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In weißer Stille

In weißer Stille

Titel: In weißer Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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Gürteln gefesselt, dann haben sie eine symbolische Bedeutung.« Dühnfort steckte die Hände in die Hosentaschen und studierte die Bilder. Wie sehr sich diese Frauen glichen. Mit ihrendunklen Haaren, den molligen Figuren, und auch von ihrer Körpergröße her hätten sie Schwestern sein können.
    »Es könnte aber auch Zufall sein oder ein Ablenkungsmanöver. Gibt es eigentlich schon was Neues von der Spurensicherung?«, fragte Alois.
    Dühnfort schüttelte den Kopf. »Bis die DNS-Spuren ausgewertet sind, wird es noch etwas dauern. Bei den Fingerspuren hat es keine Treffer in der Datenbank gegeben. Die bisher identifizierten stammen alle von Familienmitgliedern.«
    Es klopfte einmal an der Tür. Dann trat Sandra Gottwald ein. Sie war eine hagere Frau mit weit auseinanderstehenden Augen und kantigem Gesicht. Erste graue Strähnen durchzogen die dauergewellten Locken, die sich bei diesem feuchten Wetter widerspenstig kräuselten. Sie klemmte sich eine Strähne hinters Ohr. »Die Verstärkung ist da. Was ist denn mit Gina?«
    »Magen-Darm-Virus«, sagte Alois.
    »Na, hoffentlich bleibt uns der erspart.« Sie schloss die Tür hinter sich. »Was liegt an?«
    Dühnfort erklärte ihr den Fall und reichte ihr Heckeroths Adressbuch mit der Bitte, alle Nummern anzurufen. Dann deutete er auf die Pinnwand. »Aber vorher brauchen wir deine Unterstützung bei der Befragung einiger Frauen. Wir wollen wissen, ob Heckeroth sie genötigt hat oder vielleicht sogar vergewaltigt. Vielleicht sind Ehen in die Brüche gegangen oder Verlobungen geplatzt. Möglicherweise leidet eine der Frauen unter psychischen Folgen der Beziehung.«
    Alois griff nach den Mappen, reichte Sandra und Dühnfort je zwei und behielt die restlichen drei. »Da steht alles drin. Name, Adresse, Telefonnummer und auch Anschrift der Arbeitgeber, soweit vorhanden.«
    »Gibt es davon Kopien?«, fragte Sandra und deutete auf die Pinnwand. »Es könnte ja sein, dass sie ihre Vorgängerinnen oder Nachfolgerinnen kennen.«
    * * *
    Gegen Mittag saß Dühnfort im Wintergarten eines Reiheneckhauses im Vorort Waldperlach. Ihm gegenüber hatte Elisabeth van Arpen Platz genommen, die Frau, die Albert als die Tochter der besten Freundin seiner Mutter identifiziert hatte. Sie war einundvierzig Jahre alt, Mutter zweier Töchter im Alter von elf und dreizehn Jahren und mit einem niederländischen Informatiker verheiratet, der bei Siemens arbeitete. Sie trug ein rosa Twinset, Perlenkette und Jeans. Noch immer war sie mollig, wie damals mit achtzehn Jahren, die dunklen Locken hielt ein breiter Haarreif aus dem Gesicht.
    Auf Dühnforts Anruf hatte sie überrascht reagiert. Natürlich kannte sie Wolfram Eberhard Heckeroth, sie hatte auch durch ihre Mutter von dessen Ermordung erfahren. Allerdings hatte sie ihn seit Ewigkeiten nicht gesehen. »Welches Bild?«, hatte sie gefragt, bevor sie sich die Frage selbst beantwortet hatte. »O Gott, nicht dieses. Er hat das doch nicht aufgehoben?«
    Nun saß sie Dühnfort gegenüber auf einem Rattansofa unter einer raumhohen Yuccapalme und erklärte ihm, dass Heckeroth sie weder vergewaltigt noch genötigt habe. Sie hatte sich in ihn verliebt. Er sah gut aus und hatte ihr den Kopf verdreht. »Ich war ziemlich dämlich damals. Also achtzehn will ich nicht noch mal sein. Und außerdem hatte ich jede Menge Komplexe. Meine tolle Schwester, schlank und hübsch wie ein Model, hat mir ständig prophezeit, dass ich nie einen Mann abkriegen würde, so fett und hässlich, wie ich sei.« Elisabeth vanArpen zog die Stirn kraus. »Ich war also leichte Beute für einen Mann wie Wolfram. Es hat mir geschmeichelt, dass er mich hübsch und klug fand, dass er mit mir flirtete und mich ausführte. Er hatte einen flotten Sportwagen. Der Freund meiner Schwester, ein pickliger Physikstudent, fuhr bloß einen Käfer. Mich lud Wolfram in teure Restaurants ein. Meine Schwester wurde zu McDonald’s ausgeführt. Schade war nur, dass ich mich damit nicht brüsten durfte. Andererseits wurde unsere
große Liebe
dadurch noch viel romantischer.« Elisabeth van Arpen verdrehte die Augen. »Wie gesagt, ich war dumm und naiv.«
    »Sie haben sich also freiwillig zu dieser Aufnahme bereit erklärt?« Dühnfort zeigte auf das Bild, das sie mit der Rückseite nach oben auf den Tisch gelegt hatte.
    »Was heißt schon freiwillig? Steter Tropfen höhlt den Stein. Zunächst war Wolfram rücksichtsvoll, aber schon bald hat er mich in eine bestimmte Richtung gedrängt.« Eine leichte Röte

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