In tödlicher Gefahr
etwas anderes – zum Beispiel auf die gebratene Ente für Tisch eins.“
Gegen elf war der letzte zufriedene Gast endlich gegangen. Ihre Angestellten waren fort, und die Küche war wieder so makellos sauber wie heute Morgen. Abbie stand allein im leeren Speisesaal an der Kasse und zählte die Tageseinnahmen. Vierzehntausend Dollar. Nicht übel für einen Montagabend.
Sie langte unter die Kasse und nahm den Beutel heraus, in dem sie die Einnahmen zur Bank brachte. Während sie das Geld hineinsteckte, glitt ihr Blick über den leeren Saal. Auch nach drei Jahren als Besitzerin des Campagne machte es sie noch stolz, wie viel sie in so kurzer Zeit erreicht hatte, auch wenn eher die Umstände als ihr freier Wille ihren beruflichen Werdegang bestimmt hatten. Als Ehefrau und Mutter eines Babys hatte es ihr genügt, einen Partyservice zu führen, der es ihr erlaubte, ihre Zeit selbst einzuteilen. Nach der Scheidung von Jack war ihr jedoch klar geworden, dass sie ihre Ziele höher stecken musste, wenn sie ernsthaft Geld verdienen wollte. Das bedeutete, ihr eigenes Restaurant zu eröffnen, ein Traum, den sie seit ihrem ersten Tag am kulinarischen Institut gehabt hatte.
Zunächst hatte sie das Risiko gescheut. Doch nach einer Inventur ihrer Fähigkeiten, ihrer Entschlossenheit und der finanziellen Möglichkeiten verwandelten sich ihre Bedenken allmählich in freudige Zuversicht. Sie konnte und würde es schaffen. Einen Teil des Unternehmens finanzierte sie mit dem Geld, das ihr nach der Scheidung zustand, plus ihren Ersparnissen, und sie überredete eine Bank, ihr den Rest als Darlehen zu geben. Das erste Jahr wurde nicht einfach, das zweite auch nicht. Bei so vielen guten, etablierten Restaurants in Princeton und Umgebung war es nicht leicht, Aufmerksamkeit zu erregen. Doch dank einiger guter Kritiken und der Mundpropaganda war das Campagne jetzt einer der begehrtesten Speisetempel im Umkreis von zwanzig Meilen.
Im Gegensatz zu anderen Besitzern französischer Land-Restaurants hatte sie der Versuchung widerstanden, den Speisesaal mit den üblichen Terrakottatöpfen, Lavendelbüscheln und verschiedenen ländlichen Kunstarbeiten zu dekorieren. Stattdessen hatte sie sich aus Frankreich mehrere Ballen
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mitgebracht, das provenzalische Tuch in Blau-, Rot-, Grün- und Gelbtönen, und daraus Tischtücher gemacht. Das Geschirr, strahlend ockerfarbene Keramik, stammte ebenso aus Südfrankreich wie die Gläser aus Blasenglas. Mit Ausnahme eines alten Wandteppichs, den sie vor Jahren auf einem Flohmarkt erstanden hatte, blieben die safranfarbenen Wände kahl. Der Effekt war spektakulär.
„Okay, Mädel“, sagte sie sich leise und schob den Geldbeutel in ihre Tasche. „Genug Selbstbeweihräucherung für einen Abend. Zeit, heimzugehen.“
Leise summend ging sie durch den Speisesaal in die Küche, schaltete das letzte Licht aus und verließ ihr Lokal durch die Hintertür.
Sie hatte ihren Geländewagen fast erreicht, als eine Gestalt aus dem Schatten trat.
Abbie unterdrückte einen ängstlichen Aufschrei. Die Tasche an die Brust gepresst, erinnerte sie sich, dass Princeton eine der sichersten Städte in New Jersey war. In den drei Jahren, seit sie das Restaurant führte, hatte sie nie Grund zur Furcht gehabt, nicht einmal zu so später Stunde.
Erst als der Fremde einen Schritt vortrat und direkt unter der Laterne stand, erkannte sie ihn.
Der Mann vom Spielfeldrand.
Entmutigt sah sie sich um. Der Parkplatz war leer, sie war allein. Als echter Gentleman hatte Brady ihr mehrfach angeboten, zu bleiben, bis sie ging, um sie zu ihrem Auto zu begleiten. Sie hatte das stets abgelehnt, was sie nun zutiefst bedauerte.
„Wer sind Sie?“ fragte sie und bemühte sich um eine ruhige Sprechweise. „Was wollen Sie?“
Die offenkundige Antwort war Geld, obwohl sie irgendwie spürte, dass es hier um etwas anderes ging. Falls er nur ihr Geld wollte, was hatte er dann am Baseballfeld verloren? Der Gedanke an Vergewaltigung ließ kurz Panik aufkommen, doch sie fühlte sich nicht wehrlos. Wenn nötig, würde sie ihm einen heftigen Kampf liefern. Dank eines Selbstverteidigungskurses nach der Scheidung wusste sie sich zu wehren.
„Was ist los? Sie wirken nervös.“ Während er sprach, griff der Fremde in seine Hemdtasche und holte Zigaretten und ein Feuerzeug heraus. Ohne sie aus den Augen zu lassen, stieß er die Zigarette leicht auf die Flachseite des Feuerzeugs. Die Geste war ihr vage vertraut, doch sie erinnerte sich nicht, woher.
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