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In Todesangst

Titel: In Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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miesen Geschäften. Prostitution, Diebstahl, Hehlerei, Waffenhandel – er hatte sogar eine kleine Jobvermittlung. Seine Leiche wurde in einem Müllcontainer am Hafen von Bridgeport gefunden – am Tag, nachdem Sie das Verschwinden Ihrer Tochter gemeldet hatten. Ein Schuss in die Brust, der an sich aber nicht tödlich war. Wahrscheinlich hätte er überlebt, wenn er gefunden worden wäre.« Den Blick auf die Straße gerichtet, kramte sie in ihrer Handtasche, die auf der Konsole zwischen uns stand. »Irgendwo hier muss ein Foto von ihm sein.«
    »Ich verstehe nicht, was das mit Sydney zu tun haben soll.«
    »Wahrscheinlich gar nichts.« Der Wagen näherte sich gefährlich dem Mittelstreifen; sie sah kurz auf, steuerte leicht nach rechts und kramte weiter. »Hier.« Sie reichte mir einen fotokopierten Auszug aus der Polizeiakte. Randall Tripe war weiß, unrasiert, zum Zeitpunkt der Aufnahme zweiundvierzig Jahre alt, feist und hatte eine Halbglatze – definitiv kein Typ, den ich gern näher kennengelernt hätte.
    Ich reichte ihr das Blatt Papier zurück. »Nie gesehen.«
    »Habe ich mir schon gedacht«, sagte sie.
    »Das hat ja wohl nichts Gutes zu bedeuten«, sinnierte ich leise.
    »Hmm?«
    »Die Blutspuren an Syds Wagen.«
    »Noch lässt sich nichts sagen«, gab sie zurück. »Warten wir erst mal ab.«
    Wir schwiegen eine Weile. Ein paar Augenblicke lang fühlte ich mich wie in einem schlechten Traum.
    »Ihre Tochter«, sagte ich schließlich.
    »Wie?«
    »Mit der Sie vorhin telefoniert haben. Cassie, richtig?«
    Kip Jennings nickte. »Eigentlich heißt sie Cassandra.«
    Ich nickte. »Hat sie Geschwister?«
    »Nein«, sagte Kip Jennings. »Sie hat nur mich.«
    Ich nickte. So war das also. Eine alleinerziehende Mutter.
    »Was ist nur passiert?«, fragte ich. »Wo steckt meine Tochter?«
    »Da wären wir«, sagte sie und bog auf das Gelände von Riverside Honda ein.
     
    ***
     
    Andy Hertz saß an seinem Schreibtisch, eine herausgerissene Seite aus einem Telefonbuch vor sich. Als ich mich setzte, sagte er: »Ich darf die Ds durchtelefonieren.«
    »Tut mir leid, Andy, keine Zeit«, sagte ich. Ich musste hier raus, und zwar schleunigst.
    »Übrigens«, fuhr Andy fort. »Der Typ hat den Wagen gerade zurückgebracht.«
    »Welcher Typ?«, fragte ich.
    »Der Kerl, der die Probefahrt mit dem Ridgeline gemacht hat. Der Wagen steht irgendwo da hinten. Er hat ihn erst vor ein paar Minuten zurückgebracht –’ne längere Probefahrt haben wir hier noch nie gehabt, glaube ich.« Er hielt kurz inne. »Wo hast du eigentlich gesteckt? Du warst fast zwei Stunden weg. Na, egal, jedenfalls hat er die Schlüssel bei mir abgeliefert und ist dann in einem gelben Pinto abgebraust. Ich wusste gar nicht, dass solche Karren noch zugelassen sind. War da nicht mal irgendwas, von wegen Explosionsgefahr oder so?«
    Lange vor deiner Zeit, Kleiner, dachte ich.
    Ich nahm die Schlüssel für den Ridgeline an mich und ging nach draußen, um mich um den Wagen zu kümmern. Sobald ich ihn auf seinen Stellplatz gebracht hatte, wollte ich für heute Schluss machen, nach Derby fahren, die üblichen Teenie-Treffs abklappern und Syds Foto herumzeigen.
    Als ich mich dem Pick-up näherte, stieg mir ein unangenehmer Geruch in die Nase, der mit jedem Schritt schlimmer wurde.
    Als ich die Fahrertür öffnete und mich auf das Trittbrett schwang, um einzusteigen, fiel mir die über und über verdreckte Ladefläche ins Auge. Auf den ersten Blick sah es aus, als hätte jemand einen Haufen Erde transportiert.
    Ich sprang vom Trittbrett und ging zum Heck des Pick-ups. Braune Suppe lief mir über die Hand, als ich die Heckklappe öffnete.
    »Scheiße!«, stieß ich hervor. Und damit hatte ich den Nagel auf den Kopf getroffen.
    Der Dreckskerl hatte den Pick-up benutzt, um Kuhmist zu transportieren.
     
    ***
     
    Ich hatte nur einen Wunsch: nichts wie raus hier. Die Blutspuren in Syds Wagen gingen mir nicht mehr aus dem Kopf, doch als ich in den Showroom kam, um den Computer herunterzufahren, saß Patty Swain auf einem der Stühle vor meinem Schreibtisch. Ihr linkes Bein hatte sie über die Stuhllehne drapiert – eine ziemlich offensive Pose, auch wenn sie eine Jeans trug.
    Seit Syd verschwunden war, hatte sie mir fast jeden Tag einen Besuch abgestattet – wenn nicht bei der Arbeit, dann zu Hause.
    Patty war ein toughes Mädchen. Sie machte sich garantiert nicht in die Hose, wenn sie nachts eine Abkürzung durchs mieseste Viertel der Stadt nahm, trug häufig Röcke, die

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