In Todesangst
getroffen. Und mittlerweile glaubte ich nicht mehr, dass Bob es übers Herz gebracht hätte, Suze weh zu tun.
»Nein«, sagte er entrüstet. »Er weiß genau, dass er sich auf mich verlassen kann.«
Ich verputzte den Rest meines Sandwichs. »Verstanden.«
»Ich habe diesen Jeff Bluestein überprüft. Ihre Tochter war doch mal mit ihm zusammen – das haben Sie mir selbst erzählt.«
»Ja. Ich habe erst gestern mit ihm gesprochen.«
»Was wissen Sie über ihn?«
»Über Jeff?«
»Ja.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Nicht allzu viel. Er kennt sich gut mit Computern aus und hat mir bei der Website geholfen, über die ich nach Syd suche. Eher ein stilles Wasser. Sein Selbstbewusstsein ist auch nicht besonders ausgeprägt.«
»Von seinen linken Touren wissen Sie wahrscheinlich nichts, oder?«
Ich horchte auf. »Was meinen Sie?«
Arnie Chilton lächelte selbstzufrieden. »Er hatte einen Teilzeitjob drüben in Bridgeport. Als Kellner im Dalrymple’s.« Ich kannte den Laden, ein preiswertes Familienlokal, das zu einer Restaurantkette gehörte. »Tja, jedenfalls haben sie ihn dabei erwischt, wie er Kreditkarten manipuliert hat. Wenn Kunden mit Karte bezahlt haben, hat er sie erst durch ein Mini-Lesegerät gezogen, ehe er sie an der Kasse belastet hat.«
»Ein Mini-Lesegerät?«, fragte ich.
»Kaum größer als eine Zigarettenschachtel. Damit lassen sich problemlos alle Daten speichern, die auf einer Kreditkarte sind.«
»Okay.«
»Und hinterher kann man die Daten herunterladen und auf neue, gefälschte Karten übertragen.«
»Was für ein mieser kleiner Gauner«, sagte ich und rief mir meine Unterhaltung mit Susanne vor gerade einmal einer halben Stunde ins Gedächtnis.
»Tja, jedenfalls hat der Manager des Restaurants ihn auf frischer Tat ertappt und ihn achtkantig gefeuert.«
»Wann war das?«
»Das ist schon länger her«, sagte Arnie. »Ich glaube, letzten Sommer.«
»Und hat er sich keine Anzeige eingefangen?«
»Der Manager hatte zunächst vor, zur Polizei zu gehen, aber dann wollte er sich lieber die schlechte Publicity ersparen. Ist doch klar – wenn die Kunden von solchen Betrügereien erfahren, bleiben sie ganz weg. Abgesehen davon war Jeff noch nicht volljährig, und dann hat offenbar auch noch sein Vater mit dem Manager gesprochen und ihm geschworen, er hätte seinem Sohn die Leviten gelesen, der würde so etwas nie wieder tun – na ja, das volle Programm eben. Nicht nötig, es weiter auszumalen, oder?«
»Arnie«, sagte ich. »Wie haben Sie das herausgefunden?«
Er sah leicht verlegen drein. »Der Manager vom Dalrymple’s ist mein Bruder.«
Ich musste lachen. »Das meinen Sie nicht ernst.«
»Ich schulde ihm ebenfalls noch Geld. Deshalb helfe ich öfter bei ihm aus, Reparaturarbeiten und so. Zwischen meinen Jobs als Privatermittler.« Er grinste.
»Und das ist Ihr erster Auftrag«, sagte ich.
Er nickte. »Ich habe meinem Bruder von der Geschichte erzählt, und als ich nebenbei erwähne, Ihre Tochter hätte mal einen Freund namens Jeff gehabt, sagt mein Bruder plötzlich, He, hier hat mal ein Jeff gearbeitet, wie heißt der Typ mit Nachnamen, und als ich’s ihm sage, fällt ihm echt die Kinnlade runter.«
Ich schüttelte den Kopf. »Wie klein die Welt doch manchmal ist.«
»Das kann man wohl sagen.«
»Haben Sie Bob und Susanne schon informiert?«, fragte ich.
»Nein. Das wollte ich später machen. Ich bin nämlich todmüde – mein Bruder und ich haben gestern Nacht ziemlich tief ins Glas gesehen.«
»Haben Sie sich Jeff schon vorgeknöpft?«
Er zog die Stirn in Falten. »Bis jetzt noch nicht.«
»Was dagegen, wenn ich das übernehme?«, sagte ich.
»Ganz im Gegenteil. Mal ehrlich, diese jungen Leute machen mir manchmal irgendwie Angst. Diese ganzen Aggressionen – ich kann damit nicht so gut umgehen, verstehen Sie?«
Jeff mochte ein Bär von Mann sein, aber eine potenzielle Bedrohung konnte ich nun wahrlich nicht in ihm erkennen. »Durchaus«, sagte ich.
»Glauben Sie, dieser Kreditkartenschwindel könnte etwas mit dem Verschwinden Ihrer Tochter zu tun haben?«, fragte er.
»Ich weiß es nicht«, sagte ich.
»Mein Bruder hat ’ne Menge Ärger in seinem Restaurant, das kann ich Ihnen sagen. Es ist nämlich gar nicht so leicht, Aushilfen zu finden. Na ja, die Einwanderer wachsen sich mittlerweile zu einem echten Problem aus, und wenn Sie irgendwelche Illegalen beschäftigen, kann das einen echten Rattenschwanz nach sich ziehen. Wenn man Pech hat, wird einem der Laden
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