In weißer Stille
und fröhlich. Und plötzlich erkannte er, dass er häufig mit solchen Blicken bedacht wurde, dass er häufig ein nettes und einladendes Lächeln geschenkt bekam. Sie klebte das Pflaster auf. Er bedankte sich und bezahlte.
Dühnfort packte das Sandwich aus, holte eine Flasche Mineralwasser aus dem Schrank und aß zu Mittag. Dabei überlegte er, ob er Karl von Schmitten einen Besuch abstatten sollte, dem inzwischen pensionierten Staatsanwalt, der vor zwanzig Jahren Sabine Groß dazu gebracht hatte, ihre Anzeige gegen Heckeroth zurückzuziehen, und der seit dreißig Jahren Wolfram Eberhard Heckeroths Schachpartner war.
Kauend trat Dühnfort an die Pinnwand und betrachtete die Aufnahme von Sabine Groß. Sie gehörte zu den beiden, bei denen er vermutet hatte, dass die darauf abgebildeten Frauen betrunken waren oder unter Drogeneinfluss standen.
Alois kam herein. »Ich habe gerade von dem Angriff auf dich gehört. Wie geht’s?«
Dühnfort wandte sich von den Bildern ab. »Ist halb so wild. Nur ein Kratzer.«
»Wie ist das passiert? Weshalb ist sie so ausgetickt?«
»Sie wusste von dem Foto nichts. Als ich es ihr gezeigt habe, hielt sie den Beweis in Händen, den man damals hätte finden können. Der Staatsanwalt hatte sie stattdessen unter Druck gesetzt, die Anzeige gegen Heckeroth zurückzuziehen. Mangels Beweisen. Heckeroth hatte in seiner Vernehmung von einvernehmlichem Sexgesprochen und mit einer Anzeige wegen Verleumdung gedroht.«
»Und was denkst du?«
»Karl von Schmitten, der Staatsanwalt, ist ein Freund Heckeroths.«
»Du glaubst ihr also. Hat er sie vergewaltigt?«
»Sieh dir das Bild an. Sie sieht nicht so aus, als hätte sie noch viel mitbekommen.«
Alois trat näher an die Wand. »Die Pupillen sind erweitert, und sie hängt da wie … ein nasser Sack.«
»Vermutlich hat er sie unter Drogen gesetzt. Sie wollte Caroline besuchen, aber es war nur der Vater da. Er bot ihr einen Drink an. Sie erinnert sich, dass sie plötzlich alles schrecklich lustig fand und dass sie aus irgendeinem Grund in die Praxis gingen. Danach hat sie einen Filmriss. Als sie zu sich kam, fand sie sich auf der Liege in der Praxis wieder. Sie war angezogen, aber mit falsch zugeknöpfter Bluse, und ihr war übel. Heckeroth sagte, sie sei zusammengeklappt, und rief ihr ein Taxi für die Heimfahrt. Erst zu Hause hat sie bemerkt, dass es zum Geschlechtsverkehr gekommen war.«
»Er hat sie also vergewaltigt. Aber das ist doch kein Grund, mit einem Messer auf dich loszugehen. Die ist ja völlig durchgeknallt.«
»Sie denkt, wir haben uns gegen sie verschworen und wollen ihr den Mord anhängen. Sie ist emotional instabil.« Dühnfort sah wieder auf das Bild. »Von ihrer Freundin habe ich erfahren, dass sie an einer Persönlichkeitsstörung mit paranoiden Anteilen leidet und deswegen immer wieder einmal in psychiatrischer Behandlung ist. Ich kläre noch ab, ob das stimmt.«
»Diese Schimoni? Ist das die, die dir eine Knarre unter die Nase gehalten hat?«
»Sie ist die Gründerin von
Powerfrauen.
Das ist ein Frauenselbsthilfeverein. Sie hat für Sabine Groß eingekauft und wollte ihr die Sachen bringen. Als sie uns in der Küche sah, dachte sie an einen Überfall …«
»…da war natürlich Frauenpower gefragt. Aber sag mir bitte, dass die Waffe illegal war und die Girls nicht bis an die Zähne bewaffnet gegen uns Männer ins Feld ziehen.«
»Sie ist zweimal krankenhausreif geprügelt worden und erhält regelmäßig Drohungen von Männern, denen nicht gefällt, was sie tut. Sie hat einen Waffenschein, und die Pistole ist registriert.«
Das Telefon auf dem Schreibtisch klingelte. Buchholz meldete sich. »Ich habe gerade die Info bekommen, dass Heckeroths Auto nicht in Polen steht, sondern auf einem Hotelparkplatz. Luftlinie achthundert Meter vom Tatort entfernt. Willst du dir das vor Ort anschauen?«
* * *
Als Dühnfort auf die Autobahn einbog, ließ der Regen nach, ein Fitzelchen blauer Himmel zeigte sich. Inzwischen hatte er Alois von der Befragung Elisabeth van Arpens berichtet. »Wie ist es bei dir und Sandra gelaufen?«
Alois, der damit beschäftigt war, eine SMS zu schreiben, blickte auf. »Ähnlich. Alle waren in Heckeroth verliebt. Bis auf eine, die gerne mitgemacht hat, hat er alle zu diesen Aufnahmen überredet.«
Der große Manipulator. Mit der Einschätzung seines Vaters schien Bertram richtig zu liegen. Alois schickte die SMS ab und steckte das Handy ein. »Diese Alex Schimoni ist doch eine Männerhasserin,
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