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In unsern Traeumen weihnachtet es schon

In unsern Traeumen weihnachtet es schon

Titel: In unsern Traeumen weihnachtet es schon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tucholsky Fallada , Co.
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weit fort von Schuld, Liebe und Torheit.
    Er aber, Hein Martens, zweiter Offizier von der ›Fröhlichen Neptun‹, ist ein Mensch; Schuld und Liebe kennt er, und er findet es gut, kein Gott zu sein, sondern bloß ein törichter Mensch   …

DIE WEIHNACHTSFEIER DES SEEMANNS KUTTEL DADDELDU
    Joachim Ringelnatz
     
    Die Springburn hatte festgemacht
    Am Petersenkai.
    Kuttel Daddeldu jumpte an Land,
    Durch den Freihafen und die stille heilige Nacht
    Und an dem Zollwächter vorbei.
    Er schwenkte einen Bananensack in der Hand.
    Damit wollte er dem Zollmann den Schädel spalten,
    Wenn er es wagte, ihn anzuhalten.
    Da flohen die zwei voreinander mit drohenden Reden.
    Aber auf einmal trafen sich wieder beide im König von Schweden.
     
    Daddeldus Braut liebte die Männer vom Meere,
    Denn sie stammte aus Bayern.
    Und jetzt war sie bei einer Abortfrau in der Lehre,
    Und bei ihr wollte Kuttel Daddeldu Weihnachten feiern.
     
    Im König von Schweden war Kuttel bekannt als Krakeeler.
    Deswegen begrüßte der Wirt ihn freundlich: »Hallo old sailer!«
    Daddeldu liebte solch freie, herzhafte Reden,
    Deswegen beschenkte er gleich den König von Schweden.
    Er schenkte ihm Feigen und sechs Stück Kolibri
    Und sagte: »Da nimm, du Affe!«
    Daddeldu sagte nie »Sie«.
    Er hatte auch Wanzen und eine Masse
    Chinesischer Tassen für seine Braut mitgebracht.
     
    Aber nun sangen die Gäste »Stille Nacht, Heilige Nacht«,
    Und da schenkte er jedem Gast eine Tasse
    Und behielt für die Braut nur noch drei.
    Aber als er sich später mal darauf setzte,
    Gingen auch diese versehentlich noch entzwei,
    Ohne daß sich Daddeldu selber verletzte.
     
    Und ein Mädchen nannte ihn Trunkenbold
    Und schrie: er habe sie an die Beine geneckt.
    Aber Daddeldu, zahlte alles in englischen Pfund in Gold.
    Und das Mädchen steckte ihm Christbaumkonfekt
    Still in die Taschen und lächelte hold
    Und goß noch Genever zu dem Gilka mit Rum in den Sekt.
    Daddeldu dacht an die wartende Braut.
    Aber es hatte nicht sein gesollt,
    Denn nun sangen sie wieder so schön und so laut.
    Und Daddeldu hatte die Wanzen noch nicht verzollt,
    Deshalb zahlte er alles in englischen Pfund in Gold.
     
    Und das war alles wie Traum.
    Plötzlich brannte der Weihnachtsbaum.
    Plötzlich brannte das Sofa und die Tapete,
    Kam eine Marmorplatte geschwirrt,
    Rannte der große Spiegel gegen den kleinen Wirt.
    Und die See ging hoch und der Wind wehte.
    Daddeldu wankte mit einer blutigen Nase
    (Nicht mit seiner eigenen) hinaus auf die Straße.
    Und eine höhnische Stimme hinter ihm schrie:
    »Sie Daddel Sie!«
    Und links und rechts schwirrten die Kolibri.
     
    Die Weihnachtskerzen im Pavillon an der Mattentwiete erloschen.
    Die alte Abortfrau begab sich zur Ruh.
    Draußen stand Daddeldu
    Und suchte für alle Fälle nach einem Groschen.
    Da trat aus der Tür seine Braut
    Und weinte laut:
    Warum er so spät aus Honolulu käme?
    Ob er sich gar nicht mehr schäme?
    Und klappte die Tür wieder zu.
    An der Tür stand: »Für Damen«.
     
    Es dämmerte langsam. Die ersten Kunden kamen,
    Und stolperten über den schlafenden Daddeldu.

KNECHT RUPRECHT
    Theodor Storm
     
    Von drauß’ vom Walde komm ich her;
    Ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!
    Allüberall auf den Tannenspitzen
    Sah ich goldene Lichtlein sitzen;
    Und droben aus dem Himmelstor
    Sah mit großen Augen das Christkind hervor,
    Und wie ich so strolcht durch den finstern Tann,
    Da rief’s mich mit heller Stimme an.
    »Knecht Ruprecht«, rief es, »alter Gesell,
    Hebe die Beine und spute dich schnell!
    Die Kerzen fangen zu brennen an,
    Das Himmelstor ist aufgetan,
    Alt’ und Junge sollen nun
    Von der Jagd des Lebens einmal ruhn;
    Und morgen flieg ich hinab zur Erden,
    Denn es soll wieder Weihnachten werden!«
    Ich sprach: »O lieber Herre Christ,
    Meine Reise fast zu Ende ist;
    Ich soll nur noch in diese Stadt,
    Wo’s eitel gute Kinder hat.«
    »Hast denn das Säcklein auch bei dir?«
    Ich sprach: »Das Säcklein, das ist hier;
    Denn Äpfel, Nuß und Mandelkern
    Fressen fromme Kinder gern.«
    »Hast denn die Rute auch bei dir?«
    Ich sprach: »Die Rute, die ist hier;
    Doch für die Kinder nur, die schlechten,
    Die trifft sie auf den Teil, den rechten.«
    Christkindlein sprach: »So ist es recht;
    So geh mit Gott, mein treuer Knecht!«
    Von drauß’ vom Walde komm ich her;
    Ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!
    Nun sprecht, wie ich’s hierinnen find!
    Sind’s gute Kind, sind’s böse Kind?

WEIHNACHTEN
    Kurt

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