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In tiefster Dunkelheit

In tiefster Dunkelheit

Titel: In tiefster Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debra Webb
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hatten, als sie letzte Nacht zurückgebracht worden war. Tests, hatte sie nur gesagt. Andrea hatte sie heftig geschüttelt in der Hoffnung, dann würde die Benommenheit von den Drogen weggehen, doch es hatte nicht gewirkt. Sie war zu bedröhnt. Andrea wollte nicht zu so einem Zombie werden. Doch sie musste unbedingt so tun, sonst würden
sie
es merken.
    Der Lichtstrahl landete auf ihrem Gesicht.
    Zuck nicht. Entspann dich. Tu so, als würdest du schlafen.
    Der Geruch von warmem Haferbrei drang ihr in die Nase.
    Morgen
. Das Licht bewegte sich weiter zum nächsten Bett. Wieder war ein Tag vorbei. Ein Schluchzen schwoll in ihrer Kehle. Andrea kämpfte, um es zurückzuhalten. Wie lange war sie schon hier? Warum kam niemand, um sie alle zu retten? Wo blieben ihre Eltern? Die Polizei?
    »Welche?«, knurrte er.
    Der Mann war also auch hereingekommen, doch Andrea traute sich nicht, die Augen aufzumachen, um zu gucken.
    »Die da.«
    Der barsche Befehl ließ Andrea leicht zusammenzucken. Zuerst glaubte sie, die Frau habe sie gemeint. Aber das Quietschen rostiger Federn kam von unter ihr. Sie holten das Mädchen, das Reanne hieß. Andreas Lippen bebten. Was würden sie mit ihr machen? Macy schien ganz okay zu sein. Als sie zurückkam, war sie sauber gewesen, als hätten sie sie gebadet, aber total weggetreten.
    Reanne stöhnte.
    »Steh auf!«, fuhr der Mann sie an.
    Andrea öffnete die Augen einen winzigen Spalt, gerade so weit, dass sie ein bisschen was sehen konnte. Im Rückschein der Taschenlampe erspähte sie den Mann, der Reanne auf die Beine zerrte. Er sah so alt aus wie die Frau, nur größer und dünner. Älter als Andreas Mom und Dad. Älter als Dan, aber nicht viel. Sie presste die Lippen aufeinander, um die Angst zurückzuhalten. Ihr Körper zitterte heftig. Diese Verrückten versuchten nicht mal, ihre Gesichter zu verbergen. Bedeutete das, dass sie vorhatten, sie für immer hier zu behalten?
    Oder … dass sie sie umbringen würden, wenn sie mit ihnen fertig waren?
    »Zeit für deinen nächsten Test, Reanne«, sagte die Frau. Sie packte Reannes Kinn und schüttelte ihren Kopf. Reannes Augen öffneten sich und rollten wie betrunken in dem grausam grellen Licht, das ihr ins Gesicht schien. »Wenn du den nicht bestehst, bekommst du Schwierigkeiten. Du willst doch keine Schwierigkeiten, oder?«
    Wimmernd sackte Reanne gegen den großen Mann.
    Etwas in Andrea wollte aufspringen und sich auf sie stürzen. Doch sie waren zu zweit, und die anderen Mädchen waren nicht in der Verfassung zu kämpfen. Vielleicht würden sie Reanne gar nichts tun. Macy war ja auch unverletzt zurückgekommen.
    »Die da war ein Fehler«, sagte der Mann. »Sie ist nicht wie die anderen.«
    »Ich mag sie«, widersprach die Frau. Sie knipste die Taschenlampe aus. »Und er wird sie auch mögen. Du weißt doch, dass er nicht nach dir schlägt.«
    Andrea blinzelte, damit sich ihre Augen an die plötzliche Dunkelheit gewöhnten. Von wem sprachen sie da? Wer würde Reanne mögen? Der Gedanke, sie könnten sie für Sex hierher gebracht haben, meldete sich laut in Andrea und hallte in ihrem Kopf wider wie ein Schrei. Sie schloss fest die Augen. Versuchte den Gedanken auszubremsen. Nein! Nein! Nein!
    »Was ist mit dem Tattoo?« Der Mann schnaubte. »Das dulde ich nicht.«
    Das Schleifen von Reannes Füßen und leise Tritte auf dem nackten Boden sagten ihr, dass die beiden rausgingen und Reanne mitnahmen, so wie vor ihr Macy.
    Sosehr Andrea auch wünschte, sie würden Reanne in Ruhe lassen, war sie doch heilfroh, dass sie gingen.
    »Gegen das Tattoo kann ich was machen«, sagte die Frau. »Wirst schon sehen. Sie ist ein gutes Mädchen.«
    Die Tür schlug zu, der Schlüssel drehte sich im Schloss.
    Andrea rührte sich nicht, bis das Geräusch der Schritte auf der Treppe ganz verstummt war. Dann sprang sie von dem oberen Bett herunter. Die Plastikschale mit Haferbrei fiel zu Boden. Es war ihr egal. In das Essen konnten sie alles Mögliche tun. Da sie ihr heute Morgen nicht wie sonst eine Tablette in den Mund gesteckt hatten, würde sie wetten, dass die Droge im Haferbrei war. Bevor sie irgendetwas anrührte, was diese Widerlinge ihr brachten, würde sie lieber noch mehr Erde essen.
    Wasser. Sie brauchte Wasser. Andrea tastete sich bis zur Ecke und hoffte, sie würde nicht wieder auf eine Ratte stoßen. Heute Nacht hatte sie gehört, wie sie hin und her gehuscht waren. Schaudernd fühlte sie nach dem Plastik, bis sich ihre Finger um eine Flasche Wasser

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