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In Todesangst

Titel: In Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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zweite war Owen, der junge Typ mit dem aknenarbigen Gesicht, der an jenem Abend von Syds Verschwinden zusammen mit Carter am Empfang gestanden hatte. Und der dritte war der Kerl, der die Probefahrt mit mir gemacht hatte.
    »Du suchst nach mir?«, fragte er.
    »Sie sind also Gary«, erwiderte ich. Ich sah von ihm zu Carter, der neben dem Odyssey stand. »Hey«, sagte ich.
    Carter schwieg, und auch Owen gab keinen Ton von sich.
    Ich sah zu Andy, doch er wich meinem Blick aus. Er hatte also tatsächlich ein falsches Spiel gespielt. Mit dem kleinen Unterschied, dass er mich nicht an die Cops verpfiffen hatte.
    Was mir nun entschieden lieber gewesen wäre.
    »Tut mir leid, Tim«, sagte er.
     

    NEUNUNDDREISSIG
     
    »Was ist passiert, Andy?«, fragte ich. »Haben sie versprochen, ein Auto bei dir zu kaufen, wenn du mich hinhängst?«
    Gekränkt sah er mich an. »Die hätten mich alle gemacht«, sagte er. »Als ich in der zweiten Bar nach Gary gefragt habe, hat ihn jemand angerufen, und plötzlich kreuzte er mit den beiden anderen auf.« Er schniefte. »Keine Sorge, sie wollen bloß mit dir reden.« Sein Blick schweifte zu den anderen. »Oder?«
    Gary zündete sich eine Zigarette an und trat mit der Pistole in der Hand auf mich zu. Er blickte auf meine Nase und grinste. »Ich hätte da mal ’ne Frage«, sagte er.
    Ich nickte.
    »Wo hatte deine Freundin den Chinesenfraß her? Die Frühlingsrollen waren erstklassig.«
    »Warum haben Sie sie umgebracht?«
    »Tja«, sagte er. »Ich habe auf dich gewartet, und plötzlich kreuzte sie mit dem Essen auf. Und als sie hysterisch wurde …« Er schüttelte den Kopf. »Ich musste mich leider erst mal verziehen, man weiß ja nie, ob nicht irgendein Nachbar hellhörig wird. Aber du läufst einem ja nicht weg, wie man sieht.«
    »Moment mal«, platzte Andy heraus. »Du hast gesagt, du willst bloß mit ihm reden.«
    »Halt’s Maul, Andy«, sagte Gary. Er bemerkte, wie ich zu einer der Sicherheitskameras an der Decke blickte. »Vergiss es«, sagte er. »Dein Kollege war so nett, die Kameras abzuschalten. Extrem hilfreich, das muss man schon sagen.«
    »Was wollen Sie von mir?«, fragte ich.
    »Hör endlich auf, im Hotel herumzuschnüffeln«, gab er zurück. »Und zwar ein für alle Mal – bevor die Cops oder irgendwelche Typen von der Einwanderungsbehörde antanzen.«
    »Was haben Sie mit dem Hotel zu tun?«, fragte ich.
    »Ich bin so eine Art Zulieferer«, sagte Gary.
    »Ach ja? Wofür?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Das Hotel braucht billige Arbeitskräfte …«
    »Illegale«, sagte ich.
    »Und bevor wir ihnen Arbeit beschaffen, benötigen die armen Schweine Kleidung und Essen, und ich helfe bei der Finanzierung.«
    »Indem Sie irgendwelche Kids dazu bringen, Ihnen Kreditkartendaten zu verschaffen.«
    Er inhalierte tief und blies Zigarettenrauch in meine Richtung.
    »Meine Tochter hat im Just Inn Time gearbeitet«, sagte ich. »Und jetzt tut die gesamte Belegschaft so, als wäre sie nie dort gewesen.«
    »Mach keine Witze«, sagte Gary. »Deine Tochter kann froh sein, dass wir die Sache unter den Teppich gekehrt haben.«
    Ich wartete.
    »Wenn du jemanden umgebracht hättest, würde es dir auch nicht gefallen, wenn es jemand an die große Glocke hängt.«
    Langsam dämmerte es mir. »Randall Tripe«, sagte ich.
    Gary nickte.
    »Dafür wird sie mit Sicherheit einen sehr guten Grund gehabt haben«, sagte ich.
    »Ich werde dir sagen, was sie getan hat. Sie hat ihn abgeknallt. Tja, leider hat sie nicht richtig gezielt. Zwei Zentimeter näher am Herzen, und der Dreckskerl wäre um einiges schneller abgekratzt.«
    »Was hat er gemacht?«, fragte ich. »Warum hat sie ihn erschossen? Oder wollen Sie mir erzählen, Syd hätte ihm grundlos eine Kugel in die Brust gejagt?«
    Gary überlegte einen Moment. »Spielt das eine Rolle?«, sagte er dann. »Tot ist tot, oder? Hätte sie sich um ihre eigenen Angelegenheiten gekümmert und einfach ihren Job gemacht, wäre nichts von alledem passiert.«
    »Was war denn ihr Job?«
    »Aushilfe am Empfang«, sagte Gary mit einer Kinnbewegung zu Carter und Owen hinüber. »Zusammen mit den beiden Clowns da. Da arbeiten doch sonst nur Schlitzaugen und Pakis, aber an der Rezeption braucht man Leute, die Englisch können. Und dafür war deine Tochter genau die Richtige. Aber sie musste ja unbedingt ihre Nase in Sachen stecken, die sie nichts angehen.«
    »Was ist mit Tripe passiert?«
    Gary zog eine Grimasse, als wäre es ihm unangenehm, ins Detail zu gehen.

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