Ina: Der Konflikt (German Edition)
ihm zuvor: „Botschafter Sebiha, Verzeihung, aber ich denke dieser Vorwurf bedarf der genaueren Klärung, ehe wir die Gespräche unter Anwesenheit ihrer Gehilfin fortführen können.“ Ina sah von dem Menschen zum Protokollführer, liess ihren Blick zu Chevrin weiter gleiten, über Achri zu Neche, Kichlep und endete bei schliesslich bei dem zufriedenen Gechru. Unter anbetracht der Tatsache, dass sie nach den gestrigen Gesprächen ihre Wache der nV abgehängt hatte und dann für fast sechs Stunden unauffindbar gewesen war, konnte Ina diesen Menschen sogar verstehen.
Langsam schob sie ihren Stuhl zurück. Was mochte jetzt gerade im Kopf seiner Gehilfin vorgehen? Sebiha hätte die Gespräche gerne unterbrochen, bis diese Sache geklärt war. Aber sie waren zu wichtig. – Wichtiger als der Stolz von ihnen. Deshalb sah er zu, wie sie sich langsam erhob. Mit erhobenem Haupt hinter den Vermittlern der nV auf die Tür zu schritt, wobei ihre Stiefel bei jedem Tritt ein Echo hinterliessen. Ohne den Kopf zu den Tuma zu wenden, öffnete sie die Tür und schloss sie – leise.
„Kommen wir also zur Sache“, dabei sah Achri zu Sebiha: „Wir sind sicher, dass es noch weitere Schiffe in der Pufferzone gibt.“ Sebiha lehnte sich in seinem Stuhl vor: „Sind sie sicher, dass es sich dabei um seranische Schiffe handelt?“
„Wir erkennen Seraner, wenn wir sie sehen!“ Fauchte Gechru ihm entgegen. „Wir werden das überprüfen müssen.“
Kadir und seine Soldaten machten sich bereit, die Botschafter zurück zu ihrer Unterkunft zu eskortieren, als sie Ina herauskommen sahen. Überraschung! Sie war allein! Am liebsten wäre sie davon gerannt. Aber da die Wachen der nV derart untrainiert waren, hätte man sie verloren und damit wäre ihr Problem noch etwas grösser geworden. Also setzte sie sich auf eine Bank im Schatten des Gebäudes, von wo aus sie den Eingang im Überblick hatte. Ein seltsamer Anblick. Die Soldaten der Tuma auf der einen Seite des Gebäudes, jene von Kadir auf der anderen Seit und die der nV in der Mitte. „Miss Ina?“ In seinen braunen Augen lag der Rest seiner Frage. „Ich wurde von den Gesprächen ausgeschlossen.“
„Mit welcher Begründung?“ Ihr Name war Grund genug. „Fragen sie nicht Kapitän.“ Er setzte sich in einem diskreten Abstand neben sie und schwieg lange. „Wo waren sie gestern Miss Ina?“ So förmlich auf einmal. – War das jetzt ein Verhör? Sie sah zu ihm auf, in seine braunen Augen, hielt den Blickkontakt und log: „Auf dem Hügel. – Die Aussicht von dort ist atemberaubend. Ich habe die Zeit vergessen.“ Eine bedingte Lüge. Zum grössten Teil die Wahrheit. Sie war dort und die Aussicht in den Abgrund war wirklich atemberaubend. Trotzdem nicht die ganze Wahrheit. – Militär und Diplomatie sowie Politik passte nicht zusammen. „Sie haben sich nicht mit einem Vertreter der neutralen Vereinigung getroffen?“
„Nein.“ Schlimmer. Sie hatte Seran verraten. Nicht einmal verkauft, sondern nur verraten. Kadir begann langsam zu nicken. Er wollte ihr glauben. Es fiel ihm schwer aber er versuchte es wahrhaftig. „Hast du Angst?“ Fragte er nach einem Moment des Schweigens. Endlich etwas, was sie ihm wirklich und absolut wahrheitsgetreu beantworten konnte. „Ja.“
„Wir sehen darüber hinweg, dass sie ohne Einwilligung in die Pufferzone eingeflogen sind. – Und wir gestatten ihren Schiffen unsere Grenze zu passieren.“ Nach der ersten Überraschung atmete Demir tief durch. Auch Sebiha fiel eine unendliche Last von den Schultern. Schade, dass Ina nicht hier war und es selbst hören konnte. „Wir wollen keinen Krieg. – Sie glauben in unserem Raum Beweise für unsere Schuld zu finden. – Wir wissen, dass es nicht so ist.“ Achri und Chevrin sahen sich lange an, ehe Achri weiter sprach: „Ich will vor ihrem Senat sprechen.“ Sebiha nahm gerade einen Schluck Wasser und verschluckte sich beinahe daran. „Persönlich“, fügte Achri noch hinzu. „Auf Seran?“ Fragte Sebiha skeptisch obwohl es selbsterklärend war. Trotzdem versuchte er es einmal so, wie es seine Gehilfin immer tat. Sich dumm stellen und sehen was dabei heraus kommt. Achri nickte kurz. „Und sie nehmen die ganze tumanische Flotte zu ihrem Schutz mit?“ Sarkasmus schwang in Demir's Worten. „Nein. – Botschafter Kichlep oder Chevrin wird mich begleiten“, erwiderte Achri selbstverständlich. Man erkannte keine Zweifel in seinem Gesicht. Demir neigte seinen Kopf schief: „Zwei tumanische Botschafter
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