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In Tödlicher Mission

In Tödlicher Mission

Titel: In Tödlicher Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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brachte er schließlich schwerfällig hervor.
    Major Gonzales nickte knapp. »In diesem Fall, Colonel, wird mein Auftraggeber die Verhandlungen mit dem nächsten Besitzer weiterführen – Ihrer Tochter.«
    Die Finger schnippten. Major Gonzales trat zur Seite, um das Schussfeld frei zu geben. Die braunen Affenhände schnellten unter den bunten Hemden hervor. Die hässlichen wurstförmigen Metallklumpen donnerten und spuckten – wieder und wieder, selbst als die beiden Körper bereits zu Boden gingen.
    Major Gonzales beugte sich vor und vergewisserte sich, dass die Kugeln getroffen hatten. Dann zogen sich die drei Männer schnell durch den in Weiß und Rosa gehaltenen Salon zurück, gingen durch den dunklen Flur aus Mahagoniholz und verließen das Haus durch die elegante Eingangstür. Sie stiegen ohne Eile in eine schwarze Ford-Consul-Limousine mit jamaikanischem Nummernschild. Major Gonzales nahm auf dem Fahrersitz Platz, die beiden Schützen setzten sich aufrecht auf die Rückbank und sie fuhren gemächlich über die lange Straße von Royal Palms. An der Kreuzung der Ausfahrt und der Straße nach Port Antonio hingen die durchgeschnittenen Telefonkabel durch die Bäume herunter wie schimmernde Lianen. Major Gonzales manövrierte den Wagen vorsichtig und gekonnt über die schmale Straße, bis er die Schotterstraße in der Nähe der Küste erreichte. Dann trat er aufs Gas. Zwanzig Minuten nach den Morden gelangte er in die äußeren Bereiche des kleinen Bananenhafens. Dort parkte er den gestohlenen Wagen auf dem Grasstreifen neben der Straße, und die drei Männer stiegen aus und gingen den halben Kilometer über die schwach beleuchtete Hauptstraße zum Anlegeplatz der Bananendampfer zu Fuß weiter. Das Schnellboot wartete bereits mit knatterndem Motor. Die drei Männer gingen an Bord, und das Boot schoss über das ruhige Wasser des Hafens davon, den eine amerikanische Dichterin einst als den schönsten der Welt bezeichnet hatte. Der Anker des schimmernden fünfzig Tonnen schweren Chris-Craft war bereits zur Hälfte gelichtet. Die amerikanische Flagge flatterte im Wind. Die beiden schlanken Ruten der Hochseeangeln deuteten darauf hin, dass es sich bei den Bootsbesitzern um Touristen handelte – aus Kingston oder vielleicht auch aus Montego Bay. Die drei Männer gingen an Bord, und das Schnellboot wurde eingeholt. Zwei Kanus umrundeten sie und bettelten um Almosen. Major Gonzales warf jedem von ihnen eine Fünfzig-Cent-Münze zu, und die nackten Männer verschwanden. Der Dieselmotor erwachte mit einem stotternden Dröhnen zum Leben, und das Chris-Craft drehte sich und steuerte auf den tiefen Kanal unter dem Titchfield Hotel zu. Bei Tagesanbruch würden sie zurück in Havanna sein. Die Fischer und Hafenarbeiter an Land beobachteten ihre Abfahrt und widmeten sich dann wieder ihrer Diskussion darüber, welcher der vielen Filmstars, die auf Jamaika Urlaub machten, das gewesen sein könnte.
    Auf der breiten Veranda von Content funkelten die letzten Sonnenstrahlen in den roten Flecken. Einer der Doctor Birds schwirrte über das Geländer, schwebte sehr dicht über Mrs Havelocks Herz und schaute auf sie hinunter. Nein, das war nichts für ihn. Fröhlich surrte er zu seinem Schlafplatz zwischen den sich schließenden Hibiskusblüten weiter.
    Das Geräusch eines kleinen Sportwagens, der um die Kurve der Einfahrt driftete, erklang. Wenn Mrs Havelock noch am Leben gewesen wäre, hätte sie sich nun darauf vorbereitet zu sagen: »Judy. Ich habe dich schon tausend Mal darauf hingewiesen, dass du das nicht in der Kurve machen sollst. Du schleuderst den ganzen Kies auf den Rasen, und du weißt doch, dass das Joshuas Rasenmäher ruiniert.«
    Es war einen Monat später. In London hatte der Oktober mit einem eine Woche andauernden strahlenden Altweibersommer begonnen, und der Lärm der Rasenmäher drang vom Regent’s Park hinauf durch die breiten Fenster von Ms Büro. Es waren motorbetriebene Mäher, und James Bond sann darüber nach, dass eines der schönsten Geräusche des Sommers, das träge metallische Summen der alten Maschinen, bald für immer aus dieser Welt verschwunden sein würde. Vielleicht hatten die Kinder von heute das gleiche Gefühl beim Schnaufen und Knattern der kleinen Zweitaktmotoren. Wenigstens würde das frisch gemähte Gras noch gleich riechen.
    Bond hatte Zeit für derartige Überlegungen, weil M scheinbar Schwierigkeiten hatte, auf den Punkt zu kommen. Er hatte Bond gefragt, ob er momentan beschäftigt sei,

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