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In unseren grünen Jahren: Roman (Fortune de France) (German Edition)

In unseren grünen Jahren: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Titel: In unseren grünen Jahren: Roman (Fortune de France) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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wurde auf dem Schlachtfeld von Ceresole zum Ritter geschlagen, und den Titel eines Barons erhielt er nach dem Sieg unserer Waffen vor Calais.«
    Ich sagte die Wahrheit und täuschte dennoch, ganz wie mein Vater es zu Lendrevie im Gespräch mit dem Kapuziner gehalten. Denn mochte mein Vater, von niederer Geburt, erst jüngst geadelt worden sein, war meine Mutter doch, wie Bruder Antoine richtig geraten, vornehmen alten Geblüts: sie stammte von einem Castelnau ab, der in den Kreuzzügen gefochten hatte. Allerdings hätte ich Bruder Antoine diese Abkunft nicht dartun können, ohne einzugestehen, daß meine Mutter eine nahe Verwandte der Caumonts war, Herren von Les Milandes und Castelnau. Die Caumonts aber waren im ganzen Königreich dafür bekannt, daß sie im Périgord, im Quercy und im Agenais den reformierten Glauben unterstützten.
    »Gewisserweise muß ich mich bei Euch entschuldigen, mein Sohn«, sagte Bruder Antoine, dabei er sich mir zuneigte und mich mit gefälligerem Blick bedachte. »Euer schwarzes Wams – recht merkwürdig auf dem Leib eines jungen Edelmannes – ließ mich in Euch einen jener abscheulichen Ketzer argwöhnen, die sich, in Maskierung, unter uns drängen, um unseren Glauben zu verderben. Aber Euer wackeres Auftreten und diese heilige Medaille überzeugen mich, daß es nicht an dem ist.«
    »Was! Mein Dolmetscher ein Ketzer?« rief Caudebec. »Mönch, du träumst wohl!«
    Er versetzte Franchou, um sie zu verabschieden, einen heftigen Klaps auf die Rundungen, schnappte sich eine Forelle und steckte sie sich mit Kopf, Schwanz und Gräten ins Maul. Franchou entfloh weinend und stöhnend, die Hand am Hinterteil, wo ihre Haut noch Stunden später arg gerötet war, das kann ich bezeugen.
    »Mein Sohn«, fuhr Bruder Antoine fort, ein Auge auf die Serviermädchen geheftet, »wenig fruchtet es uns, dem Herrgott, der alles sieht, verhehlen zu wollen, daß wir aus einem gar zerbrechlichen Ton sind. So schwach ist unser Fleisch, daß der Teufel uns mit jedem Weiberrock in Versuchung führt (er hielt den Blick nicht gesenkt, im Gegenteil). Und dies ist ein sehr einladendes Haus (er seufzte), wo man gut ißt, vorzüglich trinkt und wo diese jungen Mädchen – gäbe Gott, ich täuschte mich! – es gewohnt sind, vor jedem Gast ihre Hüften zu wiegen. (Er tat einen weiteren Seufzer.) Morgen, mein Sohn, will ich Euch die Beichte abnehmen.«
    Ha, so ein Schurke! Er versuchte es mit Überrumpelung! Der Argwohn dieses Betbruders war, entgegen seiner Behauptung, nicht verflogen. Er verdächtigte mich weiter, und weil er wußte, wie sehr die Hugenotten die Ohrenbeichte verabscheuen, legte er diese üble Fallschlinge aus!
    Ich setzte redliche Miene auf: »Bruder Antoine, noch weiß ich nicht, ob ich meine Nacht in Unschuld verbringe. Sollte dies nicht der Fall sein, will ich morgen gern auf Eure guten Dienste zurückgreifen, um mich von meinen Sünden zu reinigen.
    Merkwürdige Sitte: es sündigt einer, er reinigt sich, sündigt wieder … Weiter kam ich nicht in meinen Überlegungen, denn Baron Caudebec brüllte jäh auf, faßte sich an den Hals und schrie, er sei am Sterben, ihm stecke eine riesige Gräte im Schlund, wir sollten sofort einen Reiter nach dem Barbier schicken. Auf der Stelle, potz Daus! Sofort, Himmelpfingsten! Oder er würde in diesem teuflischen Haus alles niedermetzeln, den Koch, die Küchenjungen, die Saucenverderber, die Serviermädchen bis hin zur Herbergswirtin!
    Ich bat ihn, sich zu beruhigen. Bis man den Barbier auftriebe, zumal dies ein Sonntag, litte er noch viele Stunden Pein. Lieber solle er sich brav hinsetzen, den Mund weit aufsperren und ein bißchen Geduld zeigen, ich selbst wolle mein mögliches tun. Er fügte sich. Ich ließ mir einen brennenden Kien bringen, um die Tiefe seines Schlunds auszuleuchten – es stank gewaltig aus diesem Abgrund –, und ich entdeckte die Gräte: sie steckte eine halbe Daumenbreite hinter dem Zäpfchen. Ich schnitt mir zwei lange Holzstäbchen zurecht, die Enden zu Spateln geformt, und benutzte sie als Pinzette. So gelang es mir, den winzigen Grund dieses großen Gezeters herauszuziehen.
    Caudebec mochte seinen Sinnen nicht glauben, als er, zu seiner Erholung einen ganzen Weinkrug leerend, im Schlund keinerlei Schmerz mehr spürte.
    »Potz Daus!« rief er und erhob sich auf die Beine. »Ein Wunder ist geschehen! Der Heiligen Jungfrau sei Dank! Und … (er umarmte mich so ungestüm, daß ich fast selbst erstickte) auch dir danke ich, mein gelehrter

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