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In weißer Stille

In weißer Stille

Titel: In weißer Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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seinem Vater hatte Albert überfordert. Planlos hatte er falsche Spuren gelegt und vermeintliche beseitigt. Dem Fahrrad hatte er eine Bedeutung beigemessen, die diesem nicht zukam. Seine Fingerabdrücke darauf wären ebenso erklärbar gewesen wie die Erdbröckchen im Kofferraum. Dass er das falsche Rad, nämlich Bertrams, erwischt hatte, hatte er nicht bemerkt und sich lediglich kurz darüber gewundert, dass es am Holzstoß lehnte, obwohl er dachte, es eine Woche zuvor in den Schuppen gestellt zu haben. Bertram hatte ihn auf diesen Irrtum hingewiesen, als er ihm die Fotos vorgelegt hatte, die Albert zeigten, wie er sich Latexhandschuhe überzog, wie er das Badezimmer betrat, wie er mit dem Tablett herauskam, auf dem ein leeres Weinglas und ein Teller mit einem vertrockneten Salamibrot standen, wie er die Jacke des Vaters nach den Geldkarten durchsuchte und auch die Uhr einsteckte, die in der Küche neben dem Spülbecken lag.
    Vor seinem Büro traf er Alberts Frau. Sie saß auf einerHolzbank und sprang auf, als sie ihn sah. Die Wunde am Hals verdeckte ein Pflaster. Unter dem offenen Mantel trug sie noch die blutbefleckte Bluse. Dühnfort blickte an sich hinab. Auch er war nicht dazu gekommen, sich umzuziehen. Christine Meingasts Blut war an seiner Hose zu einem starren Fleck getrocknet.
    »Wie geht es Ihrer Kollegin? Sie wird doch nicht … sie kommt doch durch?« Barbara Heckeroth sah erschöpft und angespannt aus. Ihre Haare waren zerzaust, das Gesicht bleich.
    Dühnfort hatte mit dem behandelnden Arzt telefoniert. »Sie hat Glück gehabt. Der Rettungshubschrauber war zufällig auf dem Rückflug von einem Einsatz, bei dem er doch nicht gebraucht wurde … Sie wird es schaffen.«
    »Gott sei Dank.« Für einen Augenblick huschte Erleichterung über Barbara Heckeroths Gesicht.
    »Frau Heckeroth, ich benötige von Ihnen eine Zeugenaussage. Als Ehefrau sind Sie dazu nicht verpflichtet. Sie können das Zeugnis verweigern. Möchten Sie das tun?«
    Der kurze Kampf, den sie mit sich austrug, spiegelte sich in ihrem Gesicht. »Ich glaube nicht.« Unwillkürlich wanderte ihre Hand zum Hals.
    »Möchten Sie einen Anwalt an Ihrer Seite haben?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Dühnfort bat sie in sein Büro, bot ihr Platz an und schaltete das Tonband ein. In der folgenden Befragung bestätigte sie Alberts Angaben, die den Mord an seinem Vater betrafen. Es ging dabei um die
hard facts
wie Wege, Uhrzeiten, Tathergang, der Ablauf der Tage, an denen Albert sein Leben ungerührt wie gewohnt fortgeführt hatte, während sein Vater qualvoll starb. Während des Gesprächs kam Gina kurz in den Raum undstellte einen Becher Kaffee vor Dühnfort auf den Tisch. Anschließend besorgte sie für Alberts Frau ein Glas Mineralwasser.
    Es gab einen Punkt, den Dühnfort nicht verstand: Warum Barbara, als sie den Schlüssel des Schwiegervaters im Schreibtisch ihres Mannes gefunden hatte, nicht eine Sekunde an Alberts Unschuld gezweifelt hatte.
    »Der Gedanke ist mir gar nicht gekommen. Nach Bertrams Selbstmord … also am Samstag dachten wir ja alle noch, dass er Selbst…es hat einfach gepasst. Bertram hat Wolfram getötet, um zu erben, und wollte es Albert in die Schuhe schieben. Ich wäre im Traum nicht auf die Idee gekommen, dass Albert … Er hatte ja keinen Grund. Dachte ich.« Sie fuhr sich kurz über die Schläfen. »Hat das nun Konsequenzen für mich?«
    »Das wird der Staatsanwalt entscheiden.« Dühnfort griff nach dem Kaffeebecher und trank einen Schluck. Nun kam er zum heiklen Punkt ihres Gesprächs. »Am Mittwoch hatten Sie Streit mit Ihrem Mann, wegen der Kinder. Er verließ daraufhin die Wohnung, blieb über Nacht weg und kam erst am Donnerstagabend nach Hause, um sich mit Ihnen auszusprechen. Das ist richtig?«
    Sie nickte.
    »Erzählen Sie mir, wie der Abend verlaufen ist?«
    Eine leichte Röte stieg ihr ins Gesicht. »Das hat mit dem Tod meines Schwiegervaters nichts zu tun.«
    »Da haben Sie recht. Aber Ihr Mann hat auch den Mord an seinem Bruder gestanden.«
    Ein Ruck ging durch Alberts Frau. »Warum sagt er das? Er kann es gar nicht gewesen sein. Er war zu Hause. Die ganze Nacht.«
    »Sie haben sich also ausgesprochen.«
    »Na ja, allzu viel geredet haben wir nicht. Man kann sich auch auf andere Weise versöhnen.« Es klang trotzig.
    »Haben Sie etwas getrunken?«
    »Albert hat Gin Tonics gemacht. Aber was hat das alles mit Bertram zu tun?«
    »Wie ging es weiter, nachdem Sie die Gläser geleert hatten?«
    »Das können Sie

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