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In Tödlicher Mission

In Tödlicher Mission

Titel: In Tödlicher Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Er warf dem anderen Mann einen fragenden Blick zu. Dieser wartete über den Tisch gebeugt auf Bonds Antwort. Das war also des Pudels Kern! Es handelte sich um einen privaten Rachefeldzug. Kristatos brauchte einen Auftragsmörder. Und er würde ihn nicht bezahlen, sondern ließ den Auftragsmörder für das Privileg bezahlen, seinen Feind loszuwerden. Nicht schlecht! Das hatte der Informant geschickt arrangiert – er benutzte den Secret Service, um eine private Rechnung zu begleichen. »Warum?«, fragte Bond leise.
    »Wer keine Fragen stellt, bekommt keine Lügen zu hören«, antwortete Signor Kristatos gleichgültig.
    Bond leerte seinen Kaffee. Es war die übliche Geschichte eines großen Verbrechersyndikats. Man sah nie mehr als die Spitze des Eisbergs. Aber spielte das für ihn überhaupt eine Rolle? Man hatte ihn hergeschickt, um eine spezielle Aufgabe zu erfüllen. Wenn sein Erfolg anderen zugutekam, konnte das ihm und M doch vollkommen egal sein. Bond sollte die Pipeline zerstören. Wenn dieser namenlose Mann der Anführer war, würde Bond ja nur seine Anweisungen befolgen. »Das kann ich nicht versprechen«, sagte Bond. »Ich hoffe, Sie verstehen das. Ich kann nicht mehr versprechen, als dass ich diesen Mann auslöschen werde, wenn er versucht, mich zu auszulöschen.«
    Signor Kristatos nahm einen Zahnstocher aus dem Halter, riss die Papierhülle auf und begann, seine Fingernägel zu reinigen. Als er mit einer Hand fertig war, sah er hoch. »Ich spiele nicht gern mit solchen Ungewissheiten. Doch dieses Mal werde ich es tun, weil Sie es sind, der mich bezahlt, und nicht umgekehrt. Ist das in Ordnung? Dann gebe ich Ihnen jetzt die Informationen. Danach sind Sie auf sich gestellt –
solo
. Morgen Abend werde ich nach Karatschi fliegen. Ich habe dort wichtige Angelegenheiten zu erledigen. Ich kann Ihnen nur die Informationen geben. Danach folgen Sie der Spur und …«, er warf den schmutzigen Zahnstocher auf den Tisch, »che sarà, sarà.«
    »In Ordnung.«
    Signor Kristatos schob seinen Stuhl näher zu Bond. Er sprach leise und schnell und unterfütterte seine Geschichte mit genauen Daten und Namen. Er zögerte nicht und verschwendete keine Zeit auf irrelevante Einzelheiten. Es war eine kurze, aber prägnante Geschichte. Es gab zweitausend amerikanische Gangster im Land – italienischstämmige Männer, die in den Vereinigten Staaten verurteilt und abgeschoben worden waren. Diese Männer waren äußerst brutal. Sie standen auf allen schwarzen Listen der Polizei, und wegen ihres Vorstrafenregisters scheuten sich ihre eigenen Leute, sie zu beschäftigen. Hundert der brutalsten unter ihnen taten sich zusammen und schickten kleine Gruppen nach Beirut, Istanbul, Tanger und Macau – in die großen Schmuggelzentren der Welt. Eine weitere große Gruppe fungierte als Kuriere, und die Bosse hatten durch Strohmänner eine kleine und respektable pharmazeutische Fabrik in Mailand gekauft. Zu diesem Zentrum schmuggelten die anderen Gruppen Opium und seine Derivate. Sie benutzten kleine Schiffe über das Mittelmeer, eine Gruppe Flugbegleiter einer italienischen Charterfluglinie, und als regelmäßige wöchentliche Versorgungsquelle den Kurswagen des Orientexpresses, in dem ganze Abschnitte falscher Polsterung von geschmierten Mitgliedern des Reinigungspersonals in Istanbul eingesetzt wurden. Die mailändische Firma – Pharmacia Colomba S. A. – fungierte als Abrechnungsstelle und als Labor, in dem aus dem Rohopium Heroin gewonnen wurde. Dann lieferten die Kuriere mithilfe unauffälliger Wagen verschiedener Marken den Stoff an die Mittelsmänner in England aus.
    Bond unterbrach: »Unser Zoll ist ziemlich gut darin, diese Art Drogenschmuggel zu erkennen. Es gibt in einem Auto nicht viele Verstecke, von denen die Beamten nicht wissen. Wie bringen diese Männer den Stoff über die Grenze?«
    »Immer im Ersatzreifen. Man kann in einem einzigen Ersatzreifen Heroin im Wert von zwanzigtausend Pfund schmuggeln.«
    »Werden sie denn niemals erwischt, wenn sie das Zeug nach Mailand bringen oder es wieder herausschaffen?«
    »Natürlich. Das passiert häufig. Aber dies sind gut geschulte Männer. Und sie sind zäh. Sie würden niemals singen. Wenn sie verurteilt werden, erhalten sie für jedes Jahr, das sie im Gefängnis verbringen, zehntausend Dollar. Wenn sie Familie haben, wird für sie gesorgt. Und wenn alles glatt läuft, machen sie damit gutes Geld. Es ist eine Art Genossenschaft. Jeder Mann erhält seinen Anteil am Gewinn. Nur

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