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In Todesangst

Titel: In Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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was gefallen?«
    »Denk doch mal nach. Willst du mit einem Flegel unter einem Dach leben, der dir dein Geld klaut?«
    »Es reicht, Tim – ich will nicht mehr darüber reden. Ich will endlich meine Tochter wiederhaben, alles andere interessiert mich nicht.«
    »Okay«, sagte ich.
    »Es tut mir leid«, sagte sie plötzlich. »Ich habe unsere Beziehung echt in die Scheiße geritten.«
    Ich schwieg und ließ den Blick zu einer der Terminal-Uhren schweifen. In wenigen Minuten war Boarding-Time.
    »Ich habe zu viel Druck auf dich ausgeübt«, sagte sie. »Eigentlich lief doch alles bestens.«
    »Ja.«
    »Aber irgendwie hatte ich das Gefühl … na ja, ich dachte, wenn wir mehr Geld hätten, würde sich das für uns alle auszahlen. Klar, ich mag hübsche Sachen, das gebe ich ja zu. Ich habe an mich selbst gedacht, aber letztlich wollte ich doch nur das Beste für uns alle, vor allem für Syd. Ich wollte, dass wir ihr etwas bieten können – ein größeres Zimmer, ein erstklassiges College, einfach eine bessere Zukunft, verstehst du?«
    »Klar.«
    »Und deshalb habe ich dir immer wieder in den Ohren gelegen, dich pausenlos gedrängt, ohne zu sehen, dass dir alles über den Kopf wuchs. Ich hätte es einfach früher erkennen müssen.«
    »Suze, du brauchst dich nicht zu …«
    »Und dann ging alles den Bach hinunter. Ich wollte immer mehr, und am Ende standen wir mehr oder weniger mit leeren Händen da. Manchmal denke ich, dass Syd uns hasst. Mich hasst. Dafür, dass ich alles kaputt gemacht habe. Dauernd geht mir durch den Kopf, dass Syd vielleicht nicht verschwunden wäre, wenn wir uns nicht getrennt hätten.«
    »Solche Selbstvorwürfe bringen doch nichts, Suze.«
    »Trotzdem. Vielleicht wäre alles ganz anders gelaufen.«
    »Mein Flug wird gerade aufgerufen«, sagte ich.
    »Ruf mich bitte an.«
    »Versprochen«, sagte ich.
     
    ** *
     
    In einem Auto sitzt man selbst am Steuer. Man hat alles unter Kontrolle. Man liest die Karte, sucht nach einem neuen Radiosender und kann selbst entscheiden, wann man einen lahmen Laster mit einem Opa hinter dem Lenkrad überholen will.
    Während man in einem Flugzeug schlicht nur beten kann.
    Trotzdem wäre es Unsinn gewesen, mit dem Auto nach Seattle fahren zu wollen. Mit dem Wagen brauchte man drei Tage, während der Flug gerade mal sechs Stunden dauerte. Nur dass er sich schier endlos zu ziehen schien, während mir nichts anderes blieb, als aus dem Fenster zu sehen, in meinen Zeitschriften zu blättern oder über Kopfhörer dem Bordprogramm zu lauschen, das wegen des permanenten Dröhnens allerdings kaum zu verstehen war.
    Irgendwann landeten wir endlich. Am liebsten hätte ich all die Passagiere aus dem Weg geschubst, die vor mir standen und ihr Handgepäck aus den Fächern holten, konnte mich aber gerade noch bezähmen. Nachdem ich die Maschine verlassen hatte, checkte ich zuallererst mein Handy.
    Nichts. Keine neuen Nachrichten.
    Vor dem Ankunftsterminal stieg ich in ein Taxi und bat den Fahrer, mich zum Second Chance zu fahren. Als ich ihm die Adresse nennen wollte, winkte er müde ab.
    »Ich fahre hier seit zweiundzwanzig Jahren Taxi«, sagte er. »Ich kenne den Weg.«
    Ich ließ mich in den Sitz sinken, sah auf die unbekannten Straßen hinaus und fühlte mich wie ein Fremder in einem fremden Land.
    Ich komme, Syd. Ich komme.
    ELF
     
    Der Taxifahrer kämpfte sich durch den Nachmittagsverkehr Richtung Innenstadt, und schließlich kamen wir noch langsamer voran, weil zwei Spuren wegen eines Unfalls gesperrt worden waren. Kurz vor sechs hielten wir vor dem Second Chance; draußen nieselte es. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, in welchem Teil der Stadt wir uns befanden. Zu meiner Orientierungslosigkeit trug obendrein bei, dass die Sonne vollständig hinter einer Wolkendecke verschwunden war.
    Ich zahlte, nahm meine Reisetasche und stieg aus. Ich befand mich in einem etwas schäbigeren Viertel der Stadt – Secondhand-Läden und Pfandleihen bestimmten das Straßenbild. Wahrscheinlich war es der einzige Block in ganz Seattle, in dem es kein Starbucks gab.
    Das Second Chance sah eher wie ein Schnellrestaurant als wie eine Zuflucht für Ausreißer und obdachlose Kids aus. Hinter den Fenstern standen Tische, an denen Jugendliche in verschlissenen Klamotten hockten und mit leerem Blick Kaffee aus Pappbechern tranken. Verloren sahen sie aus, als säßen sie dort schon lange Zeit – und als würden sie dort immer noch sitzen, wenn man in ein paar Stunden zurückkäme.
    Ich ließ den

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