In tiefster Dunkelheit
schlossen. Sie trank sie halb aus, kämpfte gegen einen Brechreiz und stürzte dann noch mehr herunter. Sie brauchte einen klaren Kopf. Egal wie sehr sie sich bemüht hatte, ein wenig von der Pille hatte sich gestern Abend in ihrem Mund aufgelöst, bevor sie Gelegenheit fand, sie auszuspucken und zu vergraben.
Sie bewegte sich leise durch den Raum. Am liebsten hätte sie laut geschrien vor Verzweiflung. Es musste doch einen Weg hier heraus geben! Wie gern hätte Andrea die anderen Mädchen geweckt, damit sie ihr halfen, doch das hatte keinen Zweck, sie waren zu bedröhnt.
Denk nach, Andrea! Es musste einen Weg heraus aus diesem Drecksloch geben. Zum x-ten Mal tastete sie sich an den Wänden entlang, unermüdlich. Backstein und Holz. Die Tür kühl wie Stahl. Hier zögerte sie. Der Boden bestand aus Erde.
Die Ratten … irgendwie mussten sie doch rein- und wieder rauskommen.
Wenn der Boden hier drinnen aus Erde bestand, dann wahrscheinlich auch auf der anderen Seite der Holzwand. In der Wand hatte sie keine Löcher ertastet, also mussten sie sich Tunnel durch den Boden graben.
Andrea fiel auf die Knie. Der Boden war so festgetreten, als wäre er uralt. Sie fuhr mit den Händen an der Tür entlang zur Zimmerecke hin. Vor Aufregung klopfte ihr Herz schneller. Da, ein Loch … nicht sehr groß, aber es war ein Loch. Sie hielt den Atem an und begann dort, wo das Loch war, zu graben. Sie musste wie verrückt kratzen und ziehen, um auch nur eine Handvoll Erde aus dem kleinen Tunnel zu holen. Aber sie konnte es schaffen. Wenn sie dicht neben der Tür grub, auf der Seite mit den Scharnieren, würden sie es vielleicht nicht bemerken. Wenn die Tür sich öffnete, würde sie das vergrößerte Loch vermutlich verdecken.
Sie kratzte mit aller Kraft. Sie musste hier raus. Hier in diesem dunklen, stinkenden Loch würde sie nicht sterben. Gib niemals auf, das hatte Dan ihr gesagt. Sie musste clever und stark sein.
Ein Schrei zerriss die Stille.
Andrea warf den Kopf zurück und starrte hinauf zur Decke. Noch mehr Schreie. Andreas Körper zitterte vor Entsetzen. Sie machten etwas Schlimmes mit Reanne.
Nein. Nein. Nein!
Andrea musste sich beeilen. Wenn sie nicht bald hier herauskamen, würden sie alle sterben. Solche Leute ließen niemanden am Leben. Erst recht nicht, wenn man ihre Gesichter gesehen hatte.
Sie versuchte das schreckliche Schreien auszublenden. Grab einfach. Grab schneller. Fester. Wenn die Ratten hier irgendwo waren, zeigten sie sich nicht.
Die anderen zwei Mädchen, Macy und Callie, begannen zu weinen. Sie waren wach. Oder sie waren es schon die ganze Zeit gewesen und hatten sich nur aus Angst nicht gerührt, so wie Andrea.
Mist! Sie brauchte etwas, womit sie besser graben konnte. Die blöden Schalen und Flaschen aus Plastik würden nichts bringen. Löffel oder Gabeln gaben die Bösen ihnen nicht. Wenn Andrea aß, musste sie es mit den Händen tun.
Sie hockte sich auf die Fersen. Es musste hier irgendwo etwas geben, das sie benutzen konnte. Durch den Raum krabbelnd suchte sie den Boden mit den Händen ab, schob sich unter die Betten. Nichts.
Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit drückten sie nieder.
Sie verschränkte die Beine, legte den Kopf in die Hände und weinte. Die Schluchzer wiegten ihren Körper, hallten im Raum wider. Das Weinen der anderen Mädchen vervielfachte sich, mischte sich mit ihrem, wurde lauter, beängstigend laut.
Sie würden alle sterben.
»Nein.« Andrea wischte sich über Augen und Nase. Die Erde von ihren Fingern hinterließ Spuren auf ihrem Gesicht.
Wut stieg in ihr auf. Sie würde hier nicht sterben. Sie brauchten Hilfe, doch die kam vielleicht nicht rechtzeitig.
Die Schreie über ihnen verstummten so plötzlich, wie sie begonnen hatten.
War Reanne tot?
Hatte sie den Test nicht bestanden?
Andrea würde ihren verdammten Test bestehen. Sie würde hier rauskommen.
Sie rappelte sich auf und ging zu den anderen, die immer noch in ihren Betten kauerten. Sie packte Macy und schüttelte sie. »Steh auf«, flüsterte sie. »Ich brauche deine Hilfe.«
Macy schluchzte nur weiter.
»Steh auf«, sagte Andrea ein bisschen lauter. Sie zerrte Macy aus dem oberen Bett heraus. Sie sank auf dem Boden in sich zusammen. »Du musst mir helfen. Wir müssen hier raus.« Sie half Macy auf und streckte dann die Hand nach Callie aus.
Als sie versuchte zu stehen, gaben Callies Knie nach. Andrea stützte sie. »Kommt, ich zeige euch, was ihr machen müsst.«
Sie führte die Mädchen
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