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In weißer Stille

In weißer Stille

Titel: In weißer Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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jemanden mit dem Rad erpresst hat, ist es doch möglich, dass der wahre Täter das Rad in seinen Besitz bringen wollte und dabei das falsche erwischt hat«, wandte Gina ein.
    »Aber wo ist dann das richtige? Ein Rad fehlt auf jeden Fall«, warf Alois ein. »Und das sollten wir schleunigst finden.«
    »Falls Bertram seinen Vater ermordet hat, dann stellt sich die Frage, ob er am Tattag überhaupt mit dem Auto nach Münsing gefahren ist. Radeln war sein Hobby. Die Strecke zum Wochenendhaus hat er häufig mit dem Rad zurückgelegt.« Dühnfort wandte sich an Meo. »Die Handydaten von Bertram hast du doch ohnehin. Kannst du daraus ein Bewegungsprofil erstellen? Dann wüssten wir, wann er am Wochenendhaus war.«
    Meo schüttelte den Kopf. »Ich habe nur die Verbindungsdaten. Für ein Bewegungsprofil nutzt das nichts. Dafür muss ich wissen, wann sich sein Handy in welcher Funkzelle angemeldet hat.«
    »Speichern Provider diese Daten?«
    »Schon. Aber ohne richterlichen Beschluss rücken sie die nicht raus.«
    »Gut. Ich kümmere mich darum. Dann sehen wir weiter.« Dühnfort beendete das Meeting, suchte Christoph Leyenfels auf und überzeugte ihn, einen richterlichen Beschluss zur Herausgabe von Bertrams Handydaten zu beantragen.
    Er hatte gerade das Büro des Staatsanwalts verlassen, als sein Handy sich bemerkbar machte. Kalle Moser vonder Abteilung
Diebstahl
meldete sich. »Das Rad, das ihr sucht, steht bei eBay. Jedenfalls sieht es eurem verdammt ähnlich. Komm mal rüber und sieh es dir an.«
    Dühnfort dankte Moser, informierte Alois und fuhr zurück ins Präsidium.
    Alois stand bereits in Mosers Büro, als Dühnfort eintrat, und blickte auf den Monitor, der eine Artikelseite des Internetauktionshauses eBay zeigte. Darauf wurde ein Stevens S4 Comp zum Kauf angeboten.
    Kalle begrüßte ihn mit Handschlag. »Also ganz sicher bin ich mir nicht. Aber es ist das Modell, nach dem ihr sucht.«
    Alois wandte sich um. »Es steht in Starnberg. Ein Verkäufer namens
Roswell67
bietet es an. Die Rahmenhöhe passt auch. Wenn wir von eBay den Klarnamen haben wollen, dann …«
    »… dann bräuchten wir wieder einmal einen richterlichen Beschluss. Aber vielleicht geht es auch ohne.« Dühnfort war eine Besonderheit an der eingestellten Fotografie aufgefallen. Das Rad lehnte an einem Baumstamm, dahinter stand ein dunkelblauer Smart auf einem Stellplatz. Dieser Bereich der Aufnahme war zwar unscharf, aber Dühnfort entzifferte den Teil des abgebildeten Kennzeichens. STA – W und eine Drei. Er griff zum Telefon, rief die Zulassungsstelle an und machte eine Halterabfrage.
    »Dauert einen Moment«, sagte die Dame am anderen Ende. Er hörte das Klappern einer Computertastatur, nach einer Weile meldete die Mitarbeiterin sich wieder. »Es gibt nur einen blauen Smart, der auf Ihre Anfrage passt.«
    * * *
    Babs starrte auf das Bett, das sie gerade gemacht hatte. Sie hatte keine Ahnung, wie es mit ihr und Albert weitergehen sollte. Er hatte sich so verändert. Bisher war er nie verletzend gewesen, eher gleichgültig. Aber das war ja auch keine Basis für eine Ehe. Vermutlich hatte sie sich dreizehn Jahre lang etwas vorgemacht. Wenn das stimmte, war es dann nicht höchste Zeit, Konsequenzen zu ziehen? Doch konnte sie den Jungs den Vater nehmen? Obwohl der ohnehin kaum Zeit für sie hatte und herzlich wenig Interesse zeigte – außer wenn es um ihre Noten ging, die ihm so wichtig waren.
    Babs erinnerte sich an das Schulkonzert. Leon war davor so aufgeregt gewesen und hinterher so erleichtert und stolz. Er hatte hinreißend gespielt, und alle waren begeistert gewesen, hatten ihn gelobt und ihm eine große Zukunft als Musiker vorausgesagt. Alle bis auf Albert. Der hatte, als der Applaus gar nicht aufhören wollte, bloß seine Fingernägel betrachtet und hinterher gesagt, Querflöte sei ein Instrument für Mädchen. Leons Mundwinkel waren abgestürzt, und Babs hatte einen verräterischen Glanz in seinen Augen bemerkt. Sie war kurz davor gewesen, Albert den Absatz ihres Schuhs in den Fuß zu rammen, hatte sich aber gerade noch beherrschen können.
    Sie rieb sich die Schläfen. Vermutlich war eine Trennung das Beste, um zur Besinnung zu kommen und um Klarheit zu gewinnen, was sie einander noch bedeuteten. Und falls es doch auf eine Scheidung hinauslief, war sie nicht die erste Frau, die so etwas durchmachte. Sie musste nicht alles hinnehmen. Wieder sah sie dieses demütigende Bild vor sich. Die heruntergelassene Hose, die sich um seine Beine

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