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In Todesangst

Titel: In Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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schüttelte. »Wozu? Genauso gut können wir die Leichen einfach hierlassen. Sollen die Bullen sie doch ruhig sofort finden. Die Kameras sind abgeschaltet. Kein Mensch hat uns gesehen.«
    Owen hatte mich so grob in den Odyssey gestoßen, dass ich halb auf der Mittelkonsole lag. Langsam richtete ich mich hinter dem Lenkrad auf, was mit zusammengebundenen Händen gar nicht so einfach war. Dann warf ich einen Blick durch die Windschutzscheibe. Der Odyssey stand zwischen vier anderen Fahrzeugen; vor dem Van stand ein Pilot, dahinter ein Civic, rechts ein Accord und links ein kastenartiger Honda Element. Gary, Carter und Owen standen rechts vor dem Van und diskutierten, was sie jetzt machen sollten.
    Andys Leiche lag zwei Meter neben dem Element.
    Gary hatte sein Leben eiskalt ausgelöscht.
    Die Hände unterm Steuer, versuchte ich das Isolierband zu lockern, mit dem Owen meine Hände verschnürt hatte. Eigentlich hätte ich die Zähne zu Hilfe nehmen müssen, befürchtete aber, dass einer von den dreien etwas bemerken würde.
    Na schön, aber was sollte ich unternehmen, wenn ich meine Hände tatsächlich freibekam? Sie waren zu dritt und zwei von ihnen obendrein bewaffnet. Ein Fluchtversuch schien mir nicht sonderlich ratsam. Die nach draußen führenden Türen waren abgeschlossen, und ich glaubte kaum, dass ich es bis in die Werkstatt schaffen würde.
    »Lass uns hier schleunigst abhauen«, sagte Carter.
    »Ja«, meinte Owen. »Am besten, wir erledigen Blake gleich hier, und Schluss.«
    Gary nickte. »Okay, okay.«
    Ich zerrte weiter an dem Isolierband. Aber vielleicht gelang es mir ja sogar mit gefesselten Händen, ihnen die Tür entgegenzutreten, aus dem Wagen zu springen und …
    Nein. Das konnte ich komplett vergessen.
    Blieb die Möglichkeit, die Hupe zu betätigen. Aber ob ich damit irgendwelche Aufmerksamkeit erregen würde? Und wie lange würde es mir gelingen, auf die Hupe zu drücken? Eine Kugel durch die Windschutzscheibe, und das Problem war erledigt.
    Fieberhaft fragte ich mich, wie viel Zeit mir überhaupt noch blieb.
    Ich warf einen Blick auf meine Handgelenke. So schlecht sah es gar nicht aus; vielleicht noch ein, zwei Minuten, lange konnte es jedenfalls nicht mehr dauern, bis ich mich befreit hatte. Es ziepte ziemlich schmerzhaft, aber in Aussicht dessen, was mir bevorstand, war es bestenfalls ein bisschen unangenehm.
    Im selben Moment fiel mein Blick auf die Mittelkonsole.
    Sie stand einen Spalt offen. Gerade weit genug, dass mir etwas ins Auge stach, das matt im Dunkel schimmerte.
    Mit einem Mal schlug mir das Herz bis zum Hals. Ich bewegte meine gefesselten Hände nach rechts und klappte die Konsole auf.
    Und da waren sie.
    Die Autoschlüssel.
    Ich beugte mich über die Konsole und griff mir die Schlüssel mit Daumen und Zeigefinger, sorgsam darauf bedacht, bloß kein Geräusch zu verursachen. Dann steckte ich den Schlüssel so vorsichtig wie möglich ins Zündschloss.
    Trotzdem benötigte ich beide Hände für mein Vorhaben. Nur so konnte ich gleichzeitig den Motor starten, die Türen verriegeln und die offenen Fenster hochfahren.
    Ich hoffte bloß, dass der Wagen aufgetankt war.
     

    VIERZIG
     
    Endlich hatte ich das Isolierband so weit gelockert, dass ich meine rechte Hand befreien konnte. Meine Linke platzierte ich über den Fensterhebeln an der Fahrertür. Ich hätte den Knopf für die Zentralverriegelung schon jetzt drücken können, doch Gary, Carter und Owen hätten das charakteristische Klacken gehört und sich sofort gefragt, was los war.
    Der Wagen war erstklassig ausgestattet. Trotzdem hatte er keine kugelsicheren Scheiben. Selbst wenn ich sie hochfuhr, war ich damit keineswegs geschützt.
    Meine Rechte berührte den Zündschlüssel.
    Die drei schienen sich einig geworden zu sein, da Gary von Andys Leiche zu mir herübersah und Carter und Owen leicht zunickte.
    Sie wandten sich zu mir um und starrten mich durch die Windschutzscheibe an.
    Ich drehte den Zündschlüssel.
    Das plötzliche Röhren des Motors hätte im Showroom ohnehin extrem laut geklungen, da die Wände das Echo zurückwarfen – doch unter diesen Umständen klang es, als würde eine Bombe hochgehen.
    Die drei Männer schraken zusammen. Sie brauchten eine gute halbe Sekunde, um zu begreifen, was passiert war.
    Und innerhalb dieser Zeit hatte ich die Fenster bereits halb hochgefahren.
    Carter reagierte am schnellsten. Er hechtete zu meiner Tür, packte den Türgriff mit der Linken und versuchte mir eins mit der Waffe zu

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