In Tödlicher Mission
Handlanger schienen keine Waffen bei sich zu tragen. Mit etwas Glück würden sie freiwillig mitkommen, ohne Widerstand zu leisten.
Jetzt standen die gewölbten Türen offen. Von seinem Standort aus konnte Bond nicht in den Schacht hinuntersehen, aber der erste Mann war innerhalb von Sekunden draußen und zog sich bereits seine Schneeschuhe an, während der zweite folgte. Die Schneeschuhe! Bonds Herz setzte einen Schlag aus. Er hatte sie vergessen! Sie mussten dort hinten in den Büschen versteckt sein. Verdammter Idiot! Würden sie es bemerken?
Die beiden Männer kamen langsam auf ihn zu und traten bei jedem Schritt vorsichtig auf. Als sie noch etwa sechs Meter entfernt waren, sagte der Anführer der beiden leise etwas in einer Sprache, die nach Russisch klang. Als Bond nichts erwiderte, verharrten die beiden Männer. Sie starrten ihn erstaunt an, vielleicht warteten sie auf eine Erwiderung, auf ein Passwort. Bond spürte den drohenden Ärger. Er zog seine Waffe und bewegte sich geduckt auf sie zu. »Hände hoch.« Er gestikulierte mit dem Lauf des Colts. Der Anführer der beiden brüllte einen Befehl und stürzte nach vorn. Im gleichen Moment rannte der zweite Mann in Richtung des Verstecks zurück. Ein Gewehr dröhnte irgendwo zwischen den Bäumen, und das rechte Bein des Mannes knickte unter ihm weg. Die Männer von der Station gaben ihre Tarnung auf und kamen herbeigerannt. Bond fiel auf ein Knie und richtete den Lauf seiner Waffe auf den heranrasenden Körper. Die Waffe berührte ihn, doch der Mann hatte sich bereits auf ihn gestürzt. Bond sah Fingernägel, die auf seine Augen zielten, duckte sich und wurde von einem Aufwärtshaken erwischt. Jetzt befand sich eine Hand an seinem rechten Handgelenk, und seine Waffe wurde langsam in seine Richtung gedreht. Da er die Männer nicht töten wollte, hatte er die Waffe gesichert. Er versuchte, die Vorrichtung mit seinem Daumen zu erreichen. Ein Stiefel traf ihn an der Seite des Kopfes, und er ließ die Waffe los und fiel zurück. Durch einen roten Nebel sah er, wie die Mündung der Waffe auf sein Gesicht gerichtet wurde. Der Gedanke, dass er nun sterben würde, schoss ihm durch den Kopf – er würde sterben, weil er Gnade gezeigt hatte …!
Plötzlich war die Mündung der Waffe verschwunden, und das Gewicht des Mannes befand sich nicht länger auf ihm. Bond rappelte sich auf die Knie und schließlich auf die Füße auf. Der Körper, der ausgestreckt neben ihm im Gras lag, zuckte ein letztes Mal. In der Rückseite der Hose waren blutige Risse zu erkennen. Bond schaute sich um. Die vier Männer von der Station standen in einer Gruppe da. Bond löste den Gurt seines Sturzhelms und rieb sich die Seite seines Kopfes. »Tja, danke«, sagte er. »Wer war das?«
Niemand antwortete. Die Männer wirkten peinlich berührt.
Bond ging verwirrt auf sie zu. »Was ist los?«
Plötzlich bemerkte Bond eine Bewegung hinter den Männern. Ein zusätzliches Bein erschien – das Bein einer Frau. Bond lachte laut los. Die Männer grinsten verlegen und schauten hinter sich. Mary Ann Russell, die ein braunes Hemd und eine schwarze Jeans trug, kam mit erhobenen Händen hinter ihnen hervor. In der einen Hand hielt sie etwas, das wie eine .22 Sportpistole aussah. Sie ließ die Hände sinken und steckte die Pistole in den Bund ihrer Jeans. Dann kam sie auf Bond zu und sagte nervös: »Geben Sie ihnen keine Schuld. Ich habe heute Morgen einfach darauf bestanden, dass sie mich mitnehmen.« Ihre Augen hatten einen flehenden Ausdruck angenommen. »Eigentlich war es ein ziemliches Glück für Sie, dass ich mitgekommen bin. Ich meine, ich habe Sie zufällig als Erste erreicht. Niemand wollte schießen, weil sie Angst hatten, Sie zu treffen.«
Bond lächelte sie an. »Wenn Sie nicht mitgekommen wären, hätte ich meine Verabredung zum Abendessen absagen müssen«, bemerkte er. In sachlichem Tonfall wandte er sich an die Männer. »Also gut. Einer von Ihnen nimmt das Motorrad und erstattet Colonel Schreiber Bericht. Ich würde sagen, wir warten auf sein Team, bevor wir uns das Versteck genauer ansehen. Und bitten Sie ihn, ein paar Anti-Sabotage-Männer mitzuschicken. Dieser Schacht könnte vermint sein. Alles klar?«
Bond nahm das Mädchen beim Arm. »Kommen Sie mit. Ich will Ihnen ein Vogelnest zeigen.«
»Ist das ein Befehl?«
»Ja.«
IN TÖDLICHER MISSION
Der schönste Vogel auf ganz Jamaika, und für manche sogar der schönste Vogel der ganzen Welt, ist der Wimpelschwanz, der hier auch
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