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INAGI - Kristalladern

INAGI - Kristalladern

Titel: INAGI - Kristalladern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Strunk
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nahm. »Du hast was gut bei mir, dass du den Kerl hier davor bewahrt hast, in die Luft zu fliegen.« Er schlug Kanhiro auf die Schulter.
    Sie musste gleichfalls grinsen. »Ich komme bei Gelegenheit darauf zurück.« Mit Ozamis älterem Bruder hatte sie nie Probleme gehabt. In seinen Augen gehörte sie zu Kanhiro und das war für ihn alles, was zählte.
    Auf dem Weg zum Fort quetschten Seiichi und Tasuke sie nach ihren Reiseerlebnissen aus. Diesmal war sie jedoch etwas vorsichtiger damit, was sie erzählte. Am Tor zum Lager verließ sie die anderen. Als sie den Wächtern erklärte, sie sei mit Kiresh Rondar verabredet, nickten diese nur und wiesen ihr den Weg zur Herberge. Sie traf ihren Begleiter beim Frühstück an. Nachdem er sich danach erkundigt hatte, wie das Wiedersehen mit ihrer Familie verlaufen war, teilte er ihr die neuen Anordnungen des Hemak mit. Bis es in Soshime wieder Zeit wurde, die Kristalladern zu trennen, sollte sie wie früher als Sortiererin arbeiten. Ihre nächste Reise durch das Hem hing nicht zuletzt vom Ergebnis der Suche nach anderen Personen mit ähnlichen Fähigkeiten wie der ihren ab. Rondar selbst würde bis auf Weiteres zu Kirans Garde zurückkehren.
    Obwohl sie über diese Entwicklung eigentlich froh sein konnte, machte sich in Ishira Unruhe breit. Vielleicht war Kenjins Bemerkung vom vergangenen Abend daran schuld. »Werdet Ihr auch beim nächsten Mal mein Begleiter sein, Deiro?« fragte sie vorsichtig.
    Er sah sie forschend an. »Möchtest du das denn?« Sie nickte ohne Zögern. Rondar lächelte. »Ich werde es dem Hemak sagen.«

    * * *

    Am späten Abend brach Ishira mit ihrem Freund zum Friedhof auf, um das Grab seines Vaters zu besuchen. Sie legten den Weg in einträchtigem Schweigen zurück. Ishira war zufrieden damit, einfach nur Kanhiros Nähe zu spüren, und ihm schien es genauso zu gehen. Der Tag war nicht so schlimm verlaufen, wie sie zunächst befürchtet hatte. Der Anreshir hatte ihr einen anderen Sortiertisch zugewiesen, was bedeutete, dass sie nicht mit Ozami hatte zusammen arbeiten müssen. Die Frauen an ihrem Tisch, zu denen auch Rei gehörte, deren Mutter beim letzten Drachenangriff getötet worden war, hatten ihre gewohnte Distanz gewahrt und ihr nur wenige Fragen gestellt. Ishira hatte den Eindruck gewonnen, dass sich zu ihrer Abneigung jetzt auch noch Misstrauen und ein gewisses Maß an Furcht gesellten, während sie gleichzeitig darauf bedacht schienen, sich ihres Wohlwollens zu versichern. Das widersprüchliche Verhalten der Frauen war anstrengend, aber zumindest hatte es einen Vorteil: Nicht ein einziges Mal hatte jemand sie darum gebeten, die Körbe zu den Wagen zu bringen – im Gegenteil hatte Rei ihr den Korb, den sie schon in der Hand gehabt hatte, fast erschrocken abgenommen. Dennoch bezweifelte Ishira, dass ihre neue Situation wirklich eine Verbesserung darstellte.
    Der Friedhof lag am nördlichen Rand des Tals in einem schmalen Einschnitt, wohin kaum jemals ein Sonnenstrahl drang. Rechts und links ragten hohe Felsen auf und ließen nur einen schmalen Streifen Himmel frei, so dass es aussah, als würde das Rot der Dämmerung auf beiden Seiten von Finsternis geschluckt. Ein dichter Moosteppich bedeckte den Boden und dämpfte ihre Schritte. Die Stellen, an denen die Urnen mit der Asche der Verstorbenen in der Erde ruhten, waren durch schlichte Holzstäbe gekennzeichnet, an deren Spitze weiße Stoffbanner hingen. Um sie herum war alles still bis auf ein gelegentliches Rascheln im Unterholz des angrenzenden Waldes.
    Vor den Gräbern seiner Familie blieb ihr Freund stehen. Außer den Bändern an Togawas Stab waren die meisten eher grau als weiß und so zerschlissen, dass der Wind oder Vögel Stücke davon abgerissen hatten. Kanhiro verneigte sich dreimal, um Respekt vor seinen Ahnen zu bekunden. Ishira folgte seinem Beispiel und sprach ein kurzes Gebet, während sie den Bändern ein weiteres hinzufügte. Dann wickelte sie das Rehime aus seiner Umhüllung und ließ sich auf dem trockenen Moos nieder. Es fiel ihr leichter, ihre Gefühle und Gedanken in Musik auszudrücken als in Worten. Mit den ersten Takten flackerten Erinnerungen an Kanhiros Vater auf – Bruchstücke aus ihrer Kindheit bis hin zur jüngsten Vergangenheit, als er ihr das Rehime geschenkt hatte. Doch ohne, dass sie es verhindern konnte, drängte sich ihr auf einmal das Bild auf, wie er von Felsmassen verschüttet wurde. Und dann geschah etwas Seltsames: Sie hatte das schwindelerregende

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