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INAGI - Kristalladern

INAGI - Kristalladern

Titel: INAGI - Kristalladern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Strunk
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schlangenähnlichen Hälse waren weit vorgereckt. Aus ihren Mäulern schossen die ersten Blitze. Plötzlich war Kenjin von weißgoldenem Feuer eingehüllt. Ishira schrie auf. Ihr Bruder taumelte, den Mund wie in einem stummen Laut der Überraschung geöffnet. Der Schwung seiner Bewegung trug ihn noch einen halben Schritt weiter, bevor er zusammenbrach und mit dem Gesicht nach unten in den Sand stürzte. Um ihn herum fanden die Blitze weitere Ziele. Lautlos sank ein Inagiri nach dem anderen zu Boden.
    Ishira wollte zu ihrem Bruder hinlaufen, doch Kanhiro packte sie am Arm und schob sie auf seinen Vater zu. »Bring Shira ins Haus, Koru!« rief er. »Ich kümmere mich um Kenjin!«
    Togawa nickte. Gegen ihren Widerstand zog er Ishira durch die Haustür. Ihr Freund rannte zurück zu Kenjin, ohne auf die Gefahr für sich selbst zu achten, und hievte sich ihren Bruder auf die rechte Schulter. Die Amanori beschrieben einen Bogen. Diesmal teilten sie sich auf. Zwei flogen hinüber zum Fort, während der dritte erneut auf das Dorf zuhielt.
    Ishira riss sich aus Togawas Griff los. »Pass auf, Hiro!« schrie sie. »Einer ist direkt hinter dir!«
    Ihr Freund warf einen Blick über die Schulter und versuchte, noch schneller zu laufen. Der Drache war in gerader Linie hinter ihm, was einen Moment lang den grotesken Eindruck erweckte, als würden Kanhiro Schwingen wachsen. Sobald er ins Haus gewankt war, schlug sein Vater hinter ihm die Tür zu. Etwas knisterte über das Holz. Durch die Ritzen drang helles Licht. Um ein Haar hätte auch Kanhiro ein Blitz niedergestreckt. Draußen verriet ein grässlicher Schrei, dass der Amanori ein anderes Opfer gefunden hatte. Ishira lief es kalt den Rücken hinunter. Beinahe gegen ihren Willen spähte sie durch eine der Türritzen. Wenige Meter entfernt lag eine ältere Frau, das Gewand zerrissen und blutbefleckt. Ihre Haltung war unnatürlich verrenkt. Schaudernd erkannte Ishira die Frau als Kioge, deren Familie am anderen Ende des Dorfes wohnte. Sie wandte betroffen den Blick ab. Wie leicht hätte es ihr Bruder oder Kanhiro sein können, der dort lag – hingeworfen und zerbrochen wie ein Spielzeug, das seinen Reiz verloren hatte.
    Ihr Freund ließ Kenjin behutsam zu Boden gleiten. Ishira sank neben ihm auf die Knie. »Ken«, flüsterte sie. Die Arme und Beine ihres Bruders zuckten unkontrolliert und er wimmerte leise. Sie war nicht sicher, ob er sie überhaupt hörte.
    Von draußen erklangen gedämpft Laute wie zorniges Rasseln, dann etwas weiter entfernt Rufe und Schmerzensschreie. Die Amanori schienen ihre Angriffe jetzt auf das goharische Fort zu konzentrieren.
    Durch Kenjins Körper lief eine Krampfwelle und schüttelte ihn so heftig, dass seine Zähne aufeinanderschlugen. Ihren Bruder so hilflos zu sehen, schnürte Ishira die Kehle zu. Sie beugte sich über ihn und drückte ihre Wange an sein Haar. »Was machst du nur immer für Sachen, Ken«, flüsterte sie.
    Kanhiro strich sanft über ihren Arm. »Keine Sorge, Shira. Die Wirkung des Blitzes lässt bald nach. In ein, zwei Tagen geht es dem Kleinen wieder gut.«
    Entschlossen wischte Ishira sich die Tränen aus dem Gesicht. Ihr Freund hatte Recht. Die durch die Drachenblitze ausgelösten Muskelkrämpfe und Lähmungen waren zwar schmerzhaft, hielten aber nicht besonders lange an. Nur ganz selten war bisher jemand an den Folgen gestorben und das waren ausnahmslos kleine Kinder oder Menschen mit ohnehin schwacher Gesundheit gewesen. Anstatt zu jammern, sollte sie sich lieber um das Naheliegende kümmern! »Ich werde Kens Schlafsachen nach unten holen«, entschied sie. »Neben der Kochstelle ist der wärmste Platz im Haus.«
    Sie eilte nach oben und holte Kenjins Matte und Decke aus seiner Kammer. Nachdem sie das Binsengeflecht in der Nähe der Herdstelle ausgerollt hatte, half sie Kanhiro, ihren Bruder darauf zu betten. Togawa hatte inzwischen das Feuer angezündet und setzte Teewasser auf. Ein durchdringender, lang gezogener Laut drang zu ihnen ins Zimmer, bei dem sich Ishiras Nackenhaare aufstellten. Unmittelbar darauf folgten Jubelrufe.
    Kanhiro, der dabei war, die Decke über Kenjin zu breiten, sah ungläubig auf. »Die Gohari haben doch nicht etwa einen Treffer gelandet?«
    Rollender Donner überlagerte seine Worte. Die Wutschreie der Amanori. Sollte es den Gohari tatsächlich gelungen sein, einen von ihnen zu verwunden?
    Sein Vater kniete noch immer neben dem Herd. »Wollen wir hoffen, dass die Kireshi sich zur Abwechslung einmal

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