In tödlicher Gefahr
nicht, sondern erwiderte nur ruhig seinen Blick.
„Was wollen Sie?“ fragte Kramer schließlich.
John nahm seinen Rekorder aus der Brusttasche und stellte ihn auf den Tisch.
„Erzählen Sie mir, was wirklich zwischen Ihnen und McGregor los war?“
34. KAPITEL
A bbie konnte ihre Freude kaum beherrschen, als John sie Montagmorgen anrief und von seinem erfolgreichen Besuch im Stateville Gefängnis berichtete. Earl Kramers Geständnis war unterschrieben und bezeugt worden, ehe John Ohio wieder verlassen hatte.
„Ich kann nicht glauben, dass Sie ihm ein Geständnis entlockt haben“, sagte sie aufgeregt. „Wenn Sie jetzt vor mir stünden, würde ich Ihnen einen dicken Kuss auf Ihr attraktives Gesicht geben.“
Er lachte. „Behalten Sie das im Gedächtnis. Sie bekommen Ihre Chance.“
„Wirklich?“
„Wie wäre es mit einem kleinen Dinner? So gegen neun?“
„Klingt wunderbar. Und neun schaffe ich. Montags ist nicht viel los.“
„Ich weiß, Brady hat’s mir gesagt.“
Sie sah kurz ihren Souschef an, der genau zu wissen schien, mit wem sie sprach. „Hat er das? So, so.“
„Nur weil ich ihm mit körperlicher Gewalt gedroht habe, wenn er nicht kooperiert.“
„Klar, treten Sie nur für ihn ein.“
„Wollen Sie mich gar nicht fragen, wohin ich Sie ausführe?“
Eigentlich hatte sie sich mehr gefragt, wie sie es bis neun heute Abend aushalten sollte. „Wohin führen Sie mich denn aus?“
„Ins Church Street Bistro.“
„Eines meiner Lieblingslokale.“
„Gut. Soll ich Sie im Campagne abholen? Um halb neun?“
„Ich werde fertig sein.“
Sie hängte auf und wandte sich an Brady. „Du hast also mit John über mich gesprochen?“
„Nur ein bisschen.“
„Was hast du ihm gesagt?“
„Lediglich ein paar Kleinigkeiten, um ihm zu helfen, das richtige Restaurant auszuwählen. Was du gerne isst, welche Restaurants du bevorzugst und wann die beste Zeit ist, dich einzuladen.“
„Die beste Zeit, mich einzuladen?“
„Du weißt schon, dass es morgens bei dir günstig ist, weil du da ausgeruht und entspannt bist und dich auf den Tag freust. Abends ist nicht so gut. Da bist du müde und erledigt.“
Sie lachte. „Mit anderen Worten, du hast alle meine Geheimnisse ausgeplaudert.“
„Nicht alle. Ein paar habe ich verschwiegen, damit er sie selbst lüftet.“
Ein Lieferant rollte einen Karren mit französischem Baguette herein und reichte Brady eine Klemmkladde. Brady überflog den Lieferschein, ehe er ihn abzeichnete. „Also“, fuhr er fort, nachdem der Lieferant gegangen war. „Wohin führt er dich aus?“
„Ins Church Street Bistro, in Lambertville.“
Brady nickte. „Gute Wahl. Das Essen ist einfach, aber ausgezeichnet. Die Bedienung ist freundlich und unaufdringlich.“ Er zwinkerte. „Und die romantische Atmosphäre ist unschlagbar.“
Sie schnappte sich ein Küchentuch vom Tresen und schlug ihm damit aufs Hinterteil. „Du bist unverbesserlich.“
Er lachte sie an. „Sag’ ich doch.“
Während der Lunchzeit war Abbie zu beschäftigt, um an ihr bevorstehendes Rendezvous mit John Ryan zu denken. Doch seit sie mit Brady um halb drei das Campagne verlassen hatte, war alles anders. Sie fühlte sich wie ein Teenager vor der ersten Verabredung, ließ Dinge fallen, starrte verträumt ins Leere und hörte nur halb auf das, was Ben erzählte.
Um halb fünf ging sie in die obere Etage und unterzog ihren Kleiderschrank der schlimmsten Misshandlung seit Jahren, als sie auf der Suche nach einem passenden Outfit für den Abend ihre Sachen durchwühlte. Nachdem sie ein halbes Dutzend unterschiedliche Kombinationen probiert hatte, entschied sie sich für einen leichten Rock in einem gedämpften Blau, ein schlichtes weißes Shirt und hochhackige Pantoletten in der Farbe des Rockes. Wahrscheinlich war das zu elegant, aber es war spät, und sie hatte keine Zeit mehr zum Anprobieren.
Nachdem sie Ben einen Abschiedskuss gegeben und Tiffany versprochen hatte, rechtzeitig wieder da zu sein, ging sie.
John kam eine Viertelstunde zu früh am Campagne an und wartete vor der Hintertür des Restaurants, aus Sorge, sich durch seinen Eifer zu blamieren. Zu früh zu einer Verabredung zu kommen war bisher nicht sein Problem gewesen. Im Gegenteil, meist kam er zu spät.
Als er schließlich eintrat, war sein erster Gedanke, dass Abbie zum Anbeißen aussah. Unter ihrer weißen Schürze kam ein duftiger bläulicher Stoff zum Vorschein, der sich bei jedem Schritt fließend um ihre Knöchel schwang.
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