In Todesangst
dichtgemacht. Sie haben bestimmt schon mal davon gehört, oder?«
»Ja.« Ich erinnerte mich an Kip Jennings’ Worte, dass Randall Tripe in Menschenhandel mit illegalen Einwanderern verwickelt gewesen war. »Sagt Ihnen der Name Tripe etwas? Randall Tripe?« »Hmm?«
»Vergessen Sie’s. Entschuldigung, ich wollte Sie nicht unterbrechen.«
»Egal. Wie auch immer, meinem Bruder hängt der ganze Mist jedenfalls zum Hals raus. Früher konnte er anstellen, wen er wollte, wenn er eine Küchenhilfe oder einen Kellner suchte, ohne Papiere, ohne Führungszeugnis – und jetzt muss er aufpassen wie ein Schießhund, dass ihm nicht die Polizei ins Haus kommt. Also, ganz ehrlich, ein Restaurant möchte ich in tausend Jahren nicht führen.«
Arnie schien mit seinem Vortrag so weit fertig zu sein.
»Tut mir leid wegen der Sache mit den Donuts«, sagte ich. Arnie Chilton zuckte mit den Schultern, als sei es nicht der Rede wert. »Darf ich Ihnen noch eine Frage stellen?«
»Klar«, sagte er.
»Sie arbeiten doch für Bob. Warum sind Sie zuerst zu mir gekommen?«
Abermals zuckte Arnie mit den Achseln. »Na ja, mag ja sein, dass Bob ein paar Autohäuser besitzt, aber deswegen ist er ja wohl noch lange nicht der Papst oder so was. Okay, was Sie abgezogen haben, war echt unterste Schublade, aber manchmal glaube ich, er ist ein noch größeres Arschloch als Sie.«
***
Sydney, sechzehn. Es ist gerade mal ein knappes Jahr her.
Sie hat die Fahrprüfung bestanden und will endlich ohne Aufsicht fahren. Bei ihrer Mutter bietet sich dafür eher Gelegenheit. Im Gegensatz zu mir hat Susanne normale Bürozeiten, so dass abends ein Wagen zur Verfügung steht. Hinzu kommt, dass ich Syd mein Auto eigentlich nicht ohne weiteres überlassen will, wenn sie bei mir ist – mir gefällt der Gedanke nicht, dass meine Tochter allein mit dem Wagen unterwegs ist.
Meine Bedenken zerstreuen sich allmählich, als sie während des Sommers bei uns in der Firma arbeitet. Syd stellt sich ausgesprochen geschickt an, wenn sie fremde Wagen einparkt oder in die Werkstatt fährt.
In dieser Woche fahre ich einen Civic. Syd fragt mich, ob sie den Wagen haben kann, weil sie ein paar Klamotten von zu Hause holen will.
»Ach, bitte«, sagt sie.
Und schließlich gebe ich nach.
Etwa eine Stunde später klopft es an der Tür. Draußen steht Patty und lächelt nervös. Syd und sie sind seit ungefähr zwei Monaten miteinander befreundet.
»Kann ich hereinkommen?«, fragt sie.
»Syd ist nicht da«, antworte ich. »Sie ist zu ihrer Mutter gefahren, um ein paar Sachen zu holen.«
»Darf ich trotzdem hereinkommen?«
»Kein Problem«, sage ich.
»Okay«, sagt Patty, als sie mir in der Diele gegenübersteht, und hebt die Hände in Brusthöhe. »Erst mal wollte ich Ihnen sagen, dass mit Syd alles in Ordnung ist.«
Jetzt weiß ich, dass irgendetwas nicht stimmt. »Und weiter?«, frage ich.
»Ihr ist nichts passiert. Wir hatten bloß einen kleinen Unfall, aber es war nicht ihre Schuld.«
»Was habt ihr gemacht?«
»Auf dem Rückweg von ihrer Mom ist Syd bei mir vorbeigefahren, und wir haben beschlossen, ein Eis essen zu gehen. Bei Carvel’s, der Eisdiele bei mir um die Ecke.«
Ich kenne die Eisdiele; sie liegt vielleicht eine halbe Meile entfernt. Patty ist offenbar zu Fuß gegangen.
»Na ja«, fährt sie fort. »Wir haben vor der Eisdiele geparkt, und während wir drinnen an der Theke stehen, sehen wir plötzlich, wie jemand in so einer Schrottkiste zurücksetzt und voll in Syds Auto fährt. Was für ein Idiot – echt ein Vollblinder!«
»Aber ihr wart nicht im Wagen, oder?«
»Habe ich doch schon gesagt. Wir haben es von der Eisdiele aus gesehen. Aber der Typ war so schnell verschwunden, dass wir uns sein Kennzeichen nicht aufschreiben konnten.«
Sie hält kurz inne, ehe sie weiterspricht. »Es war nicht Syds Schuld, Mr Blake.«
Ich greife nach meiner Jacke.
»Sie machen ihr doch jetzt keinen Ärger, oder?«, fragt Patty.
»Ich will bloß wissen, ob alles okay mit ihr ist.«
»Keine Sorge. Sie hat nur Angst, dass Sie sauer auf sie sind. Sie glaubt, Sie flippen aus, wenn Sie davon erfahren.«
Später frage ich Syd: »Hast du wirklich geglaubt, ich würde ausflippen? Nur weil irgendein Mistkerl eine Beule in meinen Wagen gefahren hat?«
»Ich wusste es ja nicht.«
»Warum hast du Patty vorgeschickt?«
»Na ja, sie hat angeboten, mal vorzufühlen. Außerdem musste ich daran denken, was du dauernd sagst – dass du seit der Scheidung jeden
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