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In Tödlicher Mission

In Tödlicher Mission

Titel: In Tödlicher Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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abzureiten.«
    »Das alles kümmert Bill einen Dreck. Ich wette, er hat schon längst seine Überfahrt nach London gebucht. Damit wäre dann eine weitere der alten Familien weg. Schon bald wird außer uns niemand mehr übrig sein. Gott sei Dank gefällt es Judy hier.«
    »Ja, Liebling«, nickte Mrs Havelock beschwichtigend und betätigte die Glocke, um das Teegedeck abräumen zu lassen. Agatha, eine riesige, tiefschwarze Negerin, die die altmodische weiße Kopfbedeckung trug, die auf Jamaika längst nicht mehr modern war und nur noch im Hinterland Verwendung fand, kam aus dem in Weiß und Rosa gehaltenen Salon nach draußen. Direkt hinter ihr folgte Fayprince, ein hübsches junges gemischtrassiges Mädchen aus Port Maria, das sie als zweites Dienstmädchen ausbildete. »Es wird Zeit, dass wir mit der Flaschenabfüllung anfangen, Agatha«, sagte Mrs Havelock. »Die Guaven sind dieses Jahr früh dran.«
    Agathas Gesicht blieb teilnahmslos. »Ja, Ma’am. Aber wir brauchen noch mehr Flaschen.«
    »Warum? Ich habe dir doch erst letztes Jahr zwei Dutzend der besten besorgt, die ich bei Henriques finden konnte.«
    »Ja, Ma’am. Jemand hat fünf oder sechs davon zerbrochen.«
    »O je. Wie ist denn das passiert?«
    »Keine Ahnung, Ma’am.« Agatha nahm das große Silbertablett vom Tisch, wartete und beobachtete Mrs Havelocks Gesicht.
    Mrs Havelock hatte nicht den Großteil ihres Lebens auf Jamaika verbracht, ohne zu lernen, dass Flaschen eben manchmal zerbrachen und man gar nichts erreichte, wenn man sich auf die Suche nach dem Schuldigen machte. Also erklärte sie einfach fröhlich: »Oh, schon gut, Agatha. Ich kaufe ein paar neue, wenn ich nach Kingston fahre.«
    »Ja, Ma’am.« Agatha kehrte dicht gefolgt von dem Mädchen ins Haus zurück.
    Mrs Havelock griff nach ihrer Handarbeit und begann zu sticken, wobei sich ihre Finger automatisch bewegten. Ihr Blick wanderte zurück zu dem großen Chinahutbusch und dem Teufelsrückgrat. Ja, die beiden männlichen Vögel waren wieder da. Mit elegant aufgerichteten Schwanzfedern bewegten sie sich zwischen den Blumen hindurch. Die Sonne stand niedrig am Horizont, und hin und wieder blitzte ein Fleck von fast schon stechend schönem Grün auf. Eine Spottdrossel, die auf dem obersten Ast eines Frangipani saß, stimmte ihr Abendlied an. Das Quaken eines frühen Baumfroschs kündigte den Beginn der kurzen violetten Dämmerungsphase an.
    Content, ein achttausend Hektar großes Grundstück in den Ausläufern des Candlefly Peak, einem der östlichsten Berge der Blue Mountains im Verwaltungsbezirk Portland, hatte ein früher Havelock von Oliver Cromwell als Belohnung dafür erhalten, dass er einer der Unterzeichner des Todesurteils für König Charles gewesen war. Im Gegensatz zu vielen anderen Siedlern dieser und späterer Jahre hatten die Havelocks die Plantage über drei Jahrhunderte hinweg aufrechterhalten und mit ihr Erdbeben und Stürme sowie den Anstieg und Fall der Preise für Kakao, Zucker, Zitrusfrüchte und Kopra überstanden. Nun machten sie Geschäfte mit Bananen und Vieh, und die Plantage zählte zu einem der reichsten und am besten geführten Privatanwesen der ganzen Insel. Das Haus, das nach jedem Erdbeben oder Hurrikan zusammengeflickt oder wiederaufgebaut worden war, war ein architektonischer Stilmix – ein mit Mahagonipfeilern versehener, zweistöckiger Mitteltrakt auf den alten Steinfundamenten, flankiert von zwei einstöckigen Flügeln mit ausladenden jamaikanischen Flachdächern, gedeckt mit Silberzederschindeln. In diesem Augenblick saßen die Havelocks auf der großen Veranda des Mitteltrakts, von der aus man auf den leicht abschüssigen Garten und den dahinter gelegenen Dschungel schauen konnte, der sich über dreißig Kilometer bis zum Meer erstreckte.
    Colonel Havelock legte seinen
Gleaner
weg. »Ich dachte, ich hätte ein Auto gehört.«
    »Wenn das diese schrecklichen Feddens aus Port Antonio sind, musst du sie irgendwie abwimmeln«, sagte Mrs Havelock entschieden. »Ich kann ihr Gejammer über England einfach nicht länger ertragen. Und beim letzten Mal waren sie beide äußerst betrunken, als sie wieder gingen, und das Abendessen war kalt.« Sie erhob sich schnell. »Ich werde Agatha mitteilen, dass sie ihnen sagen soll, ich hätte Migräne.«
    Agatha kam durch die Salontür hinaus. Sie wirkte sehr aufgebracht. Direkt hinter ihr folgten drei Männer. »Herren aus Kingston, Ma’am«, meldete sie hastig. »Sie sind hier, um den Colonel zu sehen.«
    Der erste

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