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In Todesangst

Titel: In Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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Gardner Street.«
    Ich wusste, wo das war. »Bin gleich da«, sagte ich. Ich legte auf, griff nach meinen Schlüsseln, schloss die Haustür ab und stieg in meinen Wagen.
    Es war eine ziemlich schwüle Nacht, aber ich ließ die Fenster herunter, statt die Klimaanlage anzuschalten – die frische Luft würde mich vielleicht ein bisschen wacher machen. Ein paar Minuten später war ich am East Broadway. Langsam fuhr ich die Straße entlang. Auf der Strandpromenade waren jede Menge junge Leute unterwegs, einige liefen mit Flaschen in den Händen mitten auf der Straße. Irgendwo in der Nähe musste eine ziemlich große Party stattgefunden haben – höchstwahrscheinlich in einem Strandhaus, das jemand in Abwesenheit seiner Eltern zweckentfremdet hatte.
    Ich fuhr noch langsamer, aber nicht allein weil ich Ausschau nach Patty hielt, sondern weil ich schlicht niemanden überfahren wollte.
    An der Gardner Street hielt ich an. Eins der unmittelbar am Strand liegenden Häuser war hell erleuchtet; laute Musik wehte zu mir herüber. Etwa zwanzig Kids hingen vor dem Haus ab. Am anderen Ende der Straße erspähte ich einen Streifenwagen, der sich langsam näherte.
    Dann sah ich Patty. Sie stand am Bordstein, neben einem jungen, athletisch gebauten Burschen, der auf sie einredete. Sie hielt den Kopf abgewandt, als wolle sie nichts mit ihm zu tun haben. Ich fragte mich, warum sie nicht einfach wegging, doch dann bemerkte ich, dass der Kerl sie am Arm gepackt hatte und offenbar nicht loslassen wollte.
    »Patty!«, rief ich.
    Sie hörte mich nicht. Der Bursche zerrte an ihrem Arm und schrie ihr etwas ins Ohr.
    Ich öffnete die Fahrertür und stieg aus. »He!«, brüllte ich. »Lass das Mädchen los!«
    Der Junge warf mir einen Blick zu, ohne auch nur die geringsten Anstalten zu machen, seine Finger von ihr zu nehmen. Er schwankte leicht, während er versuchte, seinen Blick auf mich auszurichten.
    »Patty!«, rief ich.
    Sie riss sich von ihm los und kam auf mich zu, dicht gefolgt von dem Typen. »He«, sagte er, »jetzt mach keine Zicken!«
    Sie wandte sich zu ihm um, bewegte die Hand auf und ab und sagte: »Besorg’s dir doch selber.«
    »Blöde Fotze!«, nölte er sie an.
    Nun sah ich, dass sie deutlich hinkte. Sie trug schwarze Shorts, die ihr passten wie eine zweite Haut; ihre Beine schimmerten weiß, abgesehen von ihrem rechten Knie, das dunkel verfärbt war.
    »Hey, Mr Blake«, sagte sie. »Haben Sie sich die Nase richten lassen?«
    »Steig ein«, sagte ich. Der junge Bursche stand auf der Straße und betrachtete uns mit benebeltem Blick. »Hau ab«, sagte ich und setzte mich hinters Steuer.
    Patty öffnete die Beifahrertür und stieg ebenfalls ein. Sie hatte eine ziemliche Fahne.
    »Nach Hause, James«, sagte sie.
    Ich wendete und fuhr zurück. Ich wusste zwar nicht, wo Patty wohnte, aber erst mal wollte ich bloß weg von den ganzen Kids, die den Strand und die Straße belagerten.
    »Wo wohnst du überhaupt?«, fragte ich sie.
    Von einem Moment auf den anderen schien sie stocknüchtern. »Da kann ich nicht hin. Bringen Sie mich zu Ihnen.«
    »Patty, ich fahre dich jetzt zu dir nach Hause.«
    »Meine Mutter bringt mich um, wenn sie mich so sieht.« Vorsichtig betastete sie ihr Knie. »Mann, tut das weh. Ich wette, fast so sehr wie Ihre Nase.«
    Ich schaltete die Innenbeleuchtung an. Ihr Knie sah böse aus. »Wie ist denn das passiert?«
    »Na ja, einer von den Typen hat versehentlich ’ne Bierflasche auf den Gehsteig fallen lassen, und genau in dem Moment, als ich um die Scherben herumgehe, kommen so ein paar supereingebildete Schnallen, die über meine Frisur ablästern. Und als ich mich umgedreht und ihnen den Finger gezeigt habe, bin ich gestolpert. Und dabei habe ich mir einen Splitter ins Knie gerammt. Ich habe ihn rausgezogen, während diese Arschlöcher einfach nur blöd geglotzt und gelacht …«
    »Vielleicht muss die Wunde genäht werden«, sagte ich. Das Krankenhaus von Milford lag nur einen Katzensprung entfernt. »Ich bringe dich zur Notaufnahme, dann können die sich das mal ansehen.«
    »Nee, bitte, tun Sie mir das nicht an. Das gibt doch bloß Theater. Die rufen noch meine Mutter an, oder sogar die Bullen, weil ich Alkohol getrunken habe. Ich habe echt keinen Bock, mir irgendwelche Predigten anzuhören.«
    »Vielleicht wär’s gar nicht so schlecht, wenn dir mal jemand eine ordentliche Standpauke hält«, wandte ich ein.
    Patty warf mir einen Blick zu. »Sie halten mich für eine Versagerin,

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