Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In Tödlicher Mission

In Tödlicher Mission

Titel: In Tödlicher Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
Vom Netzwerk:
setzte sich wieder an seinen Tisch.
    Enrico Colombo sprach schnell und eindringlich mit der Frau. Sie nickte und warf Bond durch den Raum hindurch einen Blick zu. Er und Kristatos erhoben sich gerade von ihrem Tisch. »Du bist ein abscheulicher Mann«, zischte sie wütend. »Das haben mir alle gesagt und mich vor dir gewarnt. Sie hatten recht. Nur weil du mir in deinem lausigen Restaurant ein Abendessen ausgibst, hast du noch lange nicht das Recht, mich mit deinen schmutzigen Anträgen zu beleidigen.« Ihre Stimme war während ihres Vortrags immer lauter geworden. Nun schnappte sie sich ihre Handtasche und sprang auf. Sie stand neben dem Tisch, genau in Bonds Weg zum Ausgang.
    Enrico Colombos Gesicht war dunkelrot und wutverzerrt. Jetzt hatte auch er sich erhoben. »Du gottverdammte österreichische Schlampe …«
    »Wage es ja nicht, mein Land zu beleidigen, du italienische Kröte.« Sie griff nach einem halbvollen Glas Wein und schüttete es dem Mann genau ins Gesicht. Als er sich auf sie stürzen wollte, war es ein Leichtes für sie, ein paar Schritte zurückzutreten – und dabei mit Bond zusammenzustoßen, der mit Kristatos höflich hinter ihr darauf wartete, vorbeizugehen.
    Enrico Colombo stand schnaubend da und trocknete sich das Gesicht mit einer Serviette ab. »Lass dich in meinem Restaurant nie wieder blicken«, brüllte er das Mädchen wütend an. Er spuckte auf den Boden zwischen ihnen und stürmte durch die Tür, auf der UFFICIO stand.
    Der
maître d’hôtel
war herbeigeeilt. Alle im Raum hatten aufgehört zu essen. Bond nahm die Frau am Ellbogen. »Darf ich Ihnen ein Taxi rufen?«
    Sie riss sich los. »Alle Männer sind Schweine«, zischte sie immer noch wütend. Dann besann sie sich auf ihre guten Manieren und sagte steif: »Sie sind sehr freundlich.« Mit hoch erhobenem Kopf marschierte sie mit den beiden Männern im Schlepptau zur Tür.
    Im Restaurant erhoben sich wieder die üblichen Hintergrundgeräusche von klappernden Messern und Gabeln. Die Szene hatte für allgemeine Belustigung gesorgt. Der
maître d’hôtel
wirkte sehr ernst, als er dem Trio die Tür aufhielt. »Ich entschuldige mich zutiefst, Monsieur«, sagte er zu Bond. »Und vielen Dank für Ihre Hilfe.« Ein vorbeifahrendes Taxi wurde langsamer. Er winkte es an den Bürgersteig heran und hielt die Tür auf.
    Die Frau stieg ein. Bond folgte ihr in den Wagen und schloss die Tür. »Ich rufe Sie morgen früh an, in Ordnung?«, sagte er zu Kristatos durch das Fenster. Ohne auf die Antwort des Mannes zu warten, lehnte er sich auf dem Sitz zurück. Das Mädchen hatte sich währenddessen in die am weitesten entfernte Ecke zurückgezogen. »Welches Ziel soll ich dem Fahrer nennen?«, fragte Bond.
    »Das Hotel Ambassadori.«
    Für eine kurze Weile herrschte Schweigen. Schließlich ergriff Bond das Wort. »Würden Sie gerne vorher noch irgendwo etwas trinken gehen?«
    »Nein, danke.« Sie zögerte. »Sie sind sehr nett, aber ich bin heute Abend sehr erschöpft.«
    »Dann vielleicht an einem anderen Abend.«
    »Vielleicht, aber morgen fahre ich nach Venedig.«
    »Ich ebenfalls. Dann essen wir morgen Abend also zusammen?«
    Die Frau lächelte. »Ich dachte, Engländer wären so schüchtern. Sie sind doch Engländer? Wie heißen Sie? Was machen Sie beruflich?«
    »Ja, ich bin Engländer. Mein Name ist Bond, James Bond. Ich schreibe Bücher – Abenteuergeschichten. Momentan schreibe ich eine über Drogenschmuggel. Sie spielt in Rom und Venedig. Das Problem ist nur, dass ich nicht genug über dieses Gewerbe weiß. Also fahre ich herum und versuche, Geschichten darüber aufzuschnappen. Kennen Sie welche?«
    »Darum haben Sie also mit diesem Kristatos zu Abend gegessen. Ich habe von ihm gehört. Er hat einen schlechten Ruf. Nein. Ich kenne keine Geschichten. Ich weiß nur, was alle wissen.«
    »Aber das ist doch genau das, wonach ich suche«, erwiderte Bond begeistert. »Als ich ‚Geschichten‘ gesagt habe, meinte ich keine Romane. Ich meinte die Art von Gerüchten, die wahrscheinlich ziemlich nah an die Wahrheit kommen. So etwas ist für einen Autor mehr Wert als Diamanten.«
    Sie lachte. »Meinen Sie das ernst … Diamanten?«
    »Na ja, als Autor verdiene ich nicht viel«, sagte Bond, »aber ich habe die Rechte für die Verfilmung dieser Geschichte bereits verkauft. Und wenn ich sie authentisch genug erzählen kann, wage ich zu behaupten, dass sie den Film wirklich drehen werden.« Er legte seine Hand auf ihre in ihrem Schoß. Sie zog ihre Hand

Weitere Kostenlose Bücher