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INAGI - Kristalladern

INAGI - Kristalladern

Titel: INAGI - Kristalladern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Strunk
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Ringe über einen in den Boden gerammten Holzpfahl zu werfen. Als Kind hatte sie dieses Geschicklichkeitsspiel geliebt, aber es war Jahre her, dass sie es zuletzt gespielt hatte. Mal sehen, ob sie es noch konnte.
    »Jetzt bin ich aber gespannt!« Kanhiro baute sich erwartungsvoll neben dem Pfahl auf.
    Auch Seiichi und sein älterer Bruder Tasuke, der mit Kanhiro befreundet war, rückten neugierig näher. Ozami hatte sich nach den Rennen glücklicherweise zu ihren Freundinnen gesellt.
    »Ich setze auf Ken!« rief Seiichi.
    Tasuke grinste. »Hast wohl heute noch nicht genug verloren?«
    »Was denn, Teru , du glaubst doch nicht etwa, dass Ishira gewinnt?« entgegnete Seiichi ungläubig. »Aber ich habe gar nicht vor, um etwas zu wetten«, fügte er hastig hinzu.
    Kanhiro lachte. »Vorsicht ist durchaus angeraten, Sei. Shira war früher ziemlich gut im Kushiri.«
    Tatsächlich entschied Ishira die erste Runde für sich. Ihr Bruder zog ein langes Gesicht, doch die zweite ging an ihn und seine Miene hellte sich wieder auf. Die letzte Runde würde die Entscheidung bringen. Die Entfernung wurde noch einmal um zwei Schritte vergrößert. Ihr Bruder warf seine ersten beiden Ringe souverän um den Pfahl. Er lächelte siegessicher.
    »Weiter so, Ken!« feuerte Seiichi seinen Freund an. »Du schaffst es!«
    Doch Kenjins letzter Ring verfehlte den Pfosten knapp und segelte zu Boden. Er schnaufte enttäuscht.
    »Los, Shira!« rief Hiro. »Das ist deine Chance!«
    Als ihre ersten beiden Ringe sich um den Pfahl legten, sackten Kenjins Mundwinkel herab. Die anderen schienen vor Spannung den Atem anzuhalten. Ishira konzentrierte sich, bis ihre Kopfhaut zu prickeln begann. Ihrem letzten Ring verpasste sie etwas zu viel Drehung und er geriet im Flug ins Trudeln. Einen Moment sah es so aus, als würde er von der Spitze des Pfostens abprallen, doch dann schwang er sich in wilden Kreiselbewegungen abwärts.
    Kanhiro klatschte Beifall. »Bravo, Shira! Du hast es also noch nicht verlernt!«
    Tasuke grinste. Sogar Seiichi sah beeindruckt aus.
    »Nira hatte doch einfach nur Glück«, maulte Kenjin. Sein fassungsloses Gesicht brachte alle zum Lachen.
    »Wenn du dich mit dieser Sichtweise besser fühlst, Kleiner«, meinte Tasuke spöttisch. »Vor dir liegt jedenfalls ein arbeitsreiches Zwölft, würde ich sagen.«
    Ihr Bruder stöhnte. Ishira schmunzelte in sich hinein. Sie sollte öfter mit ihm Kushiri spielen…
    Unvermittelt zerriss ein schriller Schrei die Luft. »Amanori! Da hinten kommen Amanori!«
    Beinahe zeitgleich begann im Fort der Alarmgong zu scheppern.
    Aufgeschreckt blickten Ishira und die anderen zum Himmel. Die Drachen kamen von Norden und waren bereits so nah, dass Ishira deutlich die hellen Schuppen an Brust und Bauch erkennen konnte, die in den letzten Strahlen der Abendsonne aufglänzten. Es waren drei.
    Unter den Bergleuten brach Panik aus. Männer, Frauen und Kinder rannten heillos durcheinander. Jeder versuchte, sich so schnell wie möglich in Sicherheit zu bringen. Einige trampelten achtlos über die hölzernen Absperrungen der Rennbahnen hinweg und warfen sie um. Die Keiko, die noch nicht wieder in ihren Kisten verstaut waren, schossen quiekend zwischen den Beinen der Flüchtenden umher und vergrößerten das Chaos zusätzlich.
    Kanhiro packte Ishira an der Schulter. »Zurück ins Haus! Hier draußen haben sie leichtes Spiel mit uns!«
    Die Amanori hatten sie beinahe erreicht. Jeden Moment würden sie ihre entsetzlichen Blitze ausstoßen, die einen Menschen innerhalb eines Lidschlags lähmten. Die Kireshi auf den Wachtürmen feuerten ihre Geschütze ab, doch die Drachen ließen sich davon nicht beeindrucken.
    Kurz vor der Haustür stellte Ishira fest, dass ihr Bruder fehlte. War er nicht eben noch hinter ihr gewesen? Hektisch blickte sie sich um. »Kenjin? Kenjin!«
    Schließlich entdeckte sie ihn ein gutes Dutzend Schritte entfernt. Er war mitten auf dem Platz stehengeblieben. Den Kopf in den Nacken gelegt, beobachtete er die Amanori – augenscheinlich so gefesselt, dass er den Tumult um ihn herum überhaupt nicht wahrnahm.
    »Kenjin!« schrie Kanhiro. »Was machst du denn da? Hier rüber! Beeil dich!«
    Ihr Bruder fuhr zusammen wie jemand, der aus dem Schlaf hoch schreckte, und drehte sich um. Mit weit aufgerissenen Augen rannte er hinter ihnen her.
    Die Amanori eröffneten ihren Angriff. Über die angstvollen Schreie der Dorfbewohner hinweg hörte Ishira das Rauschen des Windes in ihren mächtigen Schwingen. Ihre

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