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In Todesangst

Titel: In Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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meinen Kollegen gegenüber stets freundlich und verständnisvoll geblieben, hatte ihnen nie die Daumenschrauben angelegt – und Susanne damit zunehmend auf die Palme getrieben.
    »Ja, klar«, sagte ich.
    »Wenn du Cindy gefunden hast«, sagte Laura, »könnten wir doch gelegentlich mal was trinken gehen. Was meinst du?«
    Offenbar konnte sie sich den Namen meiner Tochter immer noch nicht merken, aber ich sparte es mir, sie zu berichtigen. »Sehr gern, Laura«, sagte ich. »Aber jetzt muss ich dringend los.«
    Ich ging zu meinem Schreibtisch. Andy war gerade dabei, die Gebrauchtwagenanzeigen in der Zeitung durchzugehen, so wie ich es ihm geraten hatte. Wenn jemand sein Auto verkauft, will er sich möglicherweise ein neues anschaffen.
    »Morgen«, sagte ich. Andy blickte kurz auf und murmelte eine Begrüßung. Er sah gestresst aus.
    Das Lämpchen an meinem Telefon blinkte. Auf meiner Voicemail befand sich eine Nachricht von einem Ehepaar, das vor vier Jahren einen Van bei mir gekauft hatte. Die Kinder waren jetzt schon fast erwachsen, und sie spielten mit dem Gedanken, sich einen Accord oder einen Pilot zuzulegen. Ich schrieb ihre Telefonnummer auf ein Notizblatt, riss es ab und reichte es Andy.
    »Wahrscheinlich die einfachste Sache der Welt«, sagte ich. »Das sind ausgesprochen nette Leute. Sag ihnen, dass ich auswärts zu tun habe und dich persönlich gebeten habe, sie zu beraten.«
    »O Mann, Tim. Danke.«
    »Gern geschehen.«
    »Da bin ich dir aber echt was schuldig.«
    »Vergiss es.«
    Er fragte mich, was ich vorhätte. Ich erklärte es ihm.
    »Ich hoffe, es geht ihr gut«, sagte er.
     
    ***
     
    Sydney, elf Jahre alt.
    Ein Junge namens Jeffrey Wilshire hat sie von der Schule nach Hause begleitet, nun schon zum zweiten Mal – was Susanne und mir nicht entgangen ist.
    Am frühen Abend fahre ich sie zur Ballettschule. Nur wenige Wochen später wird sie nicht mehr hingehen, weil es sie nervt, in Ballerinas und Tutu herumzuhüpfen, aber noch gehorcht sie ihrer Mutter, die ihr immer wieder in den Ohren liegt: »Wenn du damit aufhörst, wirst du es bereuen!«
    Während wir im Auto sitzen, lasse ich beiläufig fallen: »Dieser Jeffrey scheint sich ja ziemlich für dich zu interessieren.«
    »Hör bloß auf«, sagt Syd.
    »Wieso?«
    »Der wartet immer schon am Ausgang auf mich. Ich hoffe die ganze Zeit, dass Mrs Whattley ihm das verbietet oder dass es ihm endlich langweilig wird.«
    »Oh«, sage ich.
    Schweigend fahren wir weiter, bis Syd plötzlich sagt: »Er steht drauf Frösche in die Luft zu sprengen.«
    »Was? Wer steht auf so was?«
    »Na, Jeffrey. Und sein Kumpel Michael Dingley – kennst du den?«
    »Nein.«
    »Mom schon. Sie und seine Mutter waren doch als Begleitpersonen dabei, als wir letztes Jahr die Feuerwache besichtigt haben.«
    »Ach so. Und was war das jetzt mit Jeffrey und den Fröschen?«
    »Na ja, sie fangen die Frösche, stecken ihnen China-Kracher ins Maul, und dann sprengen sie sie in die Luft.«
    »Das ist ja widerlich«, sage ich. In meiner Pubertät gehörte Tierquälerei jedenfalls nicht zum Erwachsenwerden, so viel steht fest.
    »Die finden das aber lustig«, sagt Syd.
    »Ist es aber nicht.«
    »Na ja, schließlich essen wir ja auch Tiere«, meint sie. »War Mom früher nicht Vegetarierin?«
    »Stimmt«, sage ich.
    »Und warum isst sie jetzt wieder Fleisch?«
    Ich zucke mit den Schultern. »Weil sie findet, dass ein Leben ohne Cheeseburger kein Leben ist. Aber es macht einen großen Unterschied, ob man ein Tier tötet, weil man es essen will, oder es aus reinem Spaß am Quälen umbringt.«
    Sie überlegt einen Moment. »Aber warum machen das manche Menschen?«
    »Was?«
    »Tiere quälen.«
    »Weil sie nicht richtig im Kopf sind.«
    Syd sieht aus dem Fenster. »Ich überlege immer vorher, ob ich jemandem wehtun könnte.« Sie hält kurz inne. »Auch wenn es ein Tier ist.«
    »Das spricht für dich.«
    »Weiß Jeffrey denn nicht, dass er dem Frosch wehtut?«
    »Bestimmt. Aber anscheinend ist es ihm egal.«
    »Ist Jeffrey deshalb ein böser Mensch?«
    »Ein böser Mensch?« Die Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. »Ja, vielleicht.«
    »Er hat mir erzählt, dass er mal einen Hamster bei sich zu Hause in die Mikrowelle gesteckt hat.«
    »Morgen lässt du ihn einfach stehen«, sage ich. »Wie wär’s, wenn ich dich in den nächsten Tagen von der Schule abhole?«
     
    ***
     
    Auf dem Weg zum LaGuardia-Airport lauschte ich erneut einigen Stücken auf Syds iPod, aber bei Joe Cockers

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