In tiefster Dunkelheit
Einsatz erforderte.
»Aber bisher wussten Sie nicht, wonach Sie fragen müssen, oder, Sergeant Harper?« Jess zeigte auf den Namen
Tim
auf der Tafel. »Sie wären überrascht, wie viele Namen die Leute vergessen, bis man sie ihnen direkt vorlegt. Fragen Sie sie alle noch mal, jeden Einzelnen von ihnen. Dass Tim sich nicht in den Freunden oder Kontakten findet, heißt noch nicht, dass nicht eins oder mehrere der Mädchen jemanden mit diesem Namen kennen. Wir müssen an alles denken.«
»Es geht schneller, wenn ich einige der Folgebefragungen führe«, bot Griggs an.
Dan nahm das als Stichwort und betrat den Raum. »Dasselbe gilt für mich. Ich unterrichte die Dentons über diese neue Entwicklung.«
Jess’ Blick schwang zu ihm. »Eigentlich hatte ich geplant, dass wir beide Reanne Parsons’ Kollegen einen Besuch abstatten.«
Wieder etwas, das Pattersons Feindseligkeit neue Nahrung geben würde. »Das stimmen wir besser mit Chief Patterson ab.« Die Kluft zwischen ihnen musste dringend geschlossen, nicht noch verbreitert werden.
Griggs raffte seine Notizen zusammen und stand auf. »Ich kenne Patterson schon lange.« Er sah Dan an. »Der beruhigt sich schon wieder. Trotzdem dürfen wir nicht unsere Ermittlung gefährden, weil wir darauf warten, dass er erkennt, was doch eigentlich offensichtlich sein müsste. Sie haben hier das Sagen, Dan. Dieser Anordnung hat Patterson schon vor Tagen zugestimmt. Es ist Ihre Entscheidung. Ich für meinen Teil würde ungern noch mehr Zeit verschwenden.«
Ihn daran zu erinnern sollte eigentlich nicht nötig sein, da hatte Griggs ganz recht. Sie alle hatten einen Job zu tun. Jeder Einzelne in diesem Raum verließ sich darauf, dass er seinen tat. »Gut. Dann los.« Er nickte seinen Detectives zu. »Sollten Sie irgendetwas herausfinden, will ich es unverzüglich wissen. Stimmen Sie sich mit Sheriff Griggs ab.«
Der neu erwachte Tatendrang vibrierte förmlich in der Luft, als die Versammelten sich anschickten, den Raum zu verlassen. Dan verbannte die atmosphärischen Störungen aus seinem Kopf und tat das Gleiche. Irgendwann würden er und Jess über Pattersons Anschuldigungen reden müssen. Nur nicht jetzt. Das Risiko war zu groß, dass sie Reißaus nahm. Und er brauchte sie. Andrea, Macy, Callie und Reanne brauchten sie.
Griggs zögerte auf dem Weg nach draußen. »Sie haben die richtige Entscheidung getroffen, Dan.«
»Danke, Roy. Ich weiß Ihre Unterstützung zu schätzen.«
Griggs klopfte ihm auf den Rücken. »Wir finden diese Mädchen, und dann denken wir nicht mehr daran.«
»Chief.« Als Nächstes näherte sich ihm Detective Wells. »Ich kann mit Andreas Eltern sprechen, wenn das okay für Sie ist.«
»Stellen Sie sicher, dass Annette versteht, dass wir alles im Griff haben«, sagte Dan nur für Wells’ Ohren bestimmt, »ich will sie nicht unnötig in Aufregung versetzen.«
»Verstanden«, versicherte Wells.
Als der Raum sich geleert hatte und auch Jess ihre Unterlagen und ihre Tasche nahm, fragte sie: »Fertig?«
»Kündigen wir uns auf dem Weg dorthin an oder hoffen wir auf den Überraschungseffekt?« Er kannte die Antwort schon, doch dies war das einzige Thema, das er anschneiden konnte, ohne dass es zu anderen Fragen führte, die er jetzt besser nicht stellte.
»Was glaubst du?« Sie ging in Richtung Tür, blieb dann aber plötzlich stehen. »Ich frage mich …« Sie drehte sich wieder zu ihm um, den Notizblock an die Brust gedrückt, den Stift noch in der Hand. »Wann hattest du vor, mir zu sagen, dass du mit Andreas Mutter verheiratet warst und damit befangen bist als Ermittler in diesem Fall?«
Er hatte also zu lange gewartet. Dass sie direkt zum Punkt kam, war keine Überraschung. »Wir wurden vor mehr als einem Jahr geschieden. Diese Beziehung ist irrelevant.«
Jess zog sich mit der freien Hand die Brille ab und musterte seine Miene, seine Haltung wie ein Profiler. »Ist das so? Dann, nehme ich an, liegt dir das Wohlergehen von allen vier Mädchen gleich am Herzen, und Andrea ist nichts als ein mutmaßliches Opfer? Du bist in keinster Weise emotional involviert?«
Er wandte den Blick ab. Kämpfte gegen die Frustration an, die sie so leicht in ihm weckte, bevor er sie wieder ansah. »Ja, Agent Harris, ich bin persönlich involviert. Aber nur zum Teil. Ich bin in der Lage, meinen Job zu machen, wenn es das ist, wonach du fragst.«
Der prüfende Blick ließ ihn nicht los. »Liebst du sie noch? Die Mutter, meine ich?«
Aus der Frustration wurde Ärger.
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