Ina: Der Konflikt (German Edition)
fragen.“ Ihr war klar, dass er sich den Kopf darüber zerbrach, wie sie zu diesen Verletzungen gekommen war. Ein Bediensteter räumte die Tücher und Salben weg. Später kam ein anderer der Ina’s Glas erst mit Wasser auffüllen wollte, dann aber zu der Flasche Wein ging als er den dunkelroten Bodensatz ihres Glases sah. Ina fühlte seine Verwunderung aber es stand ihm nicht zu seiner Meinung Ausdruck zu verleihen. Kadir gab ihm eine wikende Handbewegung, so dass er ihm die Flasche gab und wieder ihm Haus verschwand. Kadir erhob sich, setzte sich wieder zu ihr und füllte ihr Glas. Weshalb nur blieb er nicht auf dem anderen Sessel sitzen? Seine Augen lagen lange auf ihrer Hand haften: „Sie haben sich nicht verteidigt.“ Aufgrund ihres fragenden Blickes deutete er auf ihre Hände: „Sie sind immer gerötet, wenn sie gekämpft haben.“ Sie konnte ihre Überraschung, dass ihm etwas derart Nebensächliches an ihr aufgefallen war, kaum verbergen. „Keine Fragen Sir.“
„Das war keine Frage“, damit wandte er sich von ihr ab und richtete seinen Blick in den Garten hinaus. Er sagte ihr, dass sie nicht mit ihm sprechen müsste und er hielt sich daran. Sass neben ihr und führte hin und wieder sein Glas an seinen Mund. Ina hielt ihr Glas in der Hand und betrachtete ihr Gesicht das sich darin spiegelte. – Um die Platzwunde herum verfärbte sich ihre Haut blau-grün. Sie überlegte sich mit welcher Ausrede sie sich entfernen konnte. Aber ein Teil von ihr wollte bleiben. Ohnehin gab es für sie nichts wohin sie hätte gehen können. Trotzdem war es mehr als seltsam, dass sie hier zusammen mit Kadir sass und sie einander anschwiegen. „Wohin schickt er sie?“ Kadir flüsterte. Er, damit meinte er Nilia. Wollte er wissen, ob es eine Möglichkeit gab, sie wieder zu sehen, wenn sie ihren Dienst für das Militär leistete? Oder wusste er bereits, dass sie in Sebiha’s Dienst treten würde? – Eher nicht. Er würde nicht so plump danach fragen, wenn er es wüsste. Nach Sekunden des Schweigens drehte er sich zu ihr: „Entschuldigung. – Kein Gespräch.“ Ina biss sich auf die Lippe: „Ich muss mich entschuldigen. Ich bin unhöflich.“
„Bei der Feier machte ihnen das nichts aus“, dabei lächelte er zufrieden. „Das war etwas anderes.“ Langsam atmete er ein. Ja, er wusste, dass sie bereits nach so kurzer Zeit eine gänzlich andere Meinung von ihm hatte. Sie hatte es ihm am Tag davor deutlich genug gesagt. Vorsichtig strich er ihre Haare zurück, berührte dabei ihr Ohr was einen Schauer durch ihren Körper jagte. Seine Hand blieb an ihrem Hinterkopf liegen, ein sanfter Zug bewegte ihren Kopf einen Zentimeter in seine Richtung. Was tat er? Sie schluckte leer. Zu schnell für ihren Geschmack. Er ging viel zu schnell vor. Hielt ihren Augenkontakt, als er seinen Kopf zu ihrem bewegte und seine Lippen langsam ihre berührten. Seine andere Hand legte sich auf ihr Bein, glitt ihren Schenkel entlang hinauf. Ein fester Griff. – Was sollte sie tun? Ihn zurückweisen? – Nein. Ihre Arme um ihn legen? – Nein. Einfach nur starr verharren und nichts tun? – Auch falsch! Zögerlich legte sie ihre Hand auf seinen Arm. Ihr Herz raste, sie konnte kaum noch atmen. Dann fühlte sie seine Zunge an ihren Lippen, die sich vorsichtig voran tastete und dann ihre berührte, was ihr restlos die Luft raubte. Er nahm seine Hand von ihrem Bein, umschloss ihre, führte sie an seinen Mund und küsste sie zärtlich. Ina’s Brustkorb hob und senkte sich unter ihren schweren Atemzügen. Kadir’s Augen forschten in ihrem Gesicht. Wonach suchte er? Fand er es? Bemerkte er, dass er sie überrumpelte? Dass sie dafür noch nicht bereit war? Konnte sie es ihm sagen, ohne ihn wieder zu beleidigen? Wieder bewegte er seinen Kopf zu ihrem, wieder küsste er sie. Dieses Mal fordernder, hielt dabei ihre Hand und ihren Kopf fest. Was konnte sie tun? Wie konnte sie ihn zurückweisen, dass es höflich blieb und er sich nicht gänzlich abgewiesen fühlte. Wie konnte sie ihm verständlich machen, dass sie dafür noch nicht bereit war? Dann drehte er seinen Kopf. Er hörte etwas. Ja, da kam jemand. Sofort liess er sie los und stand auf. Eine Sekunde danach kam ein kleines Mädchen von vielleicht zwölf Jahren um die Ecke des Hauses gerannt. Als es Ina erblickte blieb es stehen, sah zu Kadir und lief in seine Arme. Wer war dieses Mädchen? Kadir küsste ihre Stirn, lachte sie an und setzte sich mit ihr auf einen anderen Sessel. „Das ist Zefa. –
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