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In Todesangst

Titel: In Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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sagte Kip Jennings. »Am besten, Sie stecken Ihre Hände in die Hosentaschen.«
    Sie stellte ihre Handtasche auf die Motorhaube des Celica und streifte Latexhandschuhe über.
    Ich ging um den Civic herum und spähte durch die Fenster. Sydney war stolz auf ihr kleines Auto gewesen, hatte es stets penibel gepflegt. Im Gegensatz zu Kip Jennings’ Wagen waren nirgends Big-Mac-Verpackungen oder Dunkin-Donut-Becher zu sehen.
    »Haben Sie die Schlüssel?«, fragte ich.
    »Nein«, sagte die Polizistin. »Macht aber nichts. Der Wagen war nicht abgeschlossen, als er gefunden wurde.«
    Sie ging in die Hocke und inspizierte den Türgriff auf der Fahrerseite.
    »Gibt’s irgendwas?«, fragte ich.
    Sie hielt einen Finger hoch, als wollte sie sagen: einen Moment.
    Ich kam um den Wagen herum und sah zu, wie sie die Tür vorsichtig mit einem Finger öffnete.
    »Was machen Sie da?«, fragte ich.
    Wieder antwortete sie nicht, sondern öffnete die Tür vollends und richtete den Blick in den Fußraum vor dem Fahrersitz, wo sich das Gaspedal und der Hebel für den Kofferraum befanden. Im selben Augenblick hörte ich, wie der Kofferraum mit einem leisen Klicken aufsprang.
    Auch wenn Kip Jennings bereits erwähnt hatte, dass niemand im Auto gefunden worden war, überlief mich unwillkürlich ein kalter Schauder.
    »Nicht aufmachen«, befahl sie. »Fassen Sie nichts an.«
    Daran hatte ich ohnehin nicht mal im Traum gedacht.
    Sie trat ans Heck des Civic, hakte ihren behandschuhten Zeigefinger ganz rechts unter den Kofferraumdeckel und hob ihn vorsichtig an. Alles, was sich unseren Augen bot, war der Erste-Hilfe-Kasten, den ich beim Kauf des Wagens selber hineingelegt hatte. Es sah nicht so aus, als sei er schon einmal benutzt worden.
    »Fehlt irgendwas?«, fragte Detective Jennings.
    »Nicht, dass ich wüsste«, gab ich zurück.
    Sie ließ den Kofferraum offen stehen, begab sich wieder zur Fahrertür und beugte sich über den Sitz. Sie musste sich ziemlich verrenken, um genug zu sehen, ohne das Gleichgewicht zu verlieren.
    Dann aber zuckte sie jäh zurück, wobei sie um ein Haar mit mir zusammengeprallt wäre.
    Das Herz schlug mir bis zum Hals. »Was ist?«, platzte ich heraus.
    Sie drehte sich von mir weg und nieste herzhaft in Richtung des Celica. »Entschuldigung«, sagte sie. »Meine Nase fing auf einmal an zu jucken, und ich wollte auf keinen Fall meine DNA im Innenraum des Wagens verteilen.«
    »DNA?«, fragte ich, immer noch leicht perplex.
    »Jetzt muss erst mal die Spurensicherung anrücken«, sagte sie.
    »Aber das ist doch sowieso Routine, oder?«
    Kip Jennings musterte mich einen Augenblick lang nachdenklich. »Hier«, sagte sie dann.
    Behutsam schloss sie die Tür zu drei Vierteln und deutete auf den Außengriff. »Sehen Sie diese Flecken?«
    Ja, ich sah sie. Auf den ersten Blick sah es aus, als sei der Türgriff leicht rostig.
    Sie zog die Tür wieder auf. »Nichts anfassen«, sagte sie abermals und deutete auf das Lenkrad. »Sehen Sie das?«
    Die gleichen rotbraunen Schlieren wie auf dem Türgriff.
    »Ja«, sagte ich. »Das ist Blut, stimmt’s?«
    »Schätze ich auch«, sagte Kip Jennings.
     
    SECHS
     
    »Zunächst einmal benötigen wir eine DNA-Probe von Ihrer Tochter«, sagte Detective Jennings auf der Rückfahrt. »Eine Strähne aus ihrer Haarbürste reicht schon. Sobald wir die Blutspuren analysiert haben, können wir die DNA-Muster vergleichen.«
    »Ja«, antwortete ich mechanisch. Ich hörte ihr gar nicht richtig zu.
    »Haben Sie eine Ahnung, was Ihre Tochter in Derby wollte? Hat sie Bekannte dort? Oder gar einen festen Freund?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Wir lassen jetzt erst einmal den Wagen untersuchen, und sobald wir mehr wissen, gebe ich Ihnen und Ihrer Exfrau Bescheid. Außerdem schicke ich später jemanden bei Ihnen vorbei, um DNA-fähiges Material abzuholen.«
    Ich nickte. »Auf einmal nehmen Sie das Ganze ja doch ernst.«
    »Ich habe es schon immer ernst genommen, Mr Blake«, erwiderte Kip Jennings.
    »Tut mir leid«, sagte ich.
    »Ich hätte da noch eine Frage«, sagte sie. »Es geht um eine Angelegenheit, in der unsere Kollegen aus Bridgeport gerade ermitteln. Wahrscheinlich besteht kein Zusammenhang, aber es gab dort einen Mordfall – etwa zur gleichen Zeit, als auch Ihre Tochter verschwunden ist.«
    »Was ist passiert?«
    »Sagt Ihnen der Name Randall Tripe etwas?«
    »Überhaupt nichts.« »Ein ziemlich übler Bursche«, sagte Kip Jennings. »Randall Tripe hatte seine Finger in allen möglichen

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