Ina: Der Konflikt (German Edition)
zusammen bis Kadir das Wort ergriff: „Ich hoffe ich langweile sie nicht.“ Ina lächelte ihn an: „Im Gegenteil Sir. Ich geniesse es.“ In seinem Gesicht lag Zweifel über ihre Aussage. Er stand auf: „Wir werden uns sehen Miss Ina?“ Sie nickte auf seine Frage und er verabschiedete sich von ihr wie ein Offizier von einem anderen und ging um das Haus zum Ausgangstor. Ina ging langsam in das Haus, direkt in ihr Zimmer. Die Bediensteten hatten ihre Arbeit bereits beendet. Map war auch nicht mehr da. Nilia, Kilven und Galal waren wohl noch in die Stadt gegangen. Ina konnte sich jedenfalls nicht vorstellen, dass Nilia und Kilven schon zu Bett gegangen waren.
In ihrem Zimmer angekommen, zog sie die Decke vom Bett, entledigte sich ihrer Kleider und machte es sich auf dem Fussboden bequem. Es war spät, aber sie war noch hellwach, lag mit offenen Augen da und dachte über den vergangenen Tag nach. Über Kilven’s Verhalten, über seine Worte und seine Enttäuschung. Er würde es vergessen. Er würde ihr verzeihen. Dann liess sie das Gespräch zwischen ihr und Sebiha noch mal vor ihrem geistigen Auge ablaufen. Er suchte ihren Kontakt, suchte das Gespräch mit ihr. Es schien wirklich so zu sein, wie Kadir sagte. Sie hatte Sebiha vielleicht wirklich beeindruckt und er schien die Gespräche mit ihr zu geniessen. Auch wenn ihr selten klar war ob sie nun gewonnen oder verloren hatte. Ina verstand es nicht. Konnte sie eine so gute Gesprächspartnerin sein? Es gab mit Sicherheit bessere Alternativen. Sie war Sebiha nicht gewachsen. Nicht einmal annähernd. Und woher kannte er Neven? Sie hatten gemeinsame Angelegenheiten. Welche Art von Angelegenheiten? Wenn er ihn das nächste Mal sehen würde, sagte er. Niemand hatte Kontakt zu Neven!
Sebiha erwähnte Neven mehrmals. Wollte er etwas damit bewirken? War es einfach nur Teil seines Spiels? Oder wollte er herausfinden wie sie zu Neven stand? Vielleicht im Auftrag Nilia’s? Aber er war Botschafter, er war nicht auf Nilia’s Gunst angewiesen. – Oder doch? Vielleicht ein freundschaftlicher Dienst? So oder so, sie konnte ihm nicht trauen. Musste sich jedes ihrer Worte gut überlegen. Sehr vorsichtig sein, wenn es um Neven ging. Wie Kilven sagte, sie konnte niemandem Vertrauen. Niemandem! Sebiha und Kadir schienen sich gut zu kennen. Verbrachten viel Zeit zusammen. Aber wieso? Ina konnte sich nicht vorstellen, dass Kadir ein Mann vieler Worte war. Und sie konnte sich auch nicht vorstellen, dass Sebiha in der Lage war, ein ehrliches Gespräch zu führen. Ein Gespräch bei dem er nicht versuchte irgendwelche Geheimnisse aus dem Mund seines Gegenübers zu locken. Die beiden schienen zu unterschiedlich zu sein, um Freunde sein zu können. Sie musste sich in einem von beiden irren. Aber in wem? Kadir. Was wollte sie von Kadir? Was er von ihr wollte war klar. Aber sie von ihm? Bei der Feier hasste sie ihn noch. Sie wollte bloss seine Kontakte nutzen. Aber jetzt hatte sie ihre Meinung über ihn grundlegend geändert. Er hatte eine angenehme Art an sich, etwas das sie anzog. Sie genoss seine Anwesenheit, auch wenn sie nicht miteinander sprachen oder vielleicht genau deshalb. Sie verzichtete ihm Gegenüber auf Höflichkeitsfloskeln und er tat dasselbe, keine überflüssigen Worte, keine überflüssigen Gesten. Sie war ihm gegenüber ehrlich und direkt und er schien es zu begrüssen. Ilean sagte es, zwischen ihnen war etwas. Aber was? Kadir hatte es geschafft, sie in einer Nacht zu verwirren. Und Kilven. Er zögerte mit dem nächsten Schritt. Sollte es ihr Sorgen machen? Sie konnte sich nicht für aber auch nicht gegen Kilven entscheiden. Ihre Freundschaft. Sie wollte ihre Freundschaft nicht riskieren. Aber da war mehr zwischen ihnen. Viel mehr. War das was sie tat Kadir gegenüber fair? War es Kilven gegenüber fair? Ilean vertrat die Meinung, dass sie so weitermachen sollte. Dass Kilven dann vielleicht klar werden würde, was er wollte. Vielleicht würde es auch ihr selbst klar werden. Und Nilia. Welche Pläne hatte er für sie? Egal was er für sie bestimmt hatte, sie würde Kilven’s Rat befolgen und die Zeit die sie im Dienst verbringen musste nutzen. Sich Nilia dankbar zeigen und ihm keinen Grund geben, ihr zu Misstrauen. Ina erinnerte sich an Kilven’s Worte, mit denen er richtig lag und Map’s Worte, dass jeder für sein eigenes Glück verantwortlich sei. Konnte sie hier glücklich werden? Als Aussenseiterin? Sie war es bis Neven ging. Konnte sie wieder so glücklich werden?
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