In tödlicher Gefahr
hatte die Worte laut genug gesprochen, dass der Mann im Wagen sie hören konnte. Plötzlich warf er die Zeitung beiseite, ließ den Motor aufheulen und fuhr mit quietschenden Reifen davon.
Abbie suchte nach ihrem Handy. Es war jedoch zu spät. Der Mann, den Rose für Arturo Garcia hielt, war fort.
John kam zehn Minuten später und nahm eine Beschreibung des Wagens auf.
„Ich konnte die Nummernschilder nicht sehen“, sagte Abbie und wünschte, schneller geschaltet zu haben. „Aber das Kennzeichen war aus New Jersey und hatte dasselbe
Shore to please
-Logo, wie ich es am Acura habe.“
John notierte das, ehe er die Information an das Revier weitergab.
„Ein paar Einsatzwagen sind schon unterwegs“, meinte er nach dem Telefonat. „Falls der Mann wirklich Arturo war und er auf dem Rückweg nach Trenton ist, kriegen die ihn.“
„Und wenn er nicht nach Trenton fährt?“ fragte Rose.
„Dass er sich hier gezeigt hat, beweist, dass er langsam unvorsichtig wird. Dann kriegen wir ihn erst recht.“
„Aber warum geht er ein Risiko ein?“ Rose’ Angst hatte sich nicht gelegt. „Und warum verfolgt er mich? Ich besitze doch nichts.“
„Aber ich“, erwiderte Abbie ruhig.
Rose sah sie neugierig an. „Du? Warum sagst du das?“
Abbie hatte nicht vorgehabt, ihr von Ians Erpressung zu erzählen, doch da Arturo sich vor der neuen Wohnung herumtrieb, glaubte sie, ihr eine Erklärung zu schulden. Immerhin stand Rose ihretwegen unter Beobachtung. Abbie sah John an, der verstand, was sie vorhatte, und nickte.
Rose hörte aufmerksam zu. Doch anstatt sich aufzuregen, weil Abbie ihr die Wahrheit vorenthalten hatte, umarmte sie die neue Freundin fest. „Du armes Ding hast alles mit dir abgemacht. Du hättest es mir sagen sollen.“ Sie ließ Abbie los. „Ich wusste, dass Ian etwas vorhatte, als ich den Brief fand, aber ich hatte keine Ahnung, was.“ Ihre Wangen wurden blass vor Zorn. „Tut mir Leid, dass er dir zugesetzt hat, Abbie. Und es tut mir Leid, dass ich diesen elenden Hurensohn geliebt habe.“ Ein trauriges Lächeln umspielte ihren Mund. „Über Geschmack lässt sich wohl tatsächlich nicht streiten.“
Abbie legte Rose einen Arm um die Schultern. „Wir haben uns alle schon mal geirrt. Geh nicht zu sehr mit dir ins Gericht, okay?“
Doch Rose hatte ihr Jammern bereits vergessen. „Abbie, glaubst du wirklich, Arturo will dein Geld?“
„Das ergibt als Einziges Sinn. An dem Abend am See hat er sich wie ein Wahnsinniger aufgeführt. Er hat mich immer wieder angeschrieen, ich solle ihm das Geld geben. Ich bin sicher, er hätte mich umgebracht, um die achtundvierzigtausend zu bekommen.“
„Abbie hat Recht.“ John blickte die ruhige Seitenstraße entlang. „Nach Ians Ermordung ist er nur wegen des Geldes geblieben.“
„Aber was wollte er damit erreichen, dass er uns hierher gefolgt ist?“
„Vielleicht wollte er feststellen, wo ich lebe.“ Bei dem Gedanken, dass dieses Tier hinter ihren Büschen auf sie lauerte, brach Abbie der Schweiß aus.
Rose machte eine besorgte Miene. „Wenn Abbie in Gefahr ist, sollte sie dann nicht irgendwie unter Polizeischutz gestellt werden?“
John zog sein Handy heraus. „Absolut.“
„Kommt nicht infrage“, wandte Abbie ein. „Ich lasse nicht zu, dass ein Polizist im Haus mein Leben durcheinander bringt und meinen Sohn unnötig ängstigt.“
Aber John wählte bereits. „Ben wird nicht mal mitbekommen, dass ihr bewacht werdet.“
Weitere Einwände waren zwecklos. John sprach bereits mit einem gewissen Officer Wilcox und gab die nötigen Anweisungen.
Obwohl Abbie Johns Angebot zunächst abgelehnt hatte, gab es ihr doch ein beruhigendes Gefühl zu wissen, dass sie und Ben rund um die Uhr unter Bewachung standen. Auch wenn sie es nicht zugeben mochte, hatte sie Arturo Garcias Auftauchen vor Rose’ Wohnung gehörig erschreckt. Wenn er verrückt genug war, sein Versteck zu verlassen, um ihr zu folgen, war er vielleicht zu allem fähig.
Die Lunchzeit im Campagne war vorüber, und sie putzte gerade mit ihrer Mannschaft, als Sean ihr das Telefon reichte. „Es ist Ihr Babysitter.“
„Miss DiAngelo“, begann Tiffany, als Abbie das Telefon nahm. „Haben wir uns missverstanden? Sollte ich heute später kommen?“
Abbie sah auf ihre Uhr. Es war genau halb drei. „Nein, wie kommen Sie darauf?“
„Weil Sie Ben von der Schule abgeholt haben, ohne mir etwas zu sagen.“
Einen Moment reagierte Abbie nicht. Was redete Tiffany denn da? Sie hatte den
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