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In Todesangst

Titel: In Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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acht Jahre alt.«
    Was mich tatsächlich ein wenig erstaunte. Schwer vorstellbar, dass sich das Mädchen vor mir von Disney-Filmen verzaubern ließ.
    »Kennst du den Film mit den Monstern?«, fragte ich. »Die alle für diese große Firma arbeiten und deren Job es ist, kleine Kinder zu erschrecken?«
    »Die Monster AG?«
    »Ja, genau«, sagte ich. »Den Film habe ich damals mit Syd im Kino gesehen – sie war zehn, glaube ich. Das Ende ging mir wirklich zu Herzen. Weißt du, was ich meine?«
    Patty Swain nickte. »Allerdings. Ich war damals mit meiner Mom drin. Sie hat eine Flasche Cola mit ins Kino geschmuggelt, in die sie vorher Korn gekippt hatte. Tja, sie hat mir wirklich ’ne Menge beigebracht.« Sie grinste herausfordernd.
    Ich beugte mich vor. »Hatte Syd eigentlich irgendwelche Freunde in Derby?«
    Sie musterte mich unverwandt. »Glaube ich nicht. In Derby? Nee. Wie kommen Sie denn darauf?«
    Ich überlegte, ob ich ihr erzählen sollte, dass Syds Wagen gefunden worden war, entschied mich aber dagegen.
    »Ich gebe nicht auf«, sagte sie. »Ich habe noch ein paar Infos bei Facebook reingestellt.« Ihr linkes Bein wippte auf der Stuhllehne, während sie unentwegt mit den Fingern schnippte.
    »Danke. Damit erreichst du wahrscheinlich mehr Leute als ich.« Ich betrachtete ihr Bein. »Alles okay, Patty? Du wirkst irgendwie nervös.«
    Sie hielt augenblicklich inne. »Ich? Nö. Alles bestens.«
    »Du bist nicht zufällig high oder so?«
    Sie lachte. »Wie kommen Sie denn darauf?«
    Laura Cantrell kam aus ihrem Büro und durchquerte betont langsam den Showroom, trotz ihrer Acht-Zentimeter- Absätze graziös wie eine Gazelle. Wortlos stöckelte sie an meinem Schreibtisch vorbei. Die Temperatur im Raum näherte sich der Frostgrenze.
    Dann verschwand sie hinter der Tür zur Werkstatt. Patty sah mich kopfschüttelnd an.
    »Der Tante muss es mal wieder einer richtig besorgen, oder?«
    »Tut mir leid, Patty, ich weiß, dass ich es dich schon tausendmal gefragt habe«, sagte ich. »Aber wo könnte Syd stecken? Und wo war sie, während sie mir vorgespielt hat, sie würde in dem Hotel arbeiten?«
    »Keine Ahnung«, gab sie zurück. »Das kapiert doch kein Mensch.«
    »Ich habe alle Läden an der Route I abgeklappert. Niemand hat sie dort je gesehen.«
    Im selben Moment kam mir der junge Typ vor dem Blumenladen in den Sinn. Der Bursche, der für die alte Mrs Shaw die Lieferungen erledigte. Ian. Merkwürdig, dass er Syds Foto kaum Beachtung geschenkt, aber trotzdem behauptet hatte, er würde sie nicht kennen.
    »Du bist ihre beste Freundin«, sagte ich. »Und trotzdem hat sie dir nichts erzählt?«
    »Nein. Ich dachte auch, sie würde im Just Inn Time arbeiten, ich schwör’s. So was hätte ich ihr nie zugetraut. Ich bin doch diejenige, die immer Scheiße baut. Und nicht Syd!«
    Ich lächelte müde. »Nett, dass du vorbeigekommen bist. Falls dir noch irgendwas einfallen sollte …«
    Plötzlich blinzelte sie heftig, als würde sie gegen aufsteigende Tränen ankämpfen. »Geht klar«, sagte sie und stand auf. »Na ja, eigentlich bin ich hier, weil …«
    »Was ist los, Patty?«
    »Ich habe Ihnen doch von meinem neuen Job erzählt, oder?«
    »In dem Modeschmuckladen?«
    Sie nickte. »Na ja, ich muss da erst mal einen Monat arbeiten, ehe es Kohle gibt, und meine Mom, die ist auch gerade ziemlich klamm. Mein Alter zahlt ja so gut wie nie.«
    »Du willst mich doch nicht ernstlich um Geld anpumpen«, sagte ich.
    »Nein.« Sie errötete. »Ach, vergessen Sie’s.«
    Ich musterte sie einen Augenblick, kramte einen Zwanziger aus meinem Portemonnaie und reichte ihn ihr. Sie nahm den Geldschein und stopfte ihn in die Hosentasche. Ihre Jeans war so eng, dass sie mit den Fingern kaum hineinkam.
    »Danke«, sagte sie. »Soll ich Ihnen was vorbeibringen heute Abend?«
    In den vergangenen zwei Wochen war sie ein halbes Dutzend Mal überraschend mit Burgern oder Sandwiches bei mir aufgetaucht, hatte beiläufig darauf hingewiesen, dass sie pleite war, und sich von mir das Geld dafür zurückgeben lassen.
    »Danke«, sagte ich. »Heute nicht.«
    In ihren Augen spiegelte sich leise Enttäuschung. »Kein Problem«, sagte sie. »Also dann.«
    Mit wiegenden Hüften stolzierte sie an Andy Hertz’ Schreibtisch vorbei. »Hallo, Andy, mein Süßer«, sagte sie, ohne Anstalten zu machen, stehen zu bleiben.
    Andy, der damit beschäftigt war, die Adressen auf der herausgerissenen Seite abzutelefonieren, murmelte nur ein abwesendes »Hi«.
    Patty war zwar

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