In weißer Stille
gewickelt hatte, seinen nackten Hintern, Margret Hechts triumphierenden Blick. Warumnur hatte er das getan? Was trieb ihn dazu, sie derart zu verletzen?
Wie zum Hohn schien die Sonne ins Zimmer. Doch ein grauer Himmel hätte sicher dafür gesorgt, dass ihre Stimmung ganz im Keller landete. Babs strich die Bettdecke glatt und beschloss, das schöne Wetter zu nutzen und die Wohnung gründlich zu lüften. Danach würde sie einen Spaziergang machen. Sie brauchte einen freien Kopf, um die Detailplanung für das Badezimmer in Angriff zu nehmen.
Sie ging durch die Wohnung, öffnete in allen Zimmern die Fenster und in Alberts Arbeitszimmer auch die Tür zum Balkon. Eigentlich hatte sie den schon vor Wochen aufräumen wollen. Im Gegensatz zum Wohnzimmerbalkon wurde er nur wenig benutzt. Hier standen einige leere Blumentöpfe, eine alte Gießkanne und ein Liegestuhl. Babs entschloss sich, den Spaziergang zu verschieben und die Sache gleich zu erledigen. Sie holte einen Pappkarton aus der Speisekammer und stapelte die Blumentöpfe darin, um sie später in den Keller zu bringen. Die Gießkanne hatte ein Loch und gehörte in den Müll. Babs hob sie hoch und entdeckte dahinter, in der Ecke zwischen Mauer und dem Balkongitter, einen toten Vogel. Es war eine Amsel. Sie lag auf dem Rücken, die Flügel wie im Flug gespreizt, die Krallen in die Luft gereckt und den Kopf seltsam verdreht, als sei das Genick gebrochen. Die Verwesung hatte schon eingesetzt. An den trüben Augen wanden sich weiße Maden. Übelkeit stieg in Babs auf. Sie ging in die Küche, holte einen Müllbeutel und zog sich Gummihandschuhe über. Es kostete sie Überwindung, den Vogel anzufassen, aber es musste sein. Nachdem sie ihn in den Beutel gesteckt hatte, zog sie die Handschuhe aus, drehte sie dabei auf links und ließ sie ebenfalls in dieMülltüte fallen. Dann entsorgte sie das Ganze unten im Hof im Müllcontainer und räumte den Balkon fertig auf. Die Amsel hatte sicher wesentlich länger als eine Woche dort gelegen. Es konnte nicht der Vogel sein, der Bertram als Vorwand gedient hatte, um Alberts Arbeitszimmer aufzusuchen.
* * *
Dühnfort fuhr über die Autobahn Richtung Starnberg, gefolgt von Alois im Mini. Die Kollegen der Schutzpolizei Starnberg für die Hausdurchsuchung waren angefordert. Mit etwas Überzeugungsarbeit war es Dühnfort gelungen, Leyenfels und den zuständigen Richter von einem begründeten Anfangsverdacht gegen Marcel Schneider, alias
Roswell67,
zu überzeugen und so den Durchsuchungsbeschluss zu erhalten.
Der Nachmittag ging in Abendstimmung über. Die Sonne verlor ihre wärmende Kraft, und die bereits schneebedeckten Gipfel der Alpen reflektierten das goldene Licht, in das sich ein Hauch Rosé gemischt hatte. Der Versuch, dieses Bild zu konservieren, würde es zerstören, zu einem Klischee werden lassen. Gerade in der Vergänglichkeit des Augenblicks fand Dühnfort es grandios.
Zwanzig Minuten später stand er mit Alois vor der Tür eines Reihenmittelhauses in Starnberg, das schon bessere Zeiten erlebt hatte. Die Farbe an den Fenstern blätterte, das kleine Stückchen Rasen im Vorgarten war voller Unkraut und Moos und der Briefkasten neben der Tür verbeult. Vor der Garage stand der blaue Smart. Er war auf den Namen Marcel Schneider zugelassen. Alois hatte im Internet ein wenig recherchiert.
Roswell67
verkaufte hauptsächlich Handys, CD-Player und Autoradioszu sehr günstigen Preisen. »Sicher irgendwo vom Laster gefallen«, hatte Alois gesagt. »Und außerdem bietet er unter richtigem Namen seine Dienste als Maler und Tapezierer auf verschiedenen Handwerkerplattformen im Netz an. Vermutlich bekommt das Finanzamt nur einen Bruchteil der Einnahmen zu sehen.«
Alois betätigte die Klingel neben der Haustür. Ein etwa vierzigjähriger Mann öffnete. Er trug einen Pferdeschwanz, Trainingshosen und ein mit Farbe bekleckstes Sweatshirt.
Dühnfort stellte sich vor und reichte Schneider den Durchsuchungsbeschluss. »Mich interessiert das Fahrrad, das Sie bei eBay anbieten.«
Schneider verschränkte die Arme vor der Brust. »Keine Ahnung, was Sie meinen. Ich verkaufe nichts bei eBay.«
»Sie sind doch Marcel Schneider? Ihnen gehört dieses Fahrzeug?« Dühnfort wies auf den Smart.
Schneider zuckte die Schultern. »Na und?«
»Gut. Dann würde ich gerne einen Blick in die Garage werfen.«
»Warum?«
»Um mir das Rad anzusehen.« Dühnfort verlor langsam die Geduld.
»Sie scheinen’s an den Ohren zu haben.« Schneider trat ins
Weitere Kostenlose Bücher