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In weißer Stille

In weißer Stille

Titel: In weißer Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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Als er dann die erste Vier nach Hause brachte, war Schluss mit lustig. Vater ist ausgeflippt. Er erwartete, dass Albert das Gefiedel aufgab.«
    Marc hatte ihr bisher aufmerksam zugehört. Nun unterbrach er sie. »Dein Vater hat Albert das Musizieren nicht verboten, sondern erwartete, er würde von alleine darauf verzichten?«
    Caroline nickte. »So war er. Ja. Er verlangte Einsicht. Mutter hat dann einen Kompromiss ausgehandelt. Reduzierung der Geigenstunden und im Gegenzug Lateinnachhilfe. Zunächst schien das gutzugehen. Ein älterer Mitschüler gab Albert Stunden. Angeblich. Aber dann flog der Schwindel auf, als Albert sich einen Magen-Darm-Virus einfing und krank im Bett lag. Der Geigenlehrer rief besorgt bei Vater in der Praxis an. Die Musikschule probte für ein Konzert, und wenn Albert nicht rechtzeitig auf die Beine kam … Jedenfalls erfuhr Vater bei diesem Gespräch die Wahrheit. Dass nämlich Albert nach wie vor viermal in der Woche in die Musikschule ging. Als er mittags zum Essen nach Hause kam, war Vater ganz ruhig. Albert saß mit uns am Tisch. Er war noch schwach, trank Wasser und aß Zwieback. Es gab natürlich Streit. Albert hatte ihn angelogen und außerdem wieder eine Vier geschrieben. Vater verlangte von ihm eine Entscheidung. Er sollte die Musik aufgeben undsich ganz auf seinen schulischen Werdegang konzentrieren. Natürlich wollte Albert das nicht.« Caroline blickte auf. »Er wollte Vater zwar nicht enttäuschen, aber auch nicht die Geige in die Ecke legen. Das kannst du nicht verlangen, hat er gesagt.
Das ist unmenschlich.
Aber so etwas sagte man nicht zu Vater.«
    * * *
    Christine Meingast meldete sich, als Dühnfort die Autobahn an der Ausfahrt Wolfratshausen verließ. »Sie hatten recht. Er ist zum Wochenendhaus gefahren. Ich stehe mit dem Streifenwagen in einem Seitenweg. Alles ist ruhig. Zuerst war sie auf der Terrasse, jetzt sitzen sie in der Küche und unterhalten sich. Sieht alles ganz friedlich aus.«
    Dühnfort war erleichtert. Da spitzte sich nichts zu, drohte nichts zu eskalieren. Er würde am Wochenendhaus erscheinen, weil es eine Unklarheit wegen des Fahrrads gab, und dann Albert bitten, zu einer Befragung mitzukommen. »Bleiben Sie unsichtbar und unternehmen Sie nichts. Ich bin in fünf Minuten da.«
    Kurz vor dem Ortsschild Münsing klingelte sein Handy erneut. Er erkannte Ginas Nummer im Display. Vermutlich würde sie ihm nun wieder vorwerfen, teamunfähig zu sein, seine Truppe schlecht zu führen, als einsamer Wolf der Fährte zu folgen. Sie hatte ja recht. Wieder einmal hatte er es versäumt, sie und Alois zeitnah zu informieren. Er nahm das Gespräch an. »Hallo Gina, gerade wollte ich dich anrufen.«
    »Gibt es was Neues?«
    »Albert scheint unser Mann zu sein.«
    »Albert?«
    Er erzählte ihr, was die Auswertung der Ortungsdaten von Alberts Handy ergeben hatte.
    »Das passt wie Arsch auf Eimer. ’tschuldige. Ich meine, ich komme gerade von einer jungen Frau, die sich demnächst einen neuen Job suchen kann, weil ihr Boss seine Praxis dichtmacht«, sagte Gina.
    »Alberts Sprechstundenhilfe? Was ist mit ihr?«
    »Sie hat
Superclean
gekauft. Margret Hecht heißt sie. Albert hat sie gebeten, das Zeug zu bestellen, um damit das Graffiti an der Hauswand zu entfernen. Weil seine Frau angeblich einen Ökofimmel hat und ein derart giftiges Mittel weder in Wohnung noch Praxis dulden würde, sollte sie es an ihre Anschrift schicken lassen.«
    »Gut. Dann wissen wir das. Mit Albert ist nicht zu spaßen. Er schreckt vor nichts zurück.« Ab jetzt war Fingerspitzengefühl gefragt. Falls Margret Hecht ihren Chef über Ginas Besuch informiert hatte, war er vorgewarnt. Wie würde er sich verhalten, falls er sich in die Enge getrieben fühlte?
    Dühnfort berichtete Gina von Christine Meingasts Anruf und Alberts und Babs’ Aufenthalt im Wochenendhaus und informierte sie, dass er selbst gleich dort sein würde. »Wir brauchen für alle Fälle Verstärkung. Aber bitte auf leisen Sohlen.«
    »
Wir
entbehrt ja wohl nicht einer gewissen Ironie. Oder sprichst du neuerdings von dir im Majestätsplural? Verdammter Mist, dass du uns aber auch nie rechtzeitig informieren kannst. Ich kümmere mich darum und komme dann nach.«
    * * *
    Albert stand am Fenster und blickte in den Garten. Babs konnte nicht glauben, dass er nicht Wolframs Sohn war. Als hätte er ihre Gedanken gelesen, wandte er sich um.
    »So dumm wie du jetzt habe ich auch aus der Wäsche geguckt. Ich habe es auch nicht geglaubt,

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