In Todesangst
Ich könnte doch aufs Haus aufpassen, ans Telefon gehen und ein Auge auf die Website haben, während Sie unterwegs sind. Und abends kann ich auch was kochen, wenn Sie wollen.«
Ihre Augen leuchteten. Ein hoffnungsvoller Schimmer lag auf ihrem Gesicht.
»Das geht nicht, Patty«, sagte ich. »Dein Angebot rührt mich, aber ich muss es leider ablehnen.«
»Warum? Haben Sie Angst, die Leute könnten denken, dass Sie mit mir ins Bett gehen?«
Allmählich fand ich das Ganze anstrengend, sosehr ich Patty mochte. Für heute hatte ich alles für sie getan, was in meiner Macht stand.
»Ich habe bereits eine Tochter, um die ich mir Sorgen machen muss«, sagte ich. »Ich brauche nicht noch eine zweite, verstehst du?«
Mehrere Sekunden lang sah sie mich schweigend an. Meine Worte schienen eine neue Wunde in ihr geöffnet zu haben, eine Wunde, die viel größer als die Verletzung an ihrem Knie war.
»Na schön«, sagte sie frostig, nahm ihre Schuhe und drängte sich an mir vorbei aus der Tür. »Ein paar Tage, mehr wären es sowieso nicht gewesen.«
»Patty«, sagte ich nachdrücklich, aber nicht unfreundlich. »Ich nehme dich morgen früh gern mit in die Stadt, aber hier kannst du nicht bleiben.«
Sie blieb auch nicht. Als ich am nächsten Morgen aufstand, war sie nicht mehr da.
SECHSUNDZWANZIG
Ich schlief bis halb acht. Ehe ich ins Bad ging, warf ich einen Blick in Syds Zimmer. Die Tür stand offen. Das Bett war gemacht und sah aus, als hätte niemand darin geschlafen.
Nachdem ich mich von Patty verabschiedet hatte, war ich wie ein Stein ins Bett gefallen und auf der Stelle eingeschlafen. Möglich, dass sie mitten in der Nacht gegangen war.
Ich warf einen Blick in die Küche, doch auch dort hatte sie sich offenbar nicht aufgehalten. In der Spüle stand nur das Glas, das ich am Abend zuvor selbst benutzt hatte.
»Tja«, sagte ich leise. Ehe ich unter die Dusche ging, schaltete ich den Computer an und checkte, ob sich jemand wegen Syd gemeldet hatte. Und wie immer hoffte ich natürlich, dass sie selbst eine Nachricht hinterlassen hatte.
Nichts. Inzwischen hatte ich mich fast daran gewöhnt.
Kurz vor acht klingelte das Telefon.
»Hey«, sagte Susanne. »Ich habe mich nur gefragt, ob du irgendeinen Lichtblick zu vermelden hast.«
»Leider nein«, sagte ich. Ich informierte sie kurz, was die Polizei über die Blutspuren in Syds Auto herausgefunden hatte, und erzählte ihr von dem Kerl, der sich Eric Downes genannt und es offenbar auf mein Leben abgesehen hatte.
»Was?«, platzte Susanne heraus. »Und all das erfahre ich erst jetzt?«
Nun ja, ich hatte jede Menge Entschuldigungen. Ich war total fertig gewesen, traumatisiert, mit den Nerven am Ende.
Ich glaubte trotzdem nicht, dass ich damit durchkommen würde.
»Tut mir leid«, sagte ich. »Hätte ich gute Nachrichten gehabt, hätte ich garantiert angerufen. Gibt es bei dir was Neues?«
Ich spürte, wie schwer es ihr fiel, sich zusammenzureißen. Meine Neuigkeiten, speziell der Mordanschlag auf mich, waren ihr anscheinend an die Nieren gegangen.
»Bob ist stinksauer auf Evan. Die Spanische Inquisition ist nichts dagegen.«
»Gut«, sagte ich.
»Offensichtlich hat er mehr Schulden, als er zugeben will. So wie ich es verstanden habe, hat ihm irgendein Freund, dessen Namen er nicht nennen will, eine gefälschte Kreditkarte für seine Online-Zockereien besorgt.«
»Eine gefälschte Karte?«
»Ja, eine mit den Daten von jemand anderem, aber nicht geklaut, sondern brandneu. Er hat sie ein paar Tage lang benutzt, bevor der Inhaber der echten Karte es gemerkt hat. Nachdem sie gesperrt wurde, hat Evan wieder seine eigene benutzt – und die von Bob, wie sich herausgestellt hat.«
»Wo du gerade Bob erwähnst«, sagte ich. »Richte ihm doch bitte aus, dass es mir leidtut, wie ich die Sache mit Evan angepackt habe. Ich hätte vorher mit ihm reden müssen.«
»Ja, mach ich.«
»Ich hoffe, er versteht, dass ich im Moment durch den Wind bin. Da macht man eben den einen oder anderen Fehler.«
»Ich rede noch mal mit ihm«, versprach Susanne.
»Tja … Ganz ehrlich, inzwischen glaube ich, dass er dir guttut.«
»Was?«
»Als du bei meinem Gerangel mit Bob und Evan gestürzt bist … nun ja, ich habe ihn so noch nie erlebt. Ich glaube, er liebt dich wirklich, Suze.«
Susanne schwieg. Offenbar hatte es ihr für einen Moment die Sprache verschlagen.
»Und noch was«, sagte ich. »Ich muss mit Bob über ein Auto sprechen.« »Welches Auto?«
»Laura kassiert
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