sie die aufregendsten zehn Tage ihres Lebens verbringen würde. An diesem Ort würde sie ihr Herz verlieren.
Nicholas’ Hand wanderte zu ihrer Hüfte. »Fühl dich ganz wie zu Hause«, sagte er ruhig. »Sieh dir alles an, tu, was dir gefällt.« Mit der Hand, in der er das Whiskyglas hielt, deutete er auf eine Bedienungstafel, die in den Kaffeetisch eingelassen war. »Wenn du etwas brauchst, dann drück auf den Knopf ganz oben. Der ist für Kevin. Er gibt die Befehle an die Hausangestellten weiter.«
Die Hausangestellten. Isabelle sah sich um. Natürlich. Für ein Haus dieser Größe war ziemlich viel Personal nötig, um einen reibungslosen Ablauf zu garantieren. »Wo sind sie denn alle?«
»Ein Stockwerk tiefer. Abgesehen von Kevin habe ich vier Angestellte, die unten in kleinen Apartments wohnen. Aber mach dir keine Sorgen. Sie haben den Befehl, sich in den nächsten Tagen nicht blicken zu lassen, es sei denn, ich lasse sie rufen. Ich möchte dich jederzeit lieben können, überall. Hast du Lust, die Besichtigung fortzusetzen?«
Sie nickte und bekam plötzlich einen trockenen Mund, als seine Worte ihre Fantasie beflügelten. Mit zitternder Hand stellte sie die Teetasse ab und stand auf. Ihre Knie waren weich geworden.
Sie sahen sich ein Zimmer nach dem anderen an. Ein prachtvolles Arbeitszimmer, eine wirklich beeindruckende Bibliothek mit Bücherregalen, die in die Wände eingelassen waren, sich über zwei Geschosse erstreckten und über hölzerne Galerien zugänglich waren. Ein Esszimmer von der Größe einer Kathedrale. Und in jedem Zimmer bestand die hintere Wand aus einem riesigen Panoramafenster, durch das man die Stadt auf der anderen Seite des Flusses sehen konnte. Vor den Fenstern waren keine Vorhänge.
»Machst du dir gar keine Gedanken darüber, dass jeder hineinschauen kann?«, fragte sie.
»Nein. Diese Fensterscheibe funktioniert wie ein Einwegspiegel, man kann nur von dieser Seite hindurchsehen. Außerdem ist die Scheibe polarisiert, sodass ich sie jederzeit abdunkeln kann, damit kein Sonnenlicht eindringt. Zudem ist sie kugelsicher.« Er zog sie ins nächste Zimmer. Wie bei den übrigen Räumen gingen die Lichter im Zimmer aus, sobald sie es verließen, während sich im nächsten Raum automatisch die Lampen einschalteten.
Isabelle schnappte nach Luft.
Lächelnd und mit halb geschlossenen Augenlidern sah Nicholas sie an.
Feuer breitete sich zwischen ihren Schenkeln aus. Sie kannte diesen Gesichtsausdruck. So eine Miene setzte er auf, bevor er auf ihrem Körper spielte wie auf einem Musikinstrument. »Das ist das Schlafzimmer«, sagte er leise.
Es war das einzige Zimmer im ganzen Haus mit einem Teppichboden. Ein dicker, dunkelgrüner Teppichboden, der aussah wie eine saftige Rasenfläche. Zu ihrer Linken gab es einen weiteren großen Kamin, in dem das brennende Holz einen angenehmen Geruch verbreitete. In der plötzlichen Stille hörte sie das Knacken und Knistern der Scheite, als das Harz in den Stämmen explodierte. Auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers, so weit weg, dass man fast ein Fernglas brauchte, um Details zu erkennen, befand sich eine geöffnete Tür. Dahinter waren kostbare, bronzefarbene Fliesen zu sehen. Ein Badezimmer.
Jalousietüren bedeckten den größten Teil der Wand rechts von ihr. Sie vermutete, dass es sich um Wandschränke handelte.
Auch in diesem Zimmer gab es unzählige Bücherregale, in denen wahrscheinlich seine Lieblingsbücher untergebracht waren.
Vor dem Kamin standen dunkelrote Ledersessel. Außerdem gab es einen Louis- XVI -Sekretär, den sie sich vor einiger Zeit mit einem sehnsüchtigen Seufzer in einer Auktionszeitschrift
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