In tödlicher Gefahr
kidnappen.“ Bradys Hinweis hatte John jedoch argwöhnisch genug gemacht, dass er sie genauer zu Ken befragte.
„Ich werde ihn überprüfen“, sagte er schließlich. „Inzwischen ist es wohl am besten, du bleibst noch eine Weile hier, falls Ben anruft.“ Er warf Brady einen Blick zu. „Ich möchte nicht, dass sie allein ist.“
Brady nickte kurz. „Ich bleibe bei ihr.“
Abbie hatte Ken bereits wieder vergessen und packte John am Arm. „Finde ihn“, flüsterte sie. „Finde meinen Sohn.“
„Das werde ich.“
Finde meinen Sohn
, wiederholte sie immer wieder im Geiste wie ein Mantra.
„Ich rufe dich an, sobald ich etwas weiß.“ John steckte sein Notizbuch ein.
Nachdem er fort war, rief Abbie die Kanzlei ihres Exmannes an, erfuhr jedoch, dass er an einer Konferenz der
American Land Title Association
teilnahm und erst am Donnerstag zurückkehren würde.
„Ich werde ihm gerne sagen, dass Sie angerufen haben“, erklärte seine Sekretärin.
„Es handelt sich um einen Notfall, Jen. Richten Sie ihm bitte aus, er möchte mich umgehend anrufen.“
Abbie legte auf und schlang fröstelnd die Arme um sich.
John wartete, bis er außer Hörweite war, ehe er die Einsatzleiterin im Revier anrief.
„Helen? John Ryan. Ich brauche eine Suchmeldung für einen Jungen aus Princeton. Ben DiAngelo. Jemand in einem roten Acura Geländewagen, Kennzeichen MER 2316, holte ihn gegen zwei am Nachmittag vor der Schule, der Princeton Elementary, ab.“
Er sah auf Bens Foto. „Er ist neun Jahre alt, etwa ein Meter dreißig groß und wiegt rund 75 Pfund. Blaue Augen, rotes Haar, Sommersprossen auf der Nase. Zuletzt gesehen in Blue Jeans, blauem Poloshirt mit weißen Streifen und schwarzen Turnschuhen. Er trägt einen blau-schwarzen Harry-Potter-Ranzen.“
„Notiert. Soll ich auch die State Trooper informieren?“
Er zögerte, da er immer noch hoffte, der Junge tauche bei einem Freund auf, stimmte jedoch sicherheitshalber zu.
„Ja, bitte, und weisen Sie noch mal darauf hin, dass sie weiter nach dem grünen Pick-up mit dem texanischen Kennzeichen und Arturo Garcia suchen sollen.“ Im Moment hatte er keinen Grund anzunehmen, dass Garcia sich Ben geschnappt hatte, aber er wollte nichts auslassen.
Er beendete das Gespräch und stieg bedrückt in seinen Wagen. Obwohl er es verschwiegen hatte, war sein erster Verdacht, nachdem Brady ihn informiert hatte, gewesen, Tinas Pädophiler habe wieder zugeschlagen. Es war nicht ausgeschlossen. Wäre das der Fall, standen die Chancen, Ben lebend zu finden, ausgesprochen schlecht.
Während der Fahrt blickte er immer wieder auf Bens Foto am Armaturenbrett und erinnerte sich an sein Lachen und den Spaß, den er mit Jordan im Pool gehabt hatte, als sie ihre Tauchkünste maßen. Die Vorstellung, dass sich dieser glückliche Junge in den Händen eines Wahnsinnigen befinden könnte, erfüllte ihn mit Zorn und Hilflosigkeit.
Da er die finsteren Gedanken nicht loswurde, rief er Clarice bei der Arbeit an.
„Ja, John?“ Wie immer klang sie abgehetzt und gestresst.
Er war selbst ungeduldig und verwendete keine Mühe auf Höflichkeiten. „Wo ist Jordan?“ fragte er abrupt.
Sein scharfer Ton schien sie hellhörig zu machen. „Bei einem Freund. Warum?“
„Bei welchem?“
„Philip Goertz. John, um Himmels willen, was ist los mit dir?“
„Tu mir einen Gefallen“, erwiderte er und ignorierte ihre Frage. „Ruf bei den Goertzes an, vergewissere dich, dass Jordan dort ist, und sag ihm, er soll im Haus bleiben, bis du ihn abholst.“
„Was ist denn passiert?“
„Tu es, Clarice, sofort.“ Als ihm sein scharfer Ton bewusst wurde, fügte er milder hinzu: „Bitte. Ich bleibe in der Leitung.“
Er hörte einen leisen Aufschlag, als sie den Hörer ablegte. Dann raschelte etwas, da sie wohl nach ihrem Handy suchte. Schlüssel klirrten, dann erklang ihre Stimme, die jetzt angespannt wirkte.
„Hallo, Nancy. Hier ist Clarice. Ich wollte mich nur vergewissern, dass Jordan bei dir ist.“ Sie lachte. „Wirklich? Nein, das ist nicht nötig. Ich hatte nur vergessen, ihn zu erinnern, dass er heute mit zu dir gehen sollte, und wollte hören, ob er dort ist.“ Noch ein Lachen. „Ich weiß. Danke, Nancy. Wir sehen uns um sechs.“
Sie kam wieder an den Apparat. „Alles in Ordnung. Die Jungs sind unten und spielen mit Philips Geburtstagsgeschenk, Playstation 2.“
„Du hast ihr nicht gesagt, sie soll die beiden im Haus behalten.“
„Das war nicht nötig. Sie erzählte, die beiden
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