In Todesangst
Zwischenzeit eine Nachricht hinterlassen hatte.
Als wir zur Firma kamen, sah ich sofort, dass der Chrysler-Van, der auf dem Gelände nebenan gestanden hatte, verschwunden war. Stattdessen parkte dort nun der rote Civic, in dem mich Eric Downes in die Mangel genommen hatte. Oder wie auch immer der Dreckskerl sonst heißen mochte.
»Fahr mal da rein«, forderte ich Andy auf.
Er bog auf das leer stehende Gelände ab, und ich stieg aus. Der Civic war nicht abgeschlossen; die Schlüssel steckten im Zündschloss. Auf dem grauen Polster des Beifahrersitzes befanden sich dunkle Blutflecken. Ich zog die Schlüssel ab und ging zu Fuß hinüber zum Autohaus, während Andy wendete und seinen Accord auf unserem Firmenparkplatz abstellte.
Als ich den Showroom betrat, klingelte mein Handy. »Ja?«
»Jennings.«
Nur mühsam gelang es mir, meine Stimme unter Kontrolle zu halten. »Jemand hat gerade versucht, mich umzubringen.«
»Sind Sie verletzt?«
»Der Kerl hatte eine Waffe. Er hat so getan, als wolle er einen Wagen kaufen, und als wir auf dem Highway waren, wollte er plötzlich wissen, wo Syd ist, und dann …«
»Wo sind Sie jetzt?«
»Wieder im Autohaus.«
»Alles okay mit Ihnen?«
»Ja. Nein, eigentlich nicht, aber es ist nichts Schlimmes.«
»Wann ist das passiert?«
Ich warf einen Blick auf meine Uhr. »Vor etwas mehr als einer Stunde, würde ich sagen.«
»Wir sind in fünf Minuten bei Ihnen«, sagte sie.
Nach drei Minuten hörte ich bereits die Sirenen.
***
Kip Jennings inspizierte die Fotokopie, die wir vor der Probefahrt von Eric Downes’ Führerschein gemacht hatten. »Das ist eine Fälschung«, sagte sie. »Woher wollen Sie das wissen?« »Vertrauen Sie mir«, sagte sie.
»Lassen Sie mich mal sehen«, sagte ich und warf selbst einen Blick auf das Führerscheinfoto. Der Mann auf dem Bild hatte dieselbe Gesichtsform und Haarfarbe, aber ich sah sofort, dass es nicht der Kerl war, der sich mir gegenüber als »Eric Downes« ausgegeben hatte.
»Das ist er nicht«, bestätigte ich. »Ich habe mir den Führerschein nicht richtig angesehen, bevor Shannon ihn kopiert hat. Er hätte mir auch den Lappen meiner Mutter in die Hand drücken können, und ich hätte es nicht gemerkt.«
Detective Jennings sparte es sich, mich auf die Löcher in unserem System aufmerksam zu machen.
»Er hat gesagt, sie wären auf der Suche nach Syd«, sagte ich.
»Wer sind ›sie‹?«, fragte Jennings. »Wen meinte er damit?«
»Keine Ahnung«, sagte ich. Während ich ihr haarklein erzählte, was passiert war, sah ich, wie eine Gruppe von Polizisten auf das angrenzende Gelände marschierte, um den roten Civic unter die Lupe zu nehmen.
»Haben Sie Überwachungskameras hier?« Sie ließ den Blick durch den Ausstellungsraum schweifen. »Dann könnten wir uns sein Gesicht näher betrachten.«
»Die Kameras laufen nur, wenn wir geschlossen haben«, sagte ich.
»Prima«, erwiderte Kip Jennings und musterte meine Nase. »Sie sollten zum Arzt gehen.«
»Ich glaube nicht, dass sie gebrochen ist«, sagte ich, während ich mir den Eisbeutel an die Nase hielt, den Laura Cantrell mir gebracht hatte.
Jennings stellte zahllose Fragen. Sie wollte genau wissen, wie der Mann ausgesehen, was er getragen und mit welchem Akzent er gesprochen hatte.
»Wie es aussieht, haben er und seine Komplizen mich nach Seattle gelockt«, sagte ich. »Sie haben mein Haus verwüstet und mir das Kokain untergeschoben – in der Annahme, Sie würden mich verhaften.«
»Ach ja? Und warum?«
»Er hat gesagt, ich hätte überall die Pferde scheu gemacht. Weil ich nicht aufgehört hätte, nach Sydney zu suchen.«
Jennings zog die Stirn in Falten. Im selben Augenblick klingelte ihr Handy. Sie kramte es aus der Handtasche und warf einen Blick aufs Display. »Entschuldigen Sie mich einen Moment«, sagte sie.
Ich nutzte die Gelegenheit, um Laura in ihrem Büro aufzusuchen.
Ich reichte ihr den Eisbeutel zurück. »Danke.«
Sie nahm ihn entgegen, sah sich nach einem Platz um, wo er keinen nassen Fleck hinterlassen würde, und deponierte ihn auf einer zerfledderten Ausgabe von Motor Trend.
»Tut mir leid, Laura, aber ich muss noch mal ein paar Tage Urlaub nehmen«, sagte ich. »Ich weiß nicht, wie lange es dauert, aber ich muss Syd finden, vorher habe ich keine Ruhe.«
»Das verstehe ich, Tim«, sagte sie. »Trotzdem hast du hier einen Job – und es kann nicht ewig so weitergehen, so leid es mir tut.«
»Mehr habe ich auch nicht erwartet, Laura«, gab
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