In Todesangst
Cent zweimal umdrehen musst … Und deshalb habe ich gedacht, jetzt drehst du echt durch.«
»Syd …«
»Eine eingedrückte Tür – das kostet doch ein Vermögen, oder? Und über die Versicherung wirst du das bestimmt nicht abwickeln, weil die dich bloß hochstufen würden. Am liebsten würde ich selbst für den Schaden aufkommen, aber ich habe ja selbst kaum Geld, und wenn du Mom bittest, die Hälfte zu übernehmen, wird sie bloß sagen, dass es dein Auto ist, dass sie doch nicht dafür verantwortlich ist, wenn du mich damit fahren lässt, und dann wirst du sie anbrüllen – und dann ist wieder alles genauso wie früher, als ihr euch von morgens bis abends gestritten habt, alles geht wieder von vorne los, und …«
Am nächsten Tag bitte ich Susanne, sich mit mir zum Mittagessen zu treffen, und erzähle ihr alles.
Sie hört mir schweigend zu.
»Waffenstillstand?«, sage ich schließlich.
»Okay«, sagt sie. Und sie meint es auch so.
SIEBENUNDZWANZIG
Nachdem Arnie Chilton gegangen war, wählte ich Pattys Handynummer. Ich wollte mich vergewissern, ob alles okay mit ihr war, aber sie ging nicht dran. Wahrscheinlich hatte sie meine Nummer gesehen und wollte nicht mit mir sprechen. Ich wusste, dass ich letzte Nacht relativ deutlich gewesen war, aber andere hätten meine Ansage wahrscheinlich für nicht deutlich genug gehalten.
Aber es war nicht meine Aufgabe, sie dafür zu maßregeln, dass sie nachts um die Häuser zog, sich betrank und sich nicht zu Hause meldete. Selbstverständlich wollte ich wissen, ob sie sicher nach Hause – oder wohin auch immer – gekommen war, aber ich sah keinen Sinn darin, mich als ihr Erzieher aufzuspielen, ganz abgesehen davon, dass ich wahrlich andere Sorgen hatte.
Dann rief ich bei Jeff zu Hause an.
Eine Frau ging dran. »Hallo?«
»Mrs Bluestein?«, fragte ich.
»Ja?«
»Tim Blake hier.«
»Oh, hallo, Mr Blake.«
»Ist Jeff da?«, fragte ich.
»Im Moment nicht. Geht es um die Website?«
»Genau. Ich wollte ihn wegen ein paar technischer Fragen zu Rate ziehen.«
»Verstehe, ich blicke ja da auch nicht durch.«
»Ich versuch’s einfach unter seiner Handynummer.« Ich legte auf und wählte erneut.
»Ja?«
»Jeff, hier spricht Tim Blake.«
»Ja?«
»Ich muss mit dir reden.«
»Wieso? Stimmt irgendwas nicht mit der Website?«
»Nein, alles so weit okay. Es geht um etwas anderes.«
»Worum denn?«
»Wo bist du gerade, Jeff?«
»Ich? Ich sitze im Zug und fahre mit ein paar Kumpels in die Stadt.«
Ich nahm an, dass er Manhattan meinte.
»Du bist unterwegs nach New York?«
»Ja, genau. Wir wollen nach SoHo, in den Kid-Robot- Store.«
Ich hatte noch nie davon gehört. »Und wann kommst du zurück?«, fragte ich.
»Irgendwann heute Abend«, erwiderte er.
Da ich nicht wusste, ob Jeffs Betrügereien im Dalrymple’s etwas mit Syds Verschwinden zu tun hatten, wollte ich darüber nicht am Telefon mit ihm sprechen. Falls es darauf ankam, würde ich ihn am Telefon nur schwerlich unter Druck setzen können.
»Okay, wir sprechen uns morgen«, sagte ich. »Bis dann.«
»Bis dann«, sagte Jeff. Er klang nicht sonderlich begeistert.
***
»Du willst einen Wagen kaufen?«, fragte Bob, als ich am Nachmittag bei ihm vorbei sah. »Von mir?«
»Betrachte es als eine Art Wiedergutmachung«, sagte ich.
Die Wimpel flatterten über uns im Wind, während wir auf dem Hof von Bob’s Motors standen.
»Was du gesagt hast, stimmt übrigens nicht«, sagte ich.
»Was?«
»Dass ich einen Keil zwischen Susanne und dich treiben will. Ja, sie ist mir wichtig, ich liebe sie sogar … aber nicht mehr auf dieselbe Weise wie früher. Und nichts liegt mir ferner, als mich irgendwie zwischen euch zu drängen.«
»Verschon mich mit dem Gelaber«, sagte Bob.
Ich nickte. »Also, was kannst du mir anbieten?«
Er zeigte auf einen blauen, etwa zehn Jahre alten VW New Beetle, offenbar eins der ersten Modelle, die seinerzeit vom Band gelaufen waren. »Wie wär’s mit dem?«
»Soll das ein Witz sein?«, fragte ich.
»Wieso? Der Wagen hat verhältnismäßig wenig Meilen runter, verbraucht nicht viel Sprit – ein echtes Schnäppchen für den Preis, das weißt du ganz genau.«
»Ich bitte dich«, sagte ich. »Die Karre steht hier doch schon seit Monaten. Du wirst sie nicht los. Glaubst du, ich sehe die Ölpfütze nicht? Außerdem sind die Vorderreifen komplett runtergefahren.«
»Ein Top-Wagen«, beharrte Bob. »Getönte Scheiben, Sechsfach-CD-Wechsler – was willst du
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