In tödlicher Gefahr
„Was ist passiert?“
„Abbie bekam einen Anruf auf ihr Handy und zischte ab wie ein geölter Blitz. Sie hat meinen Wagen.“
„Wo ist sie hin?“
„Das wollte sie mir nicht sagen. Offenbar hat der Kidnapper – falls der das überhaupt war – gesagt, dass Ben stirbt, wenn sie sich nicht genau an seine Anweisungen hält.“
„Verdammt!“ John fuhr sich durch das Haar. An ihr Handy hatte er nicht gedacht. „Wie lange ist das her?“
„Sie ist gerade los. Ich musste ihr schwören, Sie nicht anzurufen, aber … ich habe Angst, John. Der Anruf könnte von irgendjemandem gewesen sein, einem Vergewaltiger, einem Serienkiller. Solche Typen machen so was doch. Die lauern einem auf …“
„Bleiben Sie, wo Sie sind, Rose. Ich bin gleich da.“
Von ihrem Schreibtisch aus beobachtete Tina ihn voller Sorge. „Was ist los? Ist Abbie was passiert?“
„Komm“, sagte er und hastete los. „Ich erzähle dir alles im Wagen.“
Sergeant Tyler war bei Rose in der Küche, als John und Tina ankamen. Tyler entschuldigte sich sofort.
„Tut mir Leid, John. Sie ist durch die Hintertür verschwunden. Ich habe es erst mitbekommen, als der Wagen anfuhr. Ich bin noch hinterher, aber es war zu spät.“
„Es ist nicht Ihre Schuld.“ Er wandte sich an Rose. „Hat sie überhaupt etwas gesagt? Haben Sie aus dem Gespräch Hinweise entnehmen können, wohin Sie gefahren ist?“
Rose wiederholte ein paar von Abbies Bemerkungen und die Warnung, dass sie offenbar vom Anrufer gesehen werden könne, wenn sie sich nähere. „Den Rest hat sie auf den Notizblock dort geschrieben.“ Sie deutete auf den Spiralblock.
John nahm ihn auf und hielt ihn in Augenhöhe. Er entdeckte Eindrücke auf dem leeren Blatt von Abbies Schrift. Schnell nahm er einen Bleistift und fuhr mit der Breitseite der Miene schraffierend darüber, bis sich die Schrift weiß von dem grauen Hintergrund abhob.
John notierte sich die Fahrtroute. „Offenbar ist sie auf dem Weg in die Berge.“
„Wir werden Unterstützung brauchen.“ Tina nahm ihr Handy. „Und einen Hubschrauber, wenn wir sie einholen wollen.“
Doch der einzige Polizeihubschrauber war zu einer Massenkarambolage auf der I-95 beordert worden und würde erst in ein paar Stunden zurückkommen.
Tina schaltete das Handy aus. „Mist!“
„Ist schon okay. Ich weiß vielleicht, wie ich einen Hubschrauber bekomme.“ Er steckte sich die Wegbeschreibung ein. „Gehen wir.“
„Was ist mit Unterstützung?“
„Die verständigen wir später.“ Aus dem Auto rief er seinen Vater an und erzählte, was er brauchte.
Auf dem Weg zu seinem Vater kaufte John eine topografische Karte der Pocono Mountains.
Spencer hatte ebenfalls keine Zeit vergeudet. Er hatte eine ähnliche Karte wie John auf dem Schreibtisch ausgebreitet. Als begeisterter Skifahrer kannte er die Ausflugsziele: Camelback, Shawnee, Big Boulder, Jack Frost und die weniger bekannten Nebenstrecken.
„Hast du den Hubschrauber?“ fragte John.
„Ist aufgetankt und abflugbereit.“
John atmete auf. Als er vorhin mit seinem Vater telefoniert hatte, war der nicht sicher gewesen, ob sein alter Armeekumpel Colin Birghman überhaupt in der Stadt war. Er leitete eine kleine, aber erfolgreiche Fluggesellschaft und reiste im Hubschrauber von einer Konferenz zur nächsten.
„Was ist mit einem Piloten?“
„Der wartet am Flughafen Princeton auf dich. Übrigens, ich weiß nicht, wie viele Leute du mitnehmen willst. Aber in dem Vogel haben nur fünf Passagiere Platz, inklusive Pilot.“
Tina bestellte bereits per Handy zwei Mann vom Einsatzkommando mit Sturmgewehren und kugelsicheren Westen. Ehe sie das Gespräch beendete, erklärte sie noch den Weg zu Spencers Haus.
„Schau her, mein Sohn.“ Spencer beugte sich mit John über die Karte. „Laut deinen Angaben ist das hier die Route, die sie nimmt.“ Er zeichnete den Weg mit orangefarbenem Marker bis zu einem roten X nach. „Und hier liegt nach meiner Einschätzung das Haus.“ Er deutete auf ein kleineres rotes X. „Und das da ist Big Sky Airfield. Colin benutzt es gelegentlich, wenn er in die Berge geht.“
„Wie weit ist das Flugfeld von der Privatstraße entfernt?“
„Ein paar Meilen. Ein Wagen wartet da auf euch.“
Er hatte wirklich an alles gedacht. „Danke.“ Doch jetzt kam der schwierigere Teil. „Gibt es eine Möglichkeit, ungesehen zum Haus zu gelangen?“
Spencer bewegte den Finger ein kleines Stück. „Ich erinnere mich an einen Pfad in dem Gebiet. Er müsste
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